Fragmente und Rekombinationen

von 11. Februar 2012

Die Landeskunststiftung in Halle (Saale) zeigt an ihrem neuen Sitz am Neuwerk 11 jetzt die zweite Ausstellung. Am Freitagabend wurde unter dem Titel „Trouble in Mind“ die neue Schau eröffnet. Bis zum 23. März 2012 sind Arbeiten der Hallenser Künstler Christian Linsenmeier und Johannes Nagel zu sehen. Die beiden spielen mit den Erwartungen des Betrachters. Durch die gezielte Vermischung von Techniken, Motiven und Materialien rütteln sie in ihren Collagen aus Malerei und Keramik an der Vorstellung von Original und Originalität eines Kunstwerkes. Beide sind Stipendiaten der Landeskunststiftung und zeigen in der Schau nun ihre Arbeitsergebnisse.

Der bildende Künstler Christian Linsenmeier, geboren 1981, arbeitet mit Bildzitaten der jüngeren Kunstgeschichte, besonders der amerikanischen Pop-Art. Er löst sie aus ihrem ikonografischen Zusammenhang und montiert sie zu immer neuen Bildwelten in einem raumfüllenden Gesamtformat von 2m x 20m. Die so entstehenden Wandfriese mit dem Arbeitstitel „Approp-POP“ untergraben jede Übereinkunft hinsichtlich Bedeutung und Interpretation, gerade weil sie in ihren Details so bekannt scheinen. Auch im Formalen gelingt dem Künstler diese Irritation. Durch unterschiedliche Methoden des Farbauftrags simuliert Christian Linsenmeier verschiedene künstlerische Techniken, die innerhalb seiner Collagen eklatante Stilbrüche erzeugen: Lineare, einfach ausgeführte Partien stehen neben fein modellierten, plastisch wirkenden Details, grafische Elemente neben nass in nass gemalten Stellen.

Ähnlich irritierend sind auch die Arbeiten des Keramikkünstlers Johannes Nagel. Seine Skulpturen erinnern an Vasen oder deren Fragmente, die er mal mutwillig zerstört, mal konstruktiv zusammensetzt. Aus den Neukombinationen ergeben sich entfremdete, provisorisch wirkende Objekte, formal vertraut und doch ihrer scheinbaren Funktion beraubt. Eine Serie von Arbeiten, die nun in der Kunststiftung zu sehen ist, trägt daher auch den Titel „vessels, perhaps“ ­– Gefäße, aber nur vielleicht. Gleichzeitig nimmt Johannes Nagel, geboren 1979, dem Porzellan seine Reinheit: Schnittstellen und Farbkleckse, halbfertige Malereien und Bruchstellen verweisen auch im fertigen Werk stets auf den Moment der Bearbeitung zurück.

Geöffnet ist die Ausstellung immer mittwochs bis samstags von 14 bis 18 Uhr. Eine Führung mit den Künstlern am Freitag, dem 17. Februar 2012 lädt ab 17 Uhr vor allem Jugendliche ein, die Ausstellung zu erkunden. Bei einem Kunstnachmittag am Samstag, dem 17. März 2012 ab 14 Uhr können Kinder ihre eigenen Kunstwerke erschaffen.