Häme, Hetze, Heuchelei

von 19. Oktober 2015

Wenn ich Pegida, Legida und die AfD nach Bernd Lucke sehe, dann habe ich ein mulmiges Gefühl; wie bei der NPD, Wehrsportgruppen, Hooligans, Männerbünden, angetrunkenen Männergruppen, Vermummten aller Couleur, angriffslustigen Machos, Junkies, Cholerikern und Psychopathen. Vieles von dem, was sie sagen und tun, gefällt mir nicht. Doch ist weiß auch: Es gibt nicht nur Menschen, die ich nett finde, doch wir leben alle auf dieser einen Welt und müssen dort miteinander auskommen. Miteinander reden, Motive ergründen und verstehen, sich auf Gewaltfreiheit einigen. Ich sehe keinen anderen Weg. Für die vermeintlich besser Welt sind unter unterschiedlichen Vorzeichen schon Millionen Menschen gestorben und keines der Versprechen hat sich bewahrheitet. Die Welt ist nicht besser geworden durch ihren Tod und sie sind nicht in den Himmel gekommen. Schon deshalb nicht, weil nichts dafür spricht, dass es Gott gibt. Denn gäbe es ihn, dürften sich Mörder nicht ungestraft auf ihn berufen können, wie sie es oft tun, ob sie nun Mafiosi, Diktatoren, Islamisten oder Weltpolizisten sind.

Aggressionen sind immer da, wo Machtansprüche oder Ohnmacht sind, wo sich Menschen ungehört, missverstanden und ungeliebt fühlen, wo sie Ängste haben, sich nicht artikulieren können, wo sie verhöhnt und beleidigt werden oder sich als überlegen ansehen, als allwissend und gerecht. Das zeigt sich gerade auf Deutschlands Straßen, im Fernsehen, in den Zeitungen. Anstand war gestern. Ein offener Austausch von Meinungen und Erfahrungen ist kaum noch möglich im Deutschland 2015. Die großen Medienhäuser und Mainstream-Politiker gebe die Linie vor, was die „richtige“ Sicht ist. Unter der Käseglocke „Willkommenskultur“ sind „refugees welcome“. Flüchtlinge sind willkommen, nicht etwa Menschen. Sie müssen leiden, damit sie nach Deutschland kommen dürfen: erst im Bombenhagel, dann in überladenen Booten und schließlich in großen Lagern. „Fachkräfte“ kommen nach Deutschland, denn das ist die Eintrittskarte. Arbeitssklaven – darum geht es; den Mindestlohn kippen, die Regeln verschärfen.

Gelebte Freiheit würde heißen, dass jeder Mensch kommen kann. Einfach so den Platz, wo er leben will, frei wählen kann. Das freilich sollte nicht zu Lasten des Rechts und der Einigkeit gehen. Also muss deutsches Recht uneingeschränkt gelten und bei voller Unterstützung des mentalen Ankommens in Deutschland die legale Einreise an Regeln gebunden sein, welche die öffentliche Ordnung und Sicherheit gewährleisten und das friedliche Zusammenleben. Mit diesem einfachen Schritt könnten Bürokratie und Unmenschlichkeit abgebaut, Gelder für Hilfe statt Verwaltung frei und Einwanderer wirklich integriert werden. Asylmissbrauch wäre nicht mehr möglich. Deutschland wäre wegen seines Klimas und nicht wegen des Geldes interessant.

Gelebte Freiheit würde bedeuten, dass die so genannten Leitmedien wie Spiegel oder Welt ihre Hetze gegen Russland, die AfD und andere „politische Gegner“ einstellen und es durch Tatsachenberichte wieder den Lesern überlassen, sich ein Urteil zu bilden. Man wünscht sich weniger Günther Jauch, dafür mehr Antonia Rados im deutschen Fernsehen. Einigen, die sich gerade laut gegen Hetze aussprechen, geht es offenbar nicht um Hetze, sondern um Äußerungen, die ihnen nicht genehm sind. Wer im Sinne der political correctness auf „Haut ab“-Gossen-Niveau pöbelt und hetzt, darf sich frei entfalten. Ich wünsche mir die Rückkehr zur Sachlichkeit. Das, natürlich, ist viel anstrengender, erfordert Bildung und Niveau und würde wohl dazu führen, dass einige der Wortführer den Schnabel halten müssten.

Das größte Defizit im heutigen Deutschland ist, dass jeder reden darf, aber die wenigsten von ihnen reden können. Sie haben es nie gelernt. In der Schule lernen sie lesen und schreiben, aber nicht reden. Die Kommunikation besteht schließlich zu oft aus Angriff und Verteidigung. So können Generationen ergebnislos streiten, sich aufreiben und früher oder später immer und immer wieder die Köpfe einschlagen. Als Alternative ist das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg dringend zum Empfehlen. Entsprechende Kurse sollten in Deutschland zum Pflichtprogramm werden – wenigstens in allen Schulen.