Fan-Randale beschäftigen Landtag

von 9. Oktober 2009

Die Ausschreitungen von gewalttätigen Fußballfans nach dem Regionalligaspiel zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem Halleschen FC haben am Freitag auch den Landtag von Sachsen-Anhalt beschäftigt. Vor zwei Wochen hatten Randalierer Polizisten in einen Hinterhalt gelockt und angegriffen.

Der innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Jens Kolze forderte deshalb, dass die Polizei bei Ausschreitungen am Rande von Fußballspielen Gummigeschosse einsetzt. Bei Bernward Rothe, innenpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, stößt das auf Widerstand. „Diese Forderung ist völlig indiskutabel. Ich fordere Herrn Kolze auf, sich davon sofort zu distanzieren.“ Wenn Polizisten mit Gummigeschossen in eine Menschenmenge feuern wäre das Gefährdungsrisiko für unbeteiligte Passanten völlig unkalkulierbar, meint Rothe. Zudem könnten auch Gummigeschosse auf kurze Entfernungen tödliche Wirkung haben. „Es ist jenseits der Rechtsstaatlichkeit, wenn Polizisten in eine Menschenmenge schießen.“

„Der Angriff ist in höchstem Maße beunruhigend,“ erklärte der innenpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Guido Kosmehl nach der Sitzung. „Die Polizisten sind bei Fußballspielen vor Ort, um alle Beteiligten und insbesondere auch die Fans vor Gewalt zu schützen. Das sie nun offensichtlich mit Vorsatz selbst zu Zielscheibe werden, ist eine schlechte Nachricht für die Sicherheitslage im Land und damit für jeden einzelnen Bürger.“ Kosmehl forderte die Fanszene auf sich von den Angreifern offen zu distanzieren: „Die friedlichen Fans dürfen sich nicht von einigen Gewalttätern in Komplizenschaft nehmen lassen, wer Informationen über die Täter hat sollte sie der Polizei mitteilen. Gerade die friedlichen Fans werden nämlich zu Opfern von Gewalt. werden, wenn die Polizisten in Zukunft mehr damit beschäftigt sein dürften, sich selbst zu schützen.“ Von der Landesregierung erwarte er Vorschläge, mit welchen Konzepten sie zukünftig solche Vorfälle verhindern will: „Wir als Abgeordnete wollen vor allem wissen, ob unsere Polizisten etwa weitere Einsatzmittel und Ausrüstungsgegenstände benötigen.“ Mit Erfolg beantragte er dazu, das Thema im Innenausschuss im Januar erneut aufzurufen. Dann soll gemeinsam mit den Vereinen, den Fanprojekten, den Polizeigewerkschaften an Lösungen gearbeitet werden. Nicht zuletzt sollen aber auch die Einsatzbeamten zu Wort kommen.

Die Gewaltspirale scheine sich immer schneller zu drehen, erklärte die innen- und rechtspolitische Sprecherin der Links-Fraktion Gudrun Tiedge. Die Gewaltbereitschaft so genannter Fans habe eine neue, äußerst besorgniserregende Dimension erreicht. „Aggressivität und massive Gewalt werden zu einer ständigen Begleiterscheinung von Fußballspielen. Dieses Phänomen wurde in der heutigen Innenausschusssitzung leider bestätigt. Die Linken verurteilen die gezielt geplanten und kalkuliert vorbereiteten Angriffe gegen Polizeibeamte sowie gegen unbeteiligte Fans aufs Schärfste. „Den Verletzten gehört unsere uneingeschränkte Anteilnahme.“ Um so mehr müsse man mit Erstaunen vernehmen, dass Vertreter von Fan-Projekten nicht den Weg gefunden haben, sich bei den Opfern zu melden, “ihnen schnelle Genesung zu wünschen und sich für die Gewalt so genannter Fans zu entschuldigen.“