Fundgrube für die Forschung: “Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale”

von 10. Januar 2013

In dem über 600 Seiten starken Band mit seinen akribisch aufgeschlüsselten Artikeln finden Laien und Fachgelehrte nun erstrangige Quellen für neue Einblicke in die Geschichte der Stadt Halle.

Vom Ortsschild bis zur Werbetafel: Inschriften sind Teil unseres täglichen Lebens – dies ist heute nicht anders als bei unseren Vorfahren. Inschriften auf Kirchenglocken, an Klöstern und anderen Bauwerken, Stiftungsinschriften auf Gegenständen der Kirchenausstattung, Inschriften des Totengedenkens, aber auch der Besitzvermerk auf dem Löffel eines Ratsherrn oder die Kritzelinschrift im Stadtgefängnis legen Zeugnis ab vom Leben der Menschen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit – oft jenseits dessen, was die Chroniken berichten. Das Großprojekt „Die Deutschen Inschriften des Mittelalters und der frühen Neuzeit“, an dem sechs deutsche Akademien der Wissenschaften und die Österreichische Akademie der Wissenschaften beteiligt sind, sammelt in detektivischer Forschungsarbeit diese Quellen und bereitet sie auf. Fast immer ist es eine mühevolle Arbeit, Inschriften als Informationsträger zu erschließen: Nach der oft aufwendigen Suche müssen Inschriften trotz fehlenden Lichts und schlechten Erhaltungszustands gelesen, Abkürzungen aufgelöst und aus alten Sprachen übersetzt werden; zudem gilt es, den Sinn zu ergründen. In acht Forschungsstellen (Bonn, Göttingen, Greifswald, Halle, Heidelberg, Mainz, München, Wien) entstehen die Bände der Reihe “Die Deutschen Inschriften”. Ein umfangreiches Internetportal ergänzt die Publikationsreihe, unter www.inschriften.net finden Laien und Fachwissenschaftler zahlreiche Informationen und einzelne Digitalisate.

Die soeben erschienene Publikation “Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale” präsentiert in 530 Katalogartikeln und einem Anhang mit weiteren 72 Artikeln sowohl die original erhaltenen als auch die abschriftlich überlieferten Inschriften aus dem heutigen Stadtgebiet von Halle. Erfasst sind alle Inschriften vom hohen Mittelalter bis zum Jahr 1650. So dokumentieren z. B. Inschriften am Neuen Stift, dem heutigen Dom, und der Burg Giebichenstein eine rege Bau- und Stiftungstätigkeit der Erzbischöfe von Magdeburg. Schwelende Religionskonflikte werden an zahlreichen Inschriften vor allem seit der Mitte des 16. Jh. sichtbar. Grabinschriften, die oftmals nur abschriftlich überliefert waren, veranschaulichen die familiäre und ständische Einbindung städtischer und höfischer Eliten.

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