GSZ-Campus öffnet sich

von 20. Mai 2011

Es ist eines der größten Bauprojekte der nächsten Jahre in Halle (Saale): der Bau des Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Zentrums. Am Donnerstagabend informierten der Landesbetrieb Bau und die Universität erstmals die Öffentlichkeit konkret über das Vorhaben. Demnach sollen am 11. Juli die Bagger anrollen, werden bis Ende September die alten Gebäude der ehemaligen Landwirtschaftlichen Fakultät abgerissen. Nur die Adam-Kuckhoff-Straße 34 (mit einem historischen OP-Saal, künftig kommen hier die Archäologen unter), Emil-Abderhalden-Straße 28 (hier wird unter anderem der historische Hörsaal erhalten) und die Ludwig-Wucherer-Straße 2 bleiben als Einzeldenkmale erhalten und werden saniert. Außerdem sollen auch diese alten Gebäude modern ausgestattet werden, Aufzüge bekommen, um so auch die Barrierefreiheit zu gewährleisten.

Die Bauleute berichteten zudem über den vorgesehenen Zeitplan für das 52-Millionen-Euro-Projekt. Nach dem Abriss wird demnach das Gelände bis April nächsten Jahres erschlossen, werden neue Wasser- und Abwasserleitungen und neue Kabel für Strom und IT verlegt. Im März 2012 beginnen dann die Bauarbeiten für den Bibliotheksneubau und das neue Institutsgebäude an der Emil-Abderhalden-Straße. Mitte 2014, so der Plan, stehen dann alle Häuser, sind die vorhandenen saniert. Danach geht es an die Außengestaltung und im Oktober soll der neue GSZ-Campus in einem komplett neuen Glanz erstrahlen.

Das Besondere: Statt von hohen Mauern umgeben zu sein wie bisher, wird der neue Campus auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein. „Die Tore und Mauern kommen weg“, erklärte Herr Sachtlebe vom Landesbetrieb Bau. Am Steintor-Variete wird es einen Durchgang zum neuen Uni-Campus geben. Völlig neue Wegebeziehungen werden sich so ergeben. Die meisten Bäume im Herzen bleiben stehen, die Parkanlagen laden künftig alle Hallenser zum Verweilen ein.

Uni-Kanzler Martin Hecht machte noch einmal deutlich, wie nötig das Vorhaben sei. Viele Bereiche der Geistes- und Sozialwissenschaften seien bisher nicht adäquat untergebracht. „Wir wollen nun die Splitterliegenschaften auflösen und auch die Bibliotheksbestände zusammenziehen“, so Hecht. Die neue Bibliothek mit 4.400 Quadratmetern Nutzfläche werde auch der zentrale Punkt auf dem neuen Campus, auch wenn ursprünglich mal 5.500 Quadratmeter vorgesehen waren und die Bibliothek aus Kostengründen gekürzt wurde. Auch in Anlehnung an die Universitäts- und Landesbibliothek bekommt die kubusartige Bibliothek eine Fassade aus gelbem Klinker. Fenster wird es nicht so viele geben. Stattdessen soll das fünfgeschossige Gebäude durch großzügige Oberlichter mit Sonnenlicht durchflutet werden.

Schlichter kommt der Neubau an der Emil-Abderhalden-Straße daher. Das sorgte bei Anwohnern durchaus für Kritik, sie warnten auch vor Graffiti-Sprayern. Der frühere Landesdenkmalpfleger Gotthard Voß und Christian Feigl vom Arbeitskreis Innenstadt bemängelten hingegen den geplanten Abriss der historischen Lehrgebäude und Ställe der landwirtschaftlichen Fakultät, die immerhin allesamt unter Denkmalschutz stehen. „Ich bin enttäuscht über den Umgang mit historischen Gebäuden“, so Feigl. Er sprach über den Neubau von einem einförmigen langen Riegel, der an Banalität kaum zu überbieten sei. Er forderte, fähige Architekten ranzusetzen. Vertreter der Bauherren verwiesen auf den festgesteckten Kostenrahmen – deshalb also ein drei- bis viergeschossiger Neubau. Er soll gegenüber der aktuellen Bebauung 1,5 Meter zurückversetzt werden. Der Fußweg wird also breiter. Angesichts des zur erwartenden enormen Fahrradverkehrs war hier der Wunsch der Anwohner, doch einen Fahrradweg einzurichten. Immerhin sind auf dem Gelände auch 400 Radabstellplätze vorgesehen. Autos sollen hingegen soweit wie möglich draußen bleiben. Nur 25 Parkplätze sind verfügbar, die aber auch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Die Zufahrt wird durch elektrische Poller abgesperrt. „Wir wollen das Areal nicht durch Verkehr belasten“, so Kanzler Hecht. Doch manch einer kann trotzdem nicht auf sein Auto verzichten. Ein Parkhaus ist in der Ludwig-Wucherer-Straße anstelle des Kühn-Hauses vorgesehen.

Fragen der Anlieger drehten sich auch um den Straßenzustand der Emil-Abderhalden-Straße mit ihrem Kopfsteinpflaster. Doch ob hier Besserung in Sicht ist, dazu konnte keine Antwort gegeben werden. Denn Straßenbau ist Sache der Stadtverwaltung, und die war nicht eingeladen.

„Großartig“ fand es eine Frau, dass der Campus künftig offen steht. Ein Anwohner aus der Luisenstraße äußerte Sorgen, dass möglicherweise dadurch Vandalismus um sich greift. Sollten derartige Probleme auftreten, werde man einen Sicherheitsdienst engagieren, versprach Kanzler Hecht. Er gehe aber nicht davon aus, dass dies nötig sei.

Bis zu 350 Beschäftigte sollen künftig einmal auf dem Gelände tätig sein. Hinzu kommen 3.000 Studenten. Doch die werden mit Blick auf unterschiedliche Seminare nie zeitgleich anwesend sein, sagte Kanzler Hecht. Insgesamt 1.600 Arbeitsplätze wie PC-Pools, Leseplätze und in Seminarräumen gebe es.

Der Standort Emil-Abderhalden-Straße ist für die Uni Halle von großer Tradition. 1863 wurde hier die Landwirtschaftliche Fakultät gegründet, die im vergangenen Jahr nach Heide-Süd umzog. Wie Kanzler Hecht erklärte, seien Flächen für die Erweiterung des GSZ vorhanden, nur am Geld hapere es. Pläne gebe es unter anderem für eine Cafeteria und für einen Kraftraum.