Graffiti: Zoff um Brief an Stadtrat

von 13. Juli 2009

Ein Brief des Vereins “Halle gegen Graffiti” sorgt derzeit für heftige Diskussionen in der Stadtpolitik. Denn mit dem Brief, unterzeichnet vom Vereinsvorsitzenden Stefan Schulz sowie dem zweiten Vorsitzenden Peter Sodann, sollen die Räte zu einem Beitritt in den Verein bewegt werden.

Nach einer Gratulation und einer anschließenden Vereinsvorstellung folgen die Sätze, die fraktionsübergreifend für Empörung sorgten: “Wenn Sie ebenso für eine saubere und schöne Stadt Halle stehen, sich mit unseren Intentionen identifizieren können und vielleicht sogar Ideen und Vorschläge für unsere Arbeit haben, würden wir uns sehr freuen, wenn Sie Mitglied unseres Vereines werden und damit ein öffentliches Zeichen Ihren Engagements gegen die Verunstaltung unserer Stadt setzen. Wenn Sie Gründe haben sollten, unserem Verein nicht beizutreten, dann würden wir uns freuen, wenn Sie uns diese kurz mitteilen, damit wir unsere Arbeit oder auch Außendarstellung weiter verbessern können.”

“Dreist”, “Zwang”, “Abwegig” waren die Kommentare aus einigen Fraktionen. “Teilweise sehr überzogene Reaktionen”, nennt dies nun der Vorsitzende des Anti-Graffiti-Vereins Stefan Schulz. “Etwas abwegiges oder gar dreistes kann ich an unserem Brief nicht finden. Unser Anliegen ist völlig legitim und eingedenk der Tatsache, dass viele Stadträte sich in den unterschiedlichsten Vereinen unserer Stadt engagieren und auch unzählige Briefe von Vereinen und anderen Lobbygruppen, mit der Bitte um Unterstützung, erhalten überhaupt nicht Ungewöhnliches.”

Dem Faß den Boden schlage jedoch der DDR-Vergleich der Stadträtin Sabine Wolf aus, so Schulz. “Gerade als ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin sollte sie doch den Unterschied zwischen einem harmlosen Brief, mit der Bitte um Unterstützung, in einem demokratischen Kommunalgemeinwesen und dem System von Zwangsmitgliedschaften in der DDR, kennen. Man kann hier leicht zur Auffassung kommen, dass diese spitzen Reaktionen nur der Tatsache geschuldet sind, dass sich hier für den Verein ein hallescher Prominenter stark macht, der es sich mit Halles politischen Vertretern nicht immer leicht gemacht hat.”