Fast jeder vierte Hallenser armutsgefährdet

von 21. Dezember 2011

Sachsen-Anhalt ist immer noch eines der Bundesländer mit der größten Armutsgefahr. Das geht aus dem so genannten Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes hervor. Im bundesweiten Vergleich landet das Bundesland auf dem drittletzten Rang.

Besonders alarmierend ist die Situation in der Region Halle (Saale). 21,3 Prozent der Bevölkerung ist hier gefährdet, in die Armut abzurutschen. Bundesweit sind es 14,5 Prozent und damit rund 12 Millionen Menschen. Halle landet damit auf dem 78. Platz von 82 im Ranking aufgeführten Regionen. Noch schlechter sind die Regionen Westmecklenburg, Westsachsen, Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern. Allerdings weist die Untersuchung des Paritätischen eine positive Entwicklung für Halle aus. So waren 2008 noch 23,9 Prozent der Einwohner armutsgefährdet. Am geringsten ist die Gefährdung im bayrischen Oberland mit 7,5 Prozent.

Doch auch wenn es in einzelnen Regionen Verbesserungen gibt, insgesamt hat sich die Situation weiter zugespitzt, kritisiert der Paritätische. Alarmierend sei, dass auch in Jahren mit starkem Wirtschaftswachstum wie 2006, 2007 oder 2010 die Armut nicht zurückgegangen sei. „Es handelt sich um eine Verhärtung der Armut auf sehr hohem Niveau“, stellt Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider fest. „Wo die Wirtschaft nicht für sozialen Ausgleich sorgt, ist die Politik gefordert.“

Nach der Studie, die den Zeitraum 2005 bis 2010 umfasst, zeigen insbesondere die Bundesländer Berlin und Nordrhein-Westfalen einen deutlichen Negativtrend. Besonders besorgniserregend sei die negative Entwicklung im Ruhrgebiet. Sehr hohe Armutsquoten mit seit Jahren steigender Tendenz im größten Ballungsgebiet Deutschlands müssten in der Politik sämtliche Alarmglocken läuten lassen. „Wenn dieser Kessel mit fünf Millionen Menschen einmal zu kochen anfängt, dürfte es schwer fallen, ihn wieder abzukühlen“, warnt Schneider.

Der Paritätische fordert von der Bundesregierung eine armutspolitische Kehrtwende. Wer die Armut glaubhaft bekämpfen wolle, müsse die Regelsätze in Hartz IV erhöhen, den öffentlich geförderten Beschäftigungssektor ausbauen, die Bildungschancen benachteiligter Kinder und Jugendlicher sichern und der drohenden Altersarmut vorbeugen. Zur Finanzierung dieser Reformen dürfe die Regierung nicht länger vor der Verteilungsfrage zurückschrecken. „Es wird Zeit, nicht nur die Armut sondern auch den Reichtum in Deutschland zu enttabuisieren“, so Schneider. Der Verband fordert eine deutlich stärkere Besteuerung von großen Erbschaften, Vermögen sowie hohen Einkommen.