Fanszene kritisiert HFC-Ausschreitungen

von 4. Oktober 2009

Eine neue Dimension der Gewalt gab es beim letzten Heimspiel des HFC. Ein geworfener Böller hatte bereits während der Partie gegen den 1. FC Magdeburg für eine fünfminütige Spielunterbrechung gesorgt. Nach dem Spiel schließlich täuschten Unbekannte Auseinandersetzungen zwischen Fangruppen vor. Einziges Ziel dabei: Polizeibeamte anlocken, gegen die sich schließlich die Gewalt richtete.

Mit „Entsetzen“ habe man die Vorkommisse wahrgenommen, äußert sich nun der HFC Fanszene e.V. Doch man erhebt auch Vorwürfe gegen die Polizei. „Leider erreichen uns immer mehr Meldungen über Konflikte zwischen Fans und Polizei, in denen unverhältnismäßiges Eingreifen oder gänzliches Fehlverhalten der Polizeikräfte, dokumentiert ist.“

Der Fanszene-Verein fordert nun einen Krisengipfel aller Beteiligten – also Stadt Halle, einschließlich des HFC, DFB, NOFV, der Bundespolizei und der Deutschen Bahn.

Die komplette Stellungnahme lesen Sie auf Seite 2:

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Stellungsnahme des HFC-Fanszene e.V.
zu den Vorkommnissen beim Spiel HFC-1. FC Magdeburg
am 26.09.2009 in Halle

Mit Entsetzen hat der Vorstand des HFC-Fanszene e.V. die Vorkommnisse nach dem Derby gegen den 1. FCM wahrgenommen und möchte diesbezüglich sachlich und differenziert Stellung nehmen.

Aus unserer Sicht fand das brisante Sachsen-Anhalt Derby auf den Rängen des Kurt-Wabbel-Stadions in einem stimmungsvollen und friedlichen Rahmen statt.

Die durch das Zünden von Feuerwerkskörpern hervorgerufenen Gefährdungen und Störungen des Spieles lehnen wir selbstverständlich ab. Zur sachlichen Aufarbeitung der Vorkommnisse ist es aus unserer Sicht notwendig, das Abbrennen von pyrotechnischen Erzeugnissen im Stadion als Ordnungswidrigkeit zu bewerten, entsprechend zu ahnden und nicht durch Panikmache unnötig negativ aufzuwerten. Insbesondere die Gleichsetzung einer pyrotechnischen Umrahmung von Choreographien mit Randale halten wir für problematisch.

Die nach dem Spiel erfolgten Übergriffe auf Polizeibeamte sind absolut inakzeptabel und werden vom Vorstand des HFC-Fanszene e.V. auf das Schärfste verurteilt. Wir empfinden die Formen und Entwicklungen gewalttätiger Auseinandersetzungen im Umfeld des Halleschen Fußballclubs sowie im bundesweiten Fußballkontext als äußerst besorgniserregend.

Derzeitige Sicherheits- und Einsatzstrategien der Vereine und Ordnungsbehörden zeigen vielfach nicht den angestrebten Erfolg. Wir beobachten eine beängstigende Entwicklung bezüglich der Akzeptanz für polizeiliche Maßnahmen, insbesondere bei aktiven jugendlichen Fangruppierungen.

Leider erreichen uns immer mehr Meldungen über Konflikte zwischen Fans und Polizei, in denen unverhältnismäßiges Eingreifen oder gänzliches Fehlverhalten der Polizeikräfte, dokumentiert ist. Die daraus resultierende Opferrolle der Fans sorgt für gefährliche Solidareffekte innerhalb der Fanszenen und bietet einen Nährboden für gewaltsuchende Fangruppen.
Insgesamt stellt die zunehmende Konfrontation zwischen Fans und Polizei eine Gefährdung für den öffentlichen Raum und die Durchführung von Fußballspielen dar.
Mit Sorge vernehmen wir populistische Forderungen nach noch mehr Polizeikräften bei Fußballeinsätzen, schärferen Sanktionen, härteren Eingreifmöglichkeiten und höheren Strafen.

Aus unserer Sicht dienen diese Forderungen weder einer Entspannung der Situation, noch fördern sie die Dialogbereitschaft. Im Gegenteil, wir befürchten das sich die Gewaltspirale durch derartige Systematiken stetig weiter dreht und Selbstregulierungsprozesse in den Fanszenen behindert werden.

Wir fordern deshalb einen „Krisengipfel“ von Fanvertretern mit allen fußballrelevanten Institutionen der Stadt Halle, einschließlich des HFC, DFB, NOFV, der Bundespolizei und der Deutschen Bahn.

Jedoch rufen wir zuerst alles HFC Fans auf, sich sachlich mit der Problematik Auseinanderzusetzen.

Der 1. Schritt wurde durch die Ultras und weitere HFC Fans am Mittwoch, 30.09.2009, im Fanhaus in Form intensiver Gespräche getan. Abschottung, eine Kriminalisierung der ganzen Fankurve und Verbote von Fanmaterialien sind aus unserer Sicht der falsche Weg!

Ziele der Gespräche sind eine Kommunikations- und Verständnisförderung zwischen allen am Prozess beteiligten Parteien, die Entwicklung eines regional- deeskalierend wirkenden Fanbetreuungs- und Begleitungsprogramms im Sinne eines störungsfreien Fanreiseverkehrs und Spielbetriebes im Umfeld
des Halleschen Fußballclubs.