Firmen wollen Parkeisenbahn retten

von 5. Juli 2012

Auf dem Gelände der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt (SLV) sind vor wenigen Tagen zahlreiche Vertreter Hallescher Firmen zusammengekommen, um eine gemeinsame Resolution zum Erhalt des Peißnitzexpress zu unterzeichnen. Die 50 Jahre alte Parkeisenbahn steht vor dem Aus, weil die Stadt sämtliche Zuschüsse streichen will. Es geht um jährlich 92.000 Euro.Steffen Keitel von der SLV sagte, man habe Interesse daran, dass weiterhin eine kleine Eisenbahn über die Peißnitzexpress fährt und die Hallenser mit der Technik der Eisenbahn bekannt macht.Steffen Leu ist seit 1993 bei der Parkeisenbahn, zunächst als Jugendlicher und mittlerweile im Vorstand des Vereins. Er hat eine Unterschriftenaktion gestartet, um sich für einen Erhalt einzusetzen. Sein Vereinskollege Rainer Panse hat den Förderverein 1991 mitbegründet. Heute ist er mit der dienstälteste Parkeisenbahner, seit 45 Jahren dabei. “Uns fehlt das Bekenntnis der Stadt zum dauerhaften Erhalt”, beklagte er. Die Stadt lasse eine messbare Aussage vermissen. Seit Dezember gehe es dem Verein so.Am Runden Tisch nahm auch Bernd Wiegand teil. Er sagte, er vermisse von Seiten der Stadtverwaltung bislang die Transparenz. Ebenso erschienen war SPD-Kandidat Kay Senius. Für die Stadt wurde Bildungsdezernent Tobias Kogge eingeladen, der aber aus terminlichen Gründen nicht kommen konnte.”Die Parkeisenbahn liegt uns am Herzen”, sagte der Geschäftsführer der Elektro Thermit GmbH, Jörg Keichel. Angela Papenburg vom gleichnamigen Bauunternehmen sagte, es sei wichtig, dass es die Parkeisenbahn weiter gibt. Deshalb wolle sie sich beim Erhalt mit engagieren. Firmen könnten sich finanziell oder mit Sachleistungen einbringen. Insgesamt spreche man da wohl von einer Summe um die 60.000 Euro. Ein wichtiges Thema sei in diesem Zusammenhang, was die Unternehmen davon haben. Eine Richtung sei die Parkeisenbahn als außerschulischer Lernort zur Berufsorientierung. So kann sich Frau Papenburg vorstellen, Jugendliche auf diese Weise an den Beruf des Gleisbauers heranzuführen.Gerd Blumenau von der HAVAG vertritt am Runden Tisch die Hallesche Verkehrs AG, die von der Stadt mit der Betriebsführung beauftragt wurde. Er weist mangelnde Transparenz von Seiten der HAVAG zurück. Bei einer Halbierung des laufenden Aufwandes habe man die Einnahmen verdoppelt, erklärte er. Die Bahn sei ein Stück Identität der Stadt. Wie Blumenau sagte, könne die HAVAG wegen der eigenen Satzung nicht direkt Betreiber der Bahn sein. Seinen Worten zufolge stehen in den nächsten Woche weitere Gespräche mit der Stadt an. Dabei geht es um die Fortführung des Vertrags nach 2012 hinaus. Im laufenden Jahr zahle die Stadt nur die Hälfte des ursprünglich vereinbarten Zuschusses. Derzeit gebe es von Seiten der HAVAG Überlegungen, das Objekt baulich so anzulegen, dass es besser vor Hochwasser geschützt ist. Möglich sei zum Beispiel die Erhöhung des Bodens im Lokschuppen. 38.000 Euro jährliche kosten verursache der Betriebsleiter, weitere 28.000 eine Hilfskraft. Hinzu kommen je 25-30.000 Euro für Strecke und Rollmaterial.Uwe Albrecht von der Maschinenbau- und Servicegesellschaft MSG Ammendorf will sich ebenso mit einbringen. Die Parkeisenbahn gehöre sehr wohl ins Stadtbild von Halle.Axel Börnert betreut das Marketing der SLV. Er als zugezogener Bürger hat den Runden Tisch mit initiiert. “Mir ist die Parkeisenbahn ans Herz gewachsen”, sagte er. Bereits nach Bekanntwerden der Sparpläne hat sich sein Unternehmen deshalb an Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados gewendet. Wie er erklärte, habe man schon in der Vergangenheit die Parkeisenbahn unterstützt. Dazu zählen zum Beispiel werkstofftechnische Untersuchungen. Dabei habe man Risse in Rädern festgestellt. Gerade bei Teigen Temperaturen könne es zu Sprödbruch kommen. Bis Ende des Jahres könne man noch mit den bestehenden Rädern fahren, danach geht es nicht mehr.Am 24.11.1991 wurde der Förderverein mit sieben Mitgliedern gegründet. Aktuell gebe es 37 Mitglieder, darunter 13 qualifizierte Eisenbahner oder Triebfahrzeugführer. 7 Lokomotiven und 14 Waggons. Von 1961 bis 2011 wurden mehr als 3,5 Millionen Fahrgäste gezählt. Die Streckenlänge beträgt zwei Kilometer. Zum Netz gehören auch zwei Bahnhöfe und ein Haltepunkt sowie drei technisch gesicherte Bahnübergänge, vier weitere Übergänge und 13 Signale. Es gibt eine fest angestellte Person. Alles andere läuft ehrenamtlich. Ein große Problem war das Hochwasser 2011. Zum Wiederaufbau leisteten die Ehrenamtlichen 1400 Arbeitsstunden. Fast 11.000 Euro haben die Hallenser dafür gespendet. Daneben haben sich zahlreiche Firmen eingebracht, beispielsweise Schotter, Werkzeuge, Farben und Möbel gespendet.”Es sieht nicht ganz so schlecht aus, wie wir zunächst befürchtet haben”, resümierte Steffen Keitel von der SLV. Er regte die Bildung eines Förderkreises durch die interessierten Firmen an.Mit der Resolution fordern die Unterzeichner mehr Transparenz. Unter anderem sollen die Eigentumsverhältnisse und das Geschäftsmodell klar dargestellt werden. Auch ein Finanzplan mit Einnahmen und Ausgaben soll vorgelegt werden. Daneben wird den Verantwortlichen der Stadt empfohlen, den Betrieb der Parkeisenbahn in ein Gesamtkonzept für die Peißnitz zu integrieren. Auf diese Weise soll die Attraktivität gesteigert und die Zahl der Fahrgäste erhöht werden.Weitere Treffen der Beteiligten sind geplant.