Halle-Rettung: das doppelte Gedenken

von 5. April 2012

Am 19. April 1945 war für Halle (Saale) der Krieg zu Ende. Mutigen Hallensern ist es zu verdanken, dass die Stadt im zweiten Weltkrieg kaum zerstört wurde und friedlich an die Alliierten übergeben wurde. Damit verhinderten sie die Vernichtung der Stadt durch amerikanische Bomben.An der Südseite des Roten Turms erinnert seit Donnerstag eine von Steinmetzmeister Olaf Korger gestaltete Marmortafel an die Retter. Der Stadtrat hatte die Anbringung im Oktober 2010 beschlossen. „Die Bürgerschaft der Stadt Halle (Saale) gedenkt in Dankbarkeit der Frauen und Männer, die im April 1945 durch mutiges, entschlossenes und besonnenes Handeln unsere Stadt vor der drohenden Zerstörung bewahrt haben“, ist auf der Tafel zu lesen. „Ich denke, eine solche Tafel ist längst überfällig“, sagte Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados.Im Rahmen der Enthüllung las ein Schauspiel-Student des neuen theaters Kriegsschilderungen von Hallensern vor. Die Stadt hatte 1947 dazu aufgerufen. Da war zum Beispiel der 13jährige Hans-Ulrich, Schüler der Latina, der von der Sprengung der Giebichensteinbrücke berichtete. Der 16jährige Bodo erzählte davon, wie er an der Peißnitzbrücke eine Panzersperre errichten sollte und zweifelt deren Sinn an.Doch es wird ab dem 19. April noch eine zweite Tafel geben. Diese nennt auch explizit Graf Luckner. Im Stadtrat konnte man sich auf diesen Namen nicht einigen, gilt er doch vielen als Nazi und Kinderschänder. Am Wöhrl-Kaufhaus soll diese Tafel, initiiert von der FDP, angebracht werden. Und so wird es zur Erinnerung an die Halle-Rettung künftig auf dem Markt zwei Tafeln geben. Eine offizielle ohne Namen. Und eine der Luckner-Freunde.Ein älterer Mann hatte die Tafeleinweihung am Donnerstag für seinen Protest genutzt. „Ehre wem Ehre gebührt. Namenlos ist ehrenlos“, war auf seinem Plakat zu lesen, daneben ein Bildnis von Luckner.