Halle ist jetzt „atomstromfrei“

von 1. Juni 2012

 Deutschland redet über die Energiewende. Halle hat diesen Schritt schon vollzogen. Die Stadtwerke produzieren nun in ihren halleschen Kraftwerke soviel Strom, wie im Mittel in gebraucht werden. Das hat zur Folge, dass hier rein theoretisch kein Atomstrom in den Leitungen fließt. Wie gesagt, nur Theorie. Praktisch möglich ist es durch die Netzinfrastruktur in Deutschland noch nicht. Für die elektrische Energie sorgt unter anderem das modernisierte Kraftwerk in Halle-Trotha. Das wurde am Freitag in Betrieb genommen. Den Startschuss gaben Michael Richter, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt, Halles Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados, Matthias Lux, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadtwerke Halle, Prof. Dr. Matthias Krause, Geschäftsführer der Stadtwerke Halle, Dr. Stephan Krein, Direktor Erzeugung bei VNG, und Uwe Barthel, Vorstandsmitglied bei VNG.Betreiber der Anlage ist die Heizkraftwerk Halle-Trotha GmbH, ein Joint-Venture der Leipziger VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft (VNG) und der Stadtwerke Halle GmbH. In den vergangenen Monaten wurden eine neue Gasturbine installiert, die Dampfturbine modernisiert und die Leittechnik erneuert. Insgesamt investierten Stadtwerke und VNG rund 23,5 Mio. Euro in den Umbau des Gemeinschaftskraftwerks. Mit seiner Inbetriebnahme wird gleichzeitig der „Energiepakt für Halle“ erfüllt. Diesen Pakt schlossen die Stadtwerke Halle und ihre Energietochter EVH am 6. Juni 2011 mit der Stadt Halle. Die Unternehmen verpflichteten sich, ab Juni 2012 die für die gesamte Stadt Halle benötigte Strommenge atomstromfrei zu produzieren. „Das Heizkraftwerk Halle-Trotha hat damit Vorbildfunktion. Denn die Bemühungen für ein atomstromfreies Halles wurden nicht nur zeitlich eingehalten. Darüber hinaus werden Unternehmen im Rahmen des Energiepaktes in Sachen Energieversorgung und Energieeffizienz unterstützt,“ lobt Staatssekretär Michael Richter.Strom muss bezahlbar und umweltverträglich sein. Grund genug für die Heizkraftwerk Halle-Trotha GmbH, die vorhandene Technik auf den Prüfstand zu stellen und zu optimieren. Genau das ist am Kraftwerksstandort Halle-Trotha geschehen. „Wir standen vor der Alternative, die vorhandene Turbine zu überholen oder eine neue Lösung zu finden“, so Prof. Dr. Matthias Krause, Geschäftsführer der Stadtwerke Halle und der Heizkraftwerk Halle-Trotha GmbH. „Wir wollten nicht einfach die Gasturbine ersetzen, sondern wir suchten nach einer Variante, mit der wir noch flexibler auf die Anforderungen des Wärme- und Strommarktes reagieren können.“Die neue und modernisierte Kraftwerksanlage kann sowohl auf den Wärmebedarf der Stadt reagieren als auch in den Übergangs- und Sommermonaten mit einer reinen Stromerzeugung für die Spitzen- und Mittellast arbeiten. Das ermöglicht einen Jahresbrennstoffnutzungsgrad von mehr als 75 Prozent. Stadtwerke Halle und VNG investierten rund 23,5 Mio. Euro in den Umbau des Gemeinschaftskraftwerks.„Die Kraft-Wärme-Kopplung ist eines der effizientesten und umweltfreundlichsten Verfahren für die Erzeugung von Strom und Wärme. Der Energieträger Erdgas wird somit optimal genutzt“, betont Dr. Stephan Krein, Direktor Erzeugung bei VNG und Geschäftsführer der Heizkraftwerk Halle-Trotha GmbH. „Mit dieser Kooperation bauen wir die Energiepartnerschaft mit den Stadtwerken Halle weiter aus. Wir nutzen die Kompetenz der Stadtwerke zur Stromerzeugung und VNG bringt das Know-how im Handel und in der Gasversorgung ein.“ Moderne Gaskraftwerke wie die Anlage in Halle¬Trotha eignen sich durch ihre schnelle Verfügbarkeit und Regelfähigkeit besonders gut, um die Einspeiseschwankungen von Wind- und Sonnenergie ausgleichen zu können. Mit dem Umbau des Kraftwerkes leisten die Partner des Joint-Venture einen Beitrag zur Umsetzung des Energiekonzeptes der Bundesregierung.Fernwärmeversorgung ist für die Stadtwerke Halle ein umweltpolitisches und strategisches Ziel. Denn der bisher erreichte Primärenergiefaktor (Verhältnis von eingesetzter Primärenergie zu abgegebener Endenergie) von 0,065 – einer der niedrigsten in Deutschland – stellt die hallesche Fernwärme auf eine Stufe mit Umweltenergie. Gerade Großverbraucher wie Krankenhäuser und Betreiber öffentlicher Gebäude entscheiden sich zunehmend für Fernwärme, aus Umwelt- und Kostengründen gleichermaßen.Im März 2010 wurde die Gasturbine des Gas- und Dampfturbinenkraftwerks nach 110.000 Betriebsstunden außer Betrieb genommen. Die Gasturbine, die Leittechnik sowie die elektrische Schutztechnik wurden ausgetauscht. Bei der Dampfturbine, dem Abhitzedampfkessel, dem Wasser-Dampf-Kreislauf sowie dem Kühlwassersystem waren Revisionen und technische Modifikationen nötig, um den Stand der Technik zu erreichen. Das Herzstück des Heizkraftwerks Halle-Trotha ist die neue Gasturbinenanlage. Sie ist hocheffizient und stößt wenige Stickoxide aus. Die Anlage kann in einer halben Stunde hochgefahren werden und reagiert so flexibel auf Anforderungen des Marktes. Denn bei Bedarf wird sie schnell zu- oder abgeschaltet. Die Dampfturbinenanlage wurde grundlegend überholt und erhielt ein modernes Steuerungssystem. Eine Rund-um-Erneuerung gab es auch für die Leittechnik, mit der das Kraftwerk bedient und überwacht wird.Mit der Modernisierung des Heizkraftwerkes Halle-Trotha wird ferner ein seit den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bestehender Kraftwerksstandort im Norden von Halle gesichert. Bereits Mitte der 70er Jahre waren die Anlagen für die Versorgung mit Fernwärme umgebaut worden. 1994 wurde an der Stelle des alten Kraftwerks ein neues errichtet.

Am Samstag, 2. Juni, kann übrigens jeder Interessierte einen Blick hinter die Kulissen des KRaftwerks werfen.