Halle Ost: Straßenbau ja – aber wie?

von 27. September 2011

Mit dem Straßenbau im halleschen Osten hat sich am Dienstagabend im vollbesetzten Halloren-Café ein Bürgerforum der Stadtverwaltung beschäftigt. Dabei sollte es darum gehen, die Bewohner über aktuelle und anstehende Baumaßnahmen zu informieren. „Ich kann verstehen, dass der hallesche Osten derzeit durch Baustellen arg strapaziert ist“, leitete Baudezernent Uwe Stäglin in den Abend ein. Doch nach Abschluss der Nachrichten gebe es dann vorbildliche Straßen.

Delitzscher Straße
Kernthema war dabei die Delitzscher Straße. Neuesten Aussagen der Stadtverwaltung zufolge soll das 33-Millionen-Euro-Projekt im April 2013 fertig sein. Bereits ab Sommer 2012 soll die Straßenbahn bis zur neuen Endhaltestelle am Spargelweg rollen, im November 2011 wird die neue Haltestelle an der Fite-Schulze-Straße in Betrieb genommen. Hohe Grundwasserstände und teilweise nicht gekennzeichnete Leitungen hätten zum aktuellen Verzug geführt, hieß es von der Stadtverwaltung. Anwohner beklagten sich unter anderem, dass sie Ausbaubeiträge zahlen sollen, wollten teilweise keine Straßenbahn und zeigten sich vom Umleitungsverkehr in ihren Straßen gestört. "Ich sehe das nicht ein, das ist rechtswidrig", erklärte eine Anwohnerin zu den Straßenausbaubeiträgen. "Ich fühle mich hintergangen. Wir sind vom Stadtrat betrogen worden", so die Frau. "Die Anwohner werden für einen Autobahnzubringer zur Kasse gebeten." Die Stadtverwaltung verwies auf die bestehende Rechtslage. Im Gegensatz zur Delitzscher Straße müssen die Anlieger in der Berliner Straße und im Gewerbegebiet Halle-Ost keine Ausbaubeiträge zahlen, weil dies der Fördermittelgeber so festgelegt hat. Projektsteuerer Ingo Sterzing informierte zudem über das Problem von Schwemmsänden. Deshalb könne nicht zu sehr abgepumpt werden, weil sich sonst Hohlräume bilden könnten. Ein Effekt wie am Kölner Stadtmuseum wäre dann möglich. Doch gerade im Bereich der Kreuzung zur Grenzstraße hätten die Stadtwerke beim Leitungs- und Kanalbau mehrere Vakuumpumpen eingesetzt. Diese seien trotzdem nicht hinterher gekommen, so Sterzing.

Dass sich immer wieder Laster ins Wohngebiet am Spargelweg verirren, nervt die Anwohner dort so richtig. Zwar hat die Stadt zahlreiche Schilder aufgestellt. Doch Lkw-Fahrer verlassen sich auf ihre Navigationsgeräte, die sie über diese Straße lotsen. Auch die Stadt ärgert das Fehlverhalten der Autofahrer. Sie will nun Schilder aufstellen, mit denen zum Abschalten der Navis aufgerufen wird. Auch eine Anwohnerin der Verlängerten Apoldaer Straße beklagte sich über durch ihre Straße donnernde Lkw. Jeden Tag müsse sie die Bilder an ihren Wänden gerade rücken. „Die Straße ist in einem desolaten Zustand. Wir können nachts nicht schlafen.“

Ein Thema waren aber auch die langen Umleitungswege durch den Einbahnstraßenverkehr während der Bauzeit. Eine Frau wollte die Benzinkosten erstattet haben. Im Bereich Friedhofsstraße und Guido-Kisch-Straße verkürzen sich derzeit die Umleitungswege. Denn die Poller am Büschdorfer Friedhof wurden abgebaut. Bis Mitte 2012 kann diese Verbindung genutzt werden, informierte die Stadt.

Auch die Straßenbahn sorgte für heftige Auseinandersetzungen. 30 Jahre sei Büschdorf ohne Tram ausgekommen, meinte eine Frau. Niemand im Ort möchte die Verbindung, meinte sie – und brachte damit andere Einwohner gegen sich auf, die sehr wohl für die Straßenbahn und damit eine bequeme Verbindung in die Innenstadt sind. Die HAVAG wies noch einmal darauf hin, dass für den Straßenbahnbau keine Ausbaubeiträge der Anlieger zu zahlen sind.

Gewerbegebiet
Einen Baustopp gibt es derzeit in der Otto-Stomps-Straße. Dort hatte ein Bauunternehmen die Wurzeln der Bäume beschädigt. Erst wenn das Gutachten zum Zustand der Bäume vorliegt, was in etwa anderthalb Wochen soweit sein soll, werde über das weitere Vorgehen entschieden – also ob die Bäume stehen bleiben oder gefällt werden müssen. "Es wäre schade, wenn sie wegmüssten“, so Baudezernent Stäglin. Ziel ist es weiterhin, die Stomps-Straße bis Juni 2012 fertig zu stellen. Derzeit ist es in der Straße auch dunkel, beklagten Anwohner. Die Straßenbeleuchtung ist ausgefallen. EVH und Baufirma seien bereits mehrfach angemahnt worden, so die Stadt.

Im Industriegebiet Halle-Ost stehen aber auch weitere Bauprojekte an. Saniert werden ab Frühjahr 2012 die Reideburger Straße, Grenzstraße, Verlängerte Apoldaer Straße, Am Klärwerk und Fiete-Schulze-Straße. Hier soll im März 2013 alles fertig sein. Während in den meisten Straßen während der Baumaßnahmen nur in eine Richtung gefahren werden kann, wird die Reideburger Straße zumeist zweispurig bleiben. Möglich macht es das breite Baufeld. Dadurch kann hier eine provisorische Straße gebaut werden. Diese Asphaltschicht bleibt auch nach Abschluss der Arbeiten bestehen und kann dann als Parkplatz genutzt werden. Während die Alleen in der Stomps- und Schulze-Straße erhalten bleiben und neue Gehwege auf beiden Seiten bekommen, wird in der Reideburger Straße nur auf einer Richtung ein Fußweg angelegt.

Möglich wurde der Straßenbau durch die umfassenden Arbeiten im Untergrund. So werden neue Wasserleitungen verlegt und die Abwasserkanäle vergrößert. Durch die Arbeiten im Gewerbegebiet erhofft sich die Stadt, dass sich neue Firmen ansiedeln. Derzeit können nicht alle Grundstücke bebaut werden, weil die Leitungen einfach zu wenig Kapazität haben.

Die Bauarbeiten in der Berliner Straße verzögern sich bis Mitte November, wie HalleForum.de bereits berichtet hat. Für die Anwohner entstehen keine Mehrkosten. Das Geld kommt aus dem Konjunkturpaket. Statt 1,8 werden nun zwei Millionen Euro fällig.