Hände weg von der Kuh

von 13. August 2015

Politiker und Beamte, die in der Regel ein warmes Sesselchen haben, das nicht selten bequem mit dem Dienstwagen über Dienstparkplätze oder um die Ecke zu Fuß oder mit dem Fahrrad gut zu erreichen ist, beschließen über Hunderttausende Menschen, denen schon in der Stellenanzeige klar gemacht wird, dass zur geforderten Flexibilität ein Auto gehört. Nun haben Grüne, die inzwischen zum wohlgenährten Bürgertum gehören und nicht weit davon entfernt sind, den Neoliberalen den Rang abzulaufen, entdeckt, dass es eine Zitze am Euter der Melkkuh gibt, die noch nicht so stark ausgepresst wird wie in anderen EU-Ländern. Sie sehen, wo es noch mehr Geld gibt für ihr schönes Leben und gedenken es nicht zuletzt jenen abzupressen, die inzwischen mit Zweitjobs um jeden Euro kämpfen. Falschparker, so fordern Grüne, sollen mehr zahlen.

Wenn sich die Autofahrer gegen den Griff in ihre Geldbeutel wehren, werden die üblichen Floskeln bemüht und alle Fahrer über einen Kamm geschert: Die seien nur zu faul zu laufen und würden deshalb dort parken, wo es verboten ist. Außer Acht bleibt, dass die Verbotszonen in Halle sukzessive ausgedehnt wurden. Menschen im Alltagsstress werden genötigt, fünfmal um den Block zu fahren. Und Familien mit Kindern?

Autofreie Städte sind freilich ein schöner Gedanke. Es gäbe weniger Lärm, weniger Abgase und die Menschen könnten sich wieder überall frei bewegen. Kinder könnten wieder Kinder sein, wie ihre Großeltern und Ur-Großeltern, als Autos selten waren. Erforderlich dafür wäre allerdings ein kompletter Umbau der Gesellschaft weg von Zentralisierung und Globalisierung, hin zu Dezentralisierung und Regionalisierung. An die Stelle der Marktwirtschaft müsste die Planwirtschaft treten. Wer hingegen alles über den Geldbeutel regeln will, der trifft nur die, die wenig haben.