Fußball ohne Gewalt

von 3. Dezember 2009

Es ist ein heißes Thema: Gewalt im Fußball. Und wie kann man ihn verhindern? Genau dieser Frage stellten sich am Mittwoch Fans des halleschen FC, Vertreter von Stadt und Polizei sowie die Koordinationsstelle Fanprojekte. Denn gerade der Hallesche FC steht immer wieder in der Kritik. Konkrete Ergebnisse brachte der Abend in der Jugendwerkstatt Frohe Zukunft zwar noch nicht. Aber immerhin saßen beide Seiten einmal zusammen. Vielleicht jein erster Schritt zur Normalisierung.

Fußball ohne Gewalt – das hängt auch vom Kopf ab, findet Halles Polizeichef Udo Richter. Er vermisse von Fans und Fanprojekt ein klares Bekenntnis gegen Gewalt, so Richter. Sozialarbeiter Steffen Kluge wollte das nicht unkommentiert lassen. Denn die Gewaltprävention sei einer der Schwerpunkte das Fanprojekts.

Ein weiter Teil der Diskussion wendete sich dem Thema Pyrotechnik und Böller zu. Ganz verhindern kann man einzelne Böllerwürfe nicht, das sieht auch Werner Georg so, Präsident des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt (FSA). Doch der DFB hat eben diese Regel aufgestellt. Und wer seien Verein dennoch zum Beispiel mit bengalischen Feuern unterstützen will, der kann das gern machen. Er müsse es eben nur vorher anmelden. “Doch das macht keiner”, so Georg. Er und auch Vertreter der Polizei machten deutlich, dass derartige Ruhestörungen von Seiten der Fans gemeldet werden sollten. Die Fans wiederum mochten Gewalt und Pyrotechnik nicht gleichgesetzt wissen. Sie forderten auch vom DFB mehr Ehrlichkeit beim Umgang mit dem Thema. Beim Skispringen seien bengalische Feuer kein Problem. Und auch der DFB feuere zum Saisonauftakt Feuerwerke ab.

Ein wichtiges Thema ist für die Fans die Identifizierung der Polizisten. Denn auch unter den Polizisten seien Täter. Viele Fans fühlen sich von Beamten schikaniert und bedroht. Doch in den allermeisten Fällen erhalte man den Namen der betroffenen Polizisten nicht und habe auch keine Möglichkeit heranzukommen. Der Vorschlag deshalb: die Polizisten sollen durch individuelle Nummern erkennbar sein. Das lehnt Innendezernent Bernd Wiegand ab. Fans würden schließlich auch keine Nummern tragen.

Eingeflossen in die Diskussion ist auch ein mögliches Alkoholverbot. Das mache wenige Sinn, so die Behördenvertreter. Denn es gebe zwar gelegentlich auch Probleme durch alkoholisierte Fans. Doch das ist nicht der Hauptanteil.

Und auch die Präsenz der Polizei war ein Thema. Laut Udo Richter sind bei größeren Heimspielen rund 800 Beamte im Einsatz. Dabei brauche man die Beamten eigentlich für andere Zwecke. “Wir könnten es uns zum Beispiel ersparen, Fans zum Bahnhof zu geleiten”, so Ralf Karlstedt vom Polizeirevier Halle. “Aber das geht nicht, weil jedes Mal Fans versuchen, zu den gegnerischen Fans zu gelangen.” Die Fans hingegen sehen auch in dem massiven Polizeiaufgebot eine Ursache für das Gewaltproblem. Der Denkansatz, dass immer mehr Polizei deeskalierend wirke, sei falsch, sagte ein Fan. Einig waren sich alle: das Ziel ist weniger Polizei einzusetzen. Doch wann das geschehen kann, darüber sind Behörden und Fans unterschiedlicher Meinung.

Von Seiten der Fans wurde kritisiert, dass die Fahndung nach Gewalttätern so lange dauere. Man bemühe sich, eine schnellere Veröffentlichung von Fahndungsfotos zu erreichen. Derzeit liegen zwischen Tat und Veröffentlichung oft mehrere Monate. Grund: es braucht zunächst einen richterlichen Beschluss. Kurz wurde auch ein immer wieder gern verhängtes Verbot von Fanartikeln und Zaunfahnen. Dafür hat man wenig Verständnis.