Findelkind: Kritik an Strafanzeige

von 13. Januar 2011

Anfang des Jahres wurde in der Babyklappe des Elisabeth-Krankenhauses ein Säugling abgegeben. Dass die Stadt gegen die (noch unbekannten) Eltern Strafanzeige gestellt hat, sorgte am Donnerstag für Kritik im Jugendhilfeausschuss.

“Das ist nicht üblich”, sagte Torsten Bognitz vom Caritasverband, es widerspreche dem Sinn von Babyklappen. Es gebe Absprachen, dass keine Anzeigen gestellt werden. Die Mutter werde jetzt durch die Stadt kriminalisiert, so Bognitz, der nun befürchtet, dass potentielle Nutzer nun Abstand nehmen und stattdessen dem Kind “den Kopf abhacken”. Ähnlich sah es Inés Brock von den Grünen. Die Anzeige konterkariere die Babyklappe.

Sozialdezernent Tobias Kogge und Jugendamtsleiterin Katharina Brederlow verteidigten hingegen die Anzeige. Es müssten auch die Rechte des Kindes im Auge behalten werden. Das betreffe neben Unterhalt auch das Recht, seine Herkunft zu erfahren. Für die eigentlichen Babyklappen-Nutzer gelten Ausnahmeregelungen, hier werden keine Anzeigen gestellt. Man geht davon aus, dass jede zehnte Mutter nach der Schwangerschaft Depressionen bekommt. In dieser schwierigen Situation könne es zu Kurzschlussreaktionen kommen. Brederlow stellte aber auch klar, dass man ja auch eine Altersgrenze ziehen müsse. "Und wo soll man dies tun?" Die Babyklappe sei für Neugeborene gedacht.

Doch im aktuellen Fall liege die Situation anders. “Es ist kein Neugeborenes”, so Brederlow. Das abgegebene Kind ist drei bis vier Monate alt. Genau weiß man es nicht. Trotz Aufrufen in der Presse haben sich die Eltern bislang noch nicht gemeldet.