Gesundheit: Halle will Netzwerk verlassen

von 21. Februar 2017

Oberbürgermeister Bernd Wiegand, CDU und SPD sind dafür, Linke, Grüne und MitBürger sind gegen den Austritt. Für die Mitgliedschaft zahlte die Stadt bisher eine Jahresgebühr von 500 Euro. Der Austritt ist ein Vorschlag der Verwaltung, sagte SPD-Fraktionschef Johannes Krause gegenüber Hallelife, erklärte jedoch auch, dass die Verwaltung mit der Prüfung ihrer Partnerschaften beauftragt worden ist. Die SPD folge dem Vorschlag der Verwaltungsspitze, denn letztlich gehe es nicht nur um die Gebühr im Städtenetzwerk, sondern auch um Personalkosten. In dem Netzwerk passiere nicht viel und das gelte offenbar genauso für andere Städte. Den Austritt will Krause jedoch keineswegs als Abschied vom Thema Gesundheit verstanden wissen. So gelte es unter anderem, andere, bereits vorhandene und zudem aktive Netzwerke und Partnerschaften zu prüfen. Denkbar seien entsprechende Kooperationen mit Partnerstädten und dem Saalekreis.

Das Gesunde-Städte-Netzwerk ist akkreditiertes Mitglied im Verbund der Europäischen Region der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Das Netzwerk hatte im Februar 2017 insgesamt 162 Mitglieder, darunter Leipzig und Magdeburg, die, einem Blick auf ihre Internetauftritte nach zu urteilen, nach wie vor sehr aktiv sind. Der Verstoß aus Halle kommt nur wenige Tage vor dem Kompetenzforum 2017 der Gesunden Städte, Kreise und Gemeinden am 27. Februar 2017 in Leipzig. Das Thema des Forums: „Interkulturelle Gesundheitsförderung in den Städten und Gemeinden unter Bedingungen globaler Migration und Flucht“.

Hallelife hat zwei Befürworter des Verbleibs im Gesunde-Städte-Netzwerk per E-Mail befragt: Ines Brock (Grüne) und Hendrik Lange (Linke).

Das schrieb Ines Brock: „Gesundheitsförderung als kommunale Gestaltungsaufgabe ist heute aktueller denn je – Gesundheitsberichterstattungen belegen dies. Insbesondere die Verhältnisprävention (angefangen vom Lärmschutzaktionsplan über Klimaschutzziele, Verkehrssteuerung bis zur Beschäftigten- und Kindergesundheit) ist eine mögliche Steuerungskompetenz der Kommune. Im Gesunde-Städte-Netzwerk kann einer vom anderen lernen und der fachliche Austausch erspart gegebenenfalls eigene Ideenentwicklung beziehungsweise fördert diese. Zumal es im Konzern Stadt einzelne Initiativen zum Beispiel beim Eigenbetrieb Kita gibt. Die Mitgliedschaft kostet nicht viel – aber man muss als Hauptverwaltungsbeamter Willens sein, dies auch personell zu untersetzen. Die Argumentation, dass andere Bereiche die Aufgaben sequenziell übernähmen ist Augenwischerei, denn eine Bündelung der Initiativen kann nicht nur Anreiz für andere Bereiche in der Stadtverwaltung sein sondern macht auch eine Evaluation möglich – anderenfalls verliert sich die Aufgabe im Tagesallerlei. Bedauerlicher Weise hat der Stadtrat erst mit dem Ansinnen des OB, aus dem Netzwerk auszutreten, eine Information darüber bekommen, dass die Arbeit seit Jahren vernachlässigt wurde – welch Überraschung, dass dies mit Beginn der Amtszeit von Dr. Wiegand zusammenfällt. Wir würden gerne das ‚Versäumnis‘ seit 2012 keine Berichte eingefordert zu haben zum Anlass für einen Neubeginn nehmen. Leider haben wir keinen ‚Zugriff‘ auf die interne Personalverantwortung innerhalb der Verwaltung, so dass wir nicht direkt bestimmen könnten, dass dafür eine Person mit entsprechenden Zeit- und Finanzressourcen verantwortlich ist. Dennoch sind wir aufgeschreckt und werden nicht nur den Austritt ablehnen, sondern überlegen, wie man die Arbeit mit neuem Schwung in Gang setzen kann.“

Interview mit Hendrik Lange

Hallelife: Inwiefern wäre der Austritt ein falsches Signal, wenn die Arbeit doch bereits seit mehr als vier Jahren ruht?

Hendrik Lange: Weil die Ziele der Charta zur Gesundheitsförderung immer noch aktuell sind. Die Verwaltung hat selbst geantwortet, dass es noch Projekte zur Gesundheitsförderung gibt. Diese können ins Netzwerk eingespeist und neue Ideen gewonnen werden. Gesundheitsförderung und Prävention muss ein Ziel der Stadt bleiben. Zudem schwächt ein Austritt natürlich auch immer ein Netzwerk.

Hat die Linke auch bereits gegen das Ruhen der Netzwerkarbeit opponiert?

Meine Kollegin Ute Haupt hat immer noch mit ihren Möglichkeiten mitgearbeitet, Vorträge gehalten und Kontakte gepflegt. Dass die Koordinierungsstelle zunehmend mit anderen Aufgaben betraut wurde, wurde von ihr immer wieder kritisch hinterfragt. Ein bereits angedachter Austritt aus dem Netzwerk konnte auch durch die Arbeit meiner Fraktion verhindert werden. Aus unserer Sicht ist jetzt aber nicht die Zeit die Vergangenheit zu betrachten, sondern die Arbeit der Stadt im Netzwerk zu reaktivieren.

Obwohl sie für den Fortbestand der Mitgliedschaft sind, brachten Sie nun die AOK ins Spiel.Warum bieten Sie eine Alternative an und warum die AOK?

Das ist nicht als Alternative gemeint gewesen! Die AOK hat vom Gesetzgeber die Gesundheitsförderung und Prävention als Aufgabe bekommen. Dafür sind Finanztöpfe vorhanden und die Kasse sucht gerne Partner. Die Kommunen bieten sich hier an. Von daher wäre die verstärkte Zusammenarbeit mit der AOK eine echte Chance auf diesem Gebiet und ein Grund mehr im Gesunde Städte Netzwerk zu bleiben.

Gesunde-Städte-Netzwerk

http://www.gesunde-staedte-netzwerk.de/

Gesunde Städte Netzwerk – START

www.gesunde-staedte-netzwerk.de

Die diesjährige Mitgliederversammlung und das Gesunde Städte-Symposium finden vom 31.Mai bis 2. Juni in Hamburg statt. Thema des Symposiums: “ Stadt im Wandel …

Leipzig im Gesunde-Städte-Netzwerk

http://www.leipzig.de/jugend-familie-und-soziales/gesundheit/gesunde-staedte-netzwerk/

Gesunde Städte-Netzwerk – Stadt Leipzig

www.leipzig.de

Seit 2011 ist die Stadt Leipzig Mitglied im Gesunde Städte-Netzwerk der Bundesrepublik Deutschland. Dem ging der Beschluss der Ratsversammlung voraus. Die …

Magdeburg im Gesunde-Städte-Netzwerk

http://goo.gl/iDmln9

Gesunde-Städte-Projekt – Landeshauptstadt Magdeburg

goo.gl

Willkommen in Magdeburg, der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts. Die Ottostadt Magdeburg stellt sich vor!

     
PP