Halle nach dem Schneewochenende

von 10. Januar 2010

Schnee, Sturm und Schneeverwehungen hatte der Deutsche Wetterdienst für dieses Wochenende vorausgesagt. Tief “Daisy” machte auch vor Halle nicht Halt. Doch das ganz große Chaos blieb aus. Trotz alledem hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun. Das fing schon am Freitag an, als am Kurt-Wabbel-Stadion ein Festzelt von den Schneemassen befreit werden musste. Es drohte einzustürzen.

Der Winterdienst war mit allen Kräften im Einsatz. Doch angesichts der Schneemassen mussten oft auch die Räumfahrzeuge kapitulieren, weil es keine freien Stellen gab, wohin man hätte den Schnee schieben können. Mit Radladern wurde schließlich an neuralgischen Punkten der Schnee auf LKW verladen und abtransportiert.

Polizei und Rettungsdienst wurden zu mehreren Unfällen auf den glatten Straßen gerufen. Meist blieb es bei Blechschäden, zwei Menschen wurden jedoch verletzt. Allein am Freitag wurden 33 Unfälle registriert, am Samstag krachte es 18 Mal. Zahlen für Sonntag liegen noch nicht vor. Am frühen Sonntagmorgen kam am Lunzbergring ein Auto etwas nach rechts ab und streifte parkenden PKW. Außerdem gab es mehrere liegengebliebene Fahrzeuge. Am Samstag kam es unter anderem in der Reideburger Straße zu zwei Unfällen mit Blechschaden, in der Delitzscher Straße / Ampel Freiimfelder Straße zu zwei Auffahrunfällen auf Grund von Glätte, ein Glätteunfall in der Kleinen Ulrichstraße sowie ein Auffahrunfall in der Leipziger Chaussee. Gestern Morgen gegen 05.40 Uhr ereignete sich auf der Magistrale Höhe Waisenhausapotheke ein Unfall. Eine PKW-Fahrerin kam in einer leichten Linkskurve von dem rechten in den linken Fahrstreifen ab. Dabei drehte sich das Fahrzeug und kam schräg im linken Fahrstreifen zum Stehen. Ein anderes Auto konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen, krachte in den PKW. Durch den Zusammenstoß erlitt die 46jährige Autofahrerin eine Kopfverletzung.

Auch im öffentlichen Nah- und Fernverkehr kam es am Wochenende zu Behinderungen. So hatte am Samstag der IC von Halle nach Oldenburg 40 Minuten Verspätung, der IC aus Köln nach Leipzig fiel ganz aus, ebenso wie der ICE von Berlin über Halle nach Erfurt und die Regionalbahn nach Sangerhausen. Die Regionalbahn nach Kassel endete bereits in Heiligenstadt. Auch die S-Bahnen nach Trotha fuhren am Sonnabend zeitweise nicht. Am Sonntag setzten sich die Störungen fort. So hatten die Intercity-Züge nach Leipzig und Düsseldorf jeweils 25 Minuten Verspätung.

Erneut mit größeren Problemen hatte die HAVAG zu kämpfen. Ins Gleisbett gerutschte Autos blockierten den Straßenbahnverkehr. Durch Eisklumpen auf der Straße entgleiste am Samstagnachmittag in der Trothaer Straße eine Straßenbahn, auf den Linien 3, 8, 12 und 95 kam es dadurch bis in den Abend hinein zu erheblichen Verspätungen und Ausfällen. Ab Reileck wurde Schienenersatzverkehr gefahren. Allerdings sorgte bei Fahrgäste für Unmut, dass lediglich ein Bus im Einsatz war – und man am Reileck teilweise eine halbe Stunde auf den Schienenersatzverkehr warten musste. Am Franckeplatz war eine Weiche eingefroren, der Schaden war jedoch vom Einsatzteam der HAVAG schnell behoben. Falschparker behinderten auch immer wieder die Tramverkehr. So kam die Linie 8 am Samstag nicht durch, weil in der Burgstraße ein Autofahrer seinen PKW teilweise im Gleisbereich abgestellt hatte. Am Sonntagnachmittag ereilte eine Straßenbahn der Linie 7 an der Großen Brunnenstraße das gleiche Schicksal. Weil die Straßenbahn nicht weiterkam, wurde auch der Verkehr im Kreuzungsbereich zur Richard-Wagner-Straße blockiert. Ebenfalls am Sonntagnachmittag musste die Feuerwehr Eiszapfen in der Großen Ulrichstraße entfernen. Für eine halbe Stunde ging auf den Linien 3, 7 und 8 nichts mehr, weil aus Sicherheitsgründen auch die Oberleitung der Straßenbahn abgeschaltet werden musste.

Zahlreiche Eiszapfen gefährdeten nach Angaben der Feuerwehr öffentliche Bereiche. Äste und Bäume brachen und behinderten den Straßenverkehr, auch einige Oberleitungen wurden dabei beschädigt. Und die Feuerwehrmänner erwiesen sich auch als Freund und Helfer. Einem Hallenser waren die Autoschlüssel in einen zugefrorenen Gulli gefallen. Die Feuerwehr habe mit Auftaugeräten und Brechstangen geholfen. Nach einer halben Stunde habe man die Schlüssel dem glücklichen Bürger übergeben können.

Während Autofahrer über das winterliche Wetter geflucht haben dürften, genossen die meisten Hallenser das winterliche Wochenende. Rodelberge waren gut besucht, auch das Riveufer und die Peißnitz waren voller Spaziergänger. Als Renner an den Imbissbuden am Riveufer erwies sich bei den frostigen Temperaturen der Glühwein. Allerdings: wer zu Fuß unterwegs war, der brauchte unbedingt Schuhe mit einem guten Profil. Und selbst dann war das Vorankommen teilweise schwierig. Zahlreiche Hausbesitzer hatten die Fußwege nicht geräumt, so dass man teilweise durch 20 Zentimeter tiefen Schneematsch waten musste. Manch Hallenser hatte da eine kluge Idee: Skier angeschnallt – und raus in den Schnee. Und der zugefrorene Fontäne-Teich wurde zur Eislaufbahn umfunktioniert.

Jede Menge Bilder vom Schnee-Wochenende finden sie hier.

HFC-Zelt muss vom Schnee beräumt werden:

Mit Radladern wurde der Schnee beiseite geschafft:

Mit Skiern unterwegs: