Gedenken an den Mauerbau und die Todesopfer

von 13. August 2011

Am 13. August 1961 kurz nach Mitternacht wurde plötzlich im Osten Berlins an der Sektorengrenze die Straßenbeleuchtung abgeschaltet, Motorengeräusche waren zu vernehmen. Die Grenze zu Westberlin wurde dicht gemacht, der "antifaschistische Schutzwall" – wie ihn die DDR nannte – errichtet.

Anlässlich des Berliner Mauerbaus vor 50 Jahren finden in ganz Sachsen-Anhalt Gedenkveranstaltungen statt, der offizielle Gedenkakt mit Kranzniederlegung wird in Hötensleben am Grenzdenkmal durchgeführt. Die Flaggen an öffentlichen Gebäude hängen auf Halbmast. Im Laufe der Jahre kamen 1.400 Menschen an der Grenze zwischen beiden deutschen Staaten ums Leben.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff hat sich in seiner Videobotschaft geäußert: „Der Mauerbau unterstrich den Unrechtscharakter der DDR. Die DDR verweigerte ihren Bürgerinnen und Bürgern grundlegende Freiheitsrechte. Menschenrechtsverletzungen, Schießbefehl und Minenfelder gehörten auch zur Wirklichkeit der DDR. Die Mauer hat Leben vernichtet und Lebensentwürfe zerstört. Das darf nicht vergessen werden. Es gibt auch eine moralische Zeitzeugenschaft. Ohne Mauer und Grenzregime hätte die DDR keine 40 Jahre überlebt. Menschen brauchen nicht ein bisschen, sondern volle Freiheit, sie brauchen nicht ein bisschen Spielraum, sondern tatsächliche Entfaltungsmöglichkeiten, sie wollen nicht ein wenig Meinungsfreiheit, sondern wirkliche Mitspracherechte und nicht ein wenig, sondern gleichberechtigte politische Teilhabe. Eine offene, am Wohl des Einzelnen orientierte Gesellschaft kann nur eine demokratische und freiheitliche Gesellschaft sein“, betonte Haseloff. Ausdrücklich sprach sich der Ministerpräsident gegen eine Schlussstrichmentalität aus: „Keine Gesellschaft und kein Staat können ohne Gedächtnis und Erinnerung leben. Die Berliner Mauer ist keine abstrakte Geschichte und keine ferne Epoche. Sie ist vielmehr ein Sinnbild für die Gefahren des Totalitarismus. Diese Gefahren sind gegenwärtig und sie können uns auch zukünftig begegnen. Was einmal möglich war, bleibt denkbar. Wir müssen wachsam bleiben.“

Kultusminister Stephan Dorgerloh hat den Bau der Berliner Mauer als „ideologische und wirtschaftliche Bankrotterklärung der DDR“ bezeichnet. Der am 13. August 1961 begonnene Mauerbau habe letztendlich den Zerfall des Staates eingeleitet. „Die Mauer ist von einem totalitären Regime errichtet und 28 Jahre später von den Menschen, die eingemauert wurden, eingerissen worden“, sagte Dorgerloh im Vorfeld des 50. Jahrestags des Mauerbaus. Die Erinnerung an beide Ereignisse gelte es wachzuhalten und gerade auch jungen Menschen immer wieder nahezubringen. Als Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt eröffnet Dorgerloh am Samstag die Gedenkveranstaltung des Landes „50 Jahre Mauerbau“ am Grenzdenkmal Hötensleben (Beginn 11 Uhr). „Wir brauchen diese Erinnerungstage und Erinnerungsorte“, sagte der Kultusminister. „Wir sollten uns aber auch unabhängig davon unablässig der schlimmen Folgen des Mauerbaus erinnern und der Toten, der Zwangsumgesiedelten, der getrennten Familien und der politisch Verfolgten gedenken.“

"Die Mauer war und ist ein in grausamer Art und Weise prägender Bestandteil unserer jüngeren deutschen Geschichte", so der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Landtag, André Schröder. "Sie trennte die Welt in zwei Blöcke. Und sie trennte nicht nur ein Land und ein Volk, sondern auch eine Vielzahl von Einzelschicksalen. Diese Schicksale dürfen nicht vergessen werden. Der Unrechtsstaat DDR darf nicht vergessen werden. Um die fundamentalen Unterschiede zwischen Demokratie und Freiheit sowie Diktatur und Verfolgung darzustellen, muss das Thema ‚DDR und SED-Diktatur‛ mahnend in den Köpfen verbleiben und als Teil unserer Geschichte im Schulunterricht eine noch stärkere Berücksichtigung finden."

Katrin Budde, Vorsitzende des SPD-Landesverbands Sachsen-Anhalt, erinnert an den Bau der Berliner Mauer am 13 August 1961: "Wir erinnern uns heute an den Mauerbau in Berlin. In der Nacht vom Samstag, dem 12. August, auf Sonntag, den 13. August 1961, begann das DDR-Regime mit dem Bau dieser menschenverachtenden Mauer. Familien und Freundschaften wurden brutal mit Steinen und Stacheldraht getrennt. Die Stadt Berlin zum Symbol der Teilung Deutschlands. Bis zum 13. August 1961 hatten immer mehr Menschen die DDR verlassen. Eine Abstimmung mit den Füßen über die politische Zukunft Deutschlands. Das Regime der DDR betrachtete die offene Grenze zu Westberlin als ein Risiko für den Erhalt der kommunistischen Diktatur. Wer bis dahin noch Illusionen über diese Diktatur hatte, wurde nun eines Besseren belehrt. Die Sicherung des "antifaschistischen Schutzwalls" forderte bis zum Untergang der SED viele Menschenleben in Berlin und an der wahnwitzigen Grenze in ganz Deutschland. Sie starben, weil sie in Freiheit und Selbstbestimmung leben wollten. Wir gedenken dieser Menschen heute am 50. Jahrestag des Mauerbaus. Für die Sozialdemokratie ist dieser Jahrestag Mahnung in ihrem Bestreben nach Freiheit und Selbstbestimmung der Menschen nicht nachzulassen und das Erbe Willy Brandts zu pflegen.“

Videobotschaft des Ministerpräsidenten: