Friedhof Neustadt bleibt

von 28. Oktober 2010

Der Neustädter Friedhof wird doch nicht geschlossen. Mit einer knappen Mehrheit von 22 zu 21 Stimmen hob der Stadtrat am Mittwoch den vor zwei Jahren gefassten Beschluss zur Schließung wieder auf.

Zum Jahre 2038 hätte der Friedhof geschlossen werden sollen. Ab 2018 wären keine Erdbestattungen mehr möglich. Doch dieser einstige Beschluss hatte vor allem unter den Neustädter Einwohnern für Empörung gesorgt. Schachtschneider sagte, der Beschluss sei damals still und leise gefasst worden. “Die Bürger fühlten sich nicht mitgenommen”, sagte er. Nun könnte der Rat mit der Zustimmung zeigen, dass auch er mal Fehler macht. Swen Knöchel (Linke) signalisierte Zustimmung. Man habe 2008 einen ähnlich lautenden Antrag gestellt. Knöchel sagte, der Schließungsbeschluss habe die Neustädter verunsichert. Deshalb seien die Bestattungszahlen stark zurückgegangen. Er kritisierte auch, dass noch immer der Schließungsbeschluss im Schaukasten aushänge.

SPD-Rat Johannes Krause warb hingegen für seinen Änderungsantrag, die Schließung nicht komplett aufzuheben, sondern nur auszusetzen. Es gab dafür aber keine Mehrheit. Werner Misch (CDU) warf Schachtschneider vor, Lokalpatriotismus in Halle-Neustadt zu betreiben. Niemanden sei der damalige Schließungsbeschluss leicht gefallen. Er sei aber notwendig. “Wir müssen Vorsorge für die Zukunft schaffen”, so Misch. “Es braucht niemand Sorge zu haben, dass er über der Erde liegen bleibt weil es keine Gräber gibt.” Dietmar Weihrich (Grüne) war schon vor zwei Jahren gegen die Schließung. Dass damals die CDU zustimmte und nun plötzlich ein Christdemokrat den Beschluss doch wieder aufheben will, ist jedoch für Weihrich nur Wahlkampf. “Ein leicht zu durchschauendes Spiel.” Das wollte Andreas Schachtschneider, der Direktkandidat für die CDU in Halle-Neustadt zur kommenden Landtagswahl ist, nicht auf sich sitzen lassen. Er habe den Antrag schon Anfang des Jahres gestellt, als die Kandidatur noch gar nicht klar gewesen sei.

Oberbürgermeisterin Szabados begründete noch einmal, warum die Stadt weiterhin an der Schließung festhalten will. “Wir haben die Aufgabe, strategisch in die Zukunft zu schauen.” Man solle doch nicht das Fähnchen in den Wind halten, weil Wahl ist. Bernhard Bönisch (CDU) hingegen verteidigte den Antrag. Rein rechnerisch möge die Schließung Sinn machen. Doch auch das Befinden der Bevölkerung zum Thema müsse mit ins Feld gezogen werden.