Großer Star hat Halle verlassen

von 14. Dezember 2016

Es ist ein mächtiges Skelett, geborgen aus der Kohle, das jetzt überarbeitet und dem neuesten Stand der Forschung angepasst wird. Thomas Puttkammer, Referent Ausstellungsentwicklung und -pflege am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, kann viel zum Mammut sagen. Hallelife hat ihn befragt. Halles Mammut ist ein Wollhaar-Mammut (Mammuthus primigenius). Gefunden wurde es am 17. April 1953, also zu DDR-Zeiten, in Wernsdorf, einem Ortsteil von Benndorf im Saal(e)kreis, im Braunkohletagebau der Grube „Pfännerhall“. Während der Nachtschicht waren Baggerfahrer auf eine Vielzahl von Knochen gestoßen. In der Folge wurde eine Notgrabung in der Zeit vom 20. bis 24. April 1953 unter Leitung von W. Matthias, damals Leiter des Laboratoriums im Landesmuseum, anberaumt. 1955 war das Mammut erstmals in einer Ausstellung zu sehen. Es bestand zu zwei Dritteln aus Originalfunden. Das verbliebene Drittel des gewaltigen Knochengerüsts wurde durch künstliche Nachbildungen ergänzt.

Das Mammut misst in der Höhe bis zum Scheitel des Schädels 3,20 Meter. Die Widerrist-Höhe beträgt drei Meter, die größte Länge 4,80 Meter. Das Skelett besteht aus etwas über 100 Einzelteilen, von denen bisher nur 95 verbaut worden waren. Über die Jahrtausende erhalten geblieben sind Schädel-Fragmente, Stoßzähne, Unterkiefer, Wirbel, Teil des Brustbeins, Rippen, Schulterblätter, Extremitätenknochen, Kniescheibe, Hand- und Fußknochen. Heutige Elefanten haben 326 bis 351 Knochen. Weil das Skelett auch aufgrund der Fundsituation nicht vollständig war, wurde es durch künstliche Nachbildungen ergänzt. So bestanden die Stoßzähne und einige Rippen bisher aus geschnitztem Holz und gehärteter Holzmehlmasse. Die restlichen ergänzten Rippen wurden aus Gips gefertigt. In den 1990er Jahren kamen im Zuge der letzten Restaurierung durch eine Firma aus Stuttgart Kunststoffteile hinzu. 1995 erlebten Besucher des Landesmuseums die Resultate in der Sonderschau „Fossile Mammutwelt“ und konnte sich auf eine Reise in die Eiszeit begeben.

Der Zeitpunkt der Restaurierungsarbeiten 2016/2017 ist nicht zufällig gewählt, wie Puttkammer erklärt: „Im Zusammenhang mit der für November 2017 geplanten Sonderausstellung mit dem Arbeitstitel ‚Episode Kaltzeit‘ soll einen zeitgemäße Rekonstruktion gezeigt werden.“ Was das alles kostet, behält er für sich. Und was machen die Jenaer? „Da sie Erfahrung mit Bewegungsabläufen und Körperhaltungen von Tieren haben, erarbeiten sie eine anatomisch korrekte Aufstellung des Skeletts.“ Dabei geht es um eine neue Schulterhöhe von zirka 2,80 Meter und die Korrektur anatomisch falsch rekonstruierter Knochen oder Skelettteile; Becken, Wirbelsäule, Stoßzähne, Füße. Die alten Kopie müssen dabei ersetzt werden, da das Material, Epoxidharzpositive, seine Halbwertzeit erreicht hat, so der Paläontologe und Präparator Matthias Krüger aus Jena. Die Weichmacher haben sich verflüchtigt, weswegen das Material spröde ist. Ersetzt werden wird das Material durch ein neues, moderneres.

Halles Mammut ist seit Oktober 2016 in Jena, also 85 Kilometer von seiner Heimat entfernt. Wer nicht bis zum Sommer 2017 warten will, braucht nur maximal 62 Kilometer nach Sangerhausen fahren, um ein Mammut zu sehen. Denn das dortige Spengler-Museum zeigt ebenfalls ein prächtiges Exemplar. Freunde des Mammuts aus Halle können auch nach Pfännerhall fahren und damit ganz in die Nähe des Fundortes und dort unter anderem den großen roten Elefant vom halleschen Künstler Moritz Götze bewundern. Das Original kann derweil auch in Jena besichtigt werden. Dazu heißt es auf der Seite des dortigen Museums: „Die Arbeiten am Mammut werden im ‚Kubus‘ des Museums (Erdgeschoss) durchgeführt. Besucher können während der Öffnungszeiten des Museums unserem Präparator bei seiner Arbeit über die Schulter schauen. Allerdings wird nicht jeden Tag an dem Mammut gearbeitet, die Skelettteile des Mammuts können aber trotzdem bestaunt werden.“ Bei der Gelegenheit können Jenas Gäste auch die Sonderausstellung „200 Jahre Thierarzneykunst in Jena“ (02.09.2016 bis 16.04.2017) besichtigen. „Johann W. von Goethe trug entscheidend zur Gründung der ersten Tierarzneischule in Jena 1816 bei.“ 2016 jährt sich die Gründung der “Thierarzneyschule” zum 200. Mal. Die Schau wird von Vortrags- und Diskussionsabende begleitet. Weitere Informationen dazu sind im Internet auf der Seite des „Phyletischen Museums“ zu finden.

Phyletisches Museum Jena

http://www.phyletisches-museum.uni-jena.de/ausstellung-aktuelles.html

Zentralwerkstatt Pfännerhall

http://www.pfaennerhall-geiseltal.de

Mammut im Spengler-Museum in Sangerhausen

http://spenglermuseum.de