Gedenkveranstaltung an das Fallschirmunglück von 1997

von 26. September 2017

Aus diesem Anlass lud der Hallesche FC alle Trauernden und Hinterbliebenen zu einer Gedenkveranstaltung um 17 Uhr am Stadion ein.HFC-Präsident Dr. Michael Schädlich hielt einebewegende Ansprache.

Rückblick

Es sollte ein rauschendes Fußballfest werden. An jenem 26. September 1997 trifft der Hallesche FC in der Fußball-Oberliga auf den Lokalrivalen vom VfL, der damals den Rot-Weißen den Rang um die Nummer 1 in der Saalestadt streitig macht. Es ist die erste Begegnung beider Vereine in der Amateur-Oberliga des neuen Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV). Mehr als 10 000 Zuschauer sind ins Stadion an der Kantstraße geströmt, das zu jener Zeit noch den Namen „Kurt Wabbel“ trägt. Doch das von den Fans sehnsüchtig erwartete Duell um die sportliche Vorherrschaft in Halle nimmt an diesem Abend einen ungeahnten Verlauf. Das Aufeinandertreffen endet noch vor dem Anpfiff mit der schlimmsten Tragödie, die der hallesche Sport erlebt hat. Vier Menschen verlieren ihr Leben, als ein Fallschirmspringer in die wartenden Massen vor der Kasse zur Haupttribüne stürzt. Eine Gedenktafel neben dem heutigen Stadioneingang am Marathontor erinnert an das schreckliche Ereignis.

Der HFC hatte damals vor 20 Jahren gerade seine Talsohle durchschritten und endlich den Wiederaufstieg in die Oberliga geschafft. Inzwischen hatte sich allerdings das Kräfteverhältnis in der Saalestadt zugunsten des VfL verschoben. Der Verein vom Zoo konnte sich seit 1995 in der vierthöchsten Spielklasse etablieren. Die Mannschaft um Ex-HFC-Profi Andreas Wagenhaus als Kapitän und Jens Adler zwischen den Pfosten kam mit breiter Brust ins Kurt-Wabbel-Stadion. Der Gastgeber hatte sich mit Torwartlegende Helmut Wilk einen neuen Trainer gesucht. Das Kräftemessen beider Teams unter Flutlicht sollte für die Zuschauer ein unvergessliches Erlebnis werden. Die Organisatoren haben zu diesem Zweck vom nahen Flugplatz in Oppin drei Fallschirmspringer gebucht. Sie sollten mit einer AN 2-Maschine aus 1 100 Meter Höhe vom Himmel einschweben und am Mittelkreis des Stadions mit dem Spielball landen. Zwei Springer schafften es auch, bei einem ging der Fallschirm nicht auf.

Der Anpfiff der Partie war für 19.30 Uhr vorgesehen. Es ist 19.17 Uhr an jenem denkwürdigen Abend, als der damalige Stadionsprecher Uli Kliem beim Blick nach oben sieht, wie ein dunkles Knäuel auf die Erde zurast. „Da kommt ja einer ohne Schirm“, entfährt es ihm in dieser Schrecksekunde. Da steht noch eine lange Schlange von Fans vor den Kassenhäuschen in der Badkurve. Kurz darauf kracht der 37-jährige Springer ohne Schirm mit 150 Stundenkilometern in die Reihe der ahnungslos Wartenden. Der Familienvater von drei Kindern ist sofort tot. So wie auch ein 28-jähriger Zuschauer und ein 18-jähriger Fußballer-Torwart einer A-Jugendmannschaft. Ein 21-jähriger junger Mann, der schwer verletzt wird, stirbt auf dem Weg in die Klinik.

Als sich die Nachricht vom Unglück im Stadionrund kurz darauf verbreitet, macht sich überall Entsetzen breit. Das Spiel wird abgesagt und am 5. November nachgeholt. Der VfL gewinnt klar mit 4:0. Der HFC muss am Ende der Saison als Viertletzter wieder zurück in die Verbandsliga. Im Zuge des Stadionneubaus wurde die Gedenkplatte, die im Asphalt eingelassen worden war, geborgen, erneuert und nach dem Umbau des Stadions in die Porphyrmauer am Eingang eingebaut. Vor der offiziellen Eröffnung des ERDGAS-Sportparks am 30. September 2011 fand die Einweihung der neuen Gedenkstelle im Beisein von Angehörigen der Opfer statt. Fans und Verein wollen so das Gedenken an die Opfer dieser unbegreiflichen Tragödie wachhalten.

(Hallescher FC.de)