Halle deutlich gespalten in Haben und Nichthaben

von 11. November 2016

Demnach hat die Zahl der Schuldner 2016 deutlich zugenommen und ist fast so hoch wie zuletzt im Jahr 2008. Hinzugekommen sind bundesweit 131.000 Fälle. Die Gesamtschuld ist um vier Milliarden Euro gestiegen. 6,85 Millionen Menschen in Deutschland sind nun verschuldet, 2,64 Millionen Frauen und 4,21 Millionen Männer. Die größte Gruppe sind die Menschen im Alter von 30 bis 39 Jahren. Sie stellen allein 1,88 Millionen Schuldner, wobei jeder fünfte in dieser Altersgruppe überschuldet ist. Die 18- bis 30-Jährigen sind im Kreise der Säumigen mit 1,66 Millionen an zweiter Stelle. Zu beobachten ist der Trend, dass die Verschuldung älterer Menschen insbesondere jenseits der 60 deutlich zunimmt. Außerdem nimmt die Zahl der Schuldner mit harten Verschuldungsmerkmalen zu, so Plath. Dabei handele es sich um Schulden, die wahrscheinlich nicht mehr abzutragen sind. Die Zahl dieser Fälle ist um 220.000 auf 4,17 Millionen gestiegen. Beim Schuldenmachen gebe es geschlechterspezifische Unterschiede. Diese hätten auch mit der jeweiligen Rollenverteilung von Mann und Frau zu tun, weswegen diese Unterschiede im Osten geringer seien als im Westen. Allgemein erklärte er: „Verschuldung ist Männersache. Die Sorge um die finanzielle Lage ist bei Frauen viel stärker ausgeprägt als bei Männern.“

Arbeitslosigkeit, Trennung vom Partner und Krankheit oder Sucht sind nach wie vor die drei Hauptrisiken, sich zu verschulden. Kommen mehrere dieser Faktoren zusammen, ist das Risiko besonders hoch. Deutlich abgenommen hat das Verschuldungsrisiko durch Arbeitslosigkeit und das liegt an der verbesserten allgemeinen Lage am Arbeitsmarkt, sagte Plath am Donnerstag. Probleme sieht er indes auch auf der Konsumseite. In Städten liege die Schuldnerquote allgemein höher als auf dem Lande, auch weil die Verlockungen dort zahlreicher seien. Plath warnte erneut vor den Risiken des Betongeld-Booms. Zwar sieht er nicht, dass in Deutschland aktuelle die Gefahr einer Immobilienblase bestünde, doch verlockten die niedrigen Zinsen dazu, die Lasten einer langfristigen Immobilienfinanzierung zu unterschätzen.

„Die Finanzbildung liegt im Argen bei Kindern und Jugendlichen“, kritisiert Plath, sieht aber Verbesserungen. Das Schuldenbewusstsein insgesamt sei allerdings gestiegen. Außerdem hätten Firmen ihr Risikomanagement deutlich verbessert. Sie würden die Bonität exakter prüfen und im Zweifel Sicherheiten oder Vorkasse verlangen. Denn, so Plath, hinter den 235 Milliarden Euro Schulden auf der einen Seite stünden entsprechende Leistungen auf der anderen Seite gegenüber, die irgendwann einmal erbracht und nicht bezahlt wurden.

Das steht im Schuldenatlas über Sachsen-Anhalt und Halle: Die Überschuldung ist gestiegen. Am 1. Oktober 2016 hatten 245.998 Erwachsene „nachhaltige Zahlungsstörungen oder bereits gerichtliche Negativeinträge“. Das waren 12,74 Prozent aller Landeskinder; in Deutschland waren es rund zehn Prozent. Die absolut meisten Schuldner lebten in den Städten Halle und Magdeburg. Ihre Zahl hatte jedoch abgenommen, während sie auf dem Lande stieg. In Halle waren 33.632 Personen der rund 232.000 Einwohner verschuldet. Die Schere zwischen Wohngebieten mit hoher und niedriger Schuldnerquote war in Halle an der Saale deutlich ausgeprägter als in Magdeburg. So war die Schuldnerquote im Postleitzahlgebiet 06124 (Halle-Neustadt) mit 28,4 Prozent fast vier Mal so hoch wie im PLZ-Gebiet 06116 (Frohe Zukunft/Landrain). Die Südliche Neustadt lag sogar noch deutlich hinter der Krisenregion Bitterfeld-Wolfen. Bei der Schuldnerquote sogar bundesweit Spitze war Alterode im Harz mit 4,84 Prozent, dabei liegt der Ort im Sorgenkreis Mansfeld-Südharz.

Plath stellte abschließend fest, dass die Auslöser der Verschuldung oft außerhalb des Einflusses der Betroffenen liegen, plädierte aber auch für einen genaueren Blick auf das Konsumverhalten. Menschen mit Geldsorgen riet er: „Wer aus den Schulden kommen will, der sollte professionelle Beratung in Anspruch nehmen.“ Oft gebe es Vergleichsmöglichkeiten mit den Gläubigern, was die Schuldenlast bereits spürbar senken könne.