“Halle steht zu seiner Verantwortung”

von 13. November 2011

Mit einer Gedenkstunde in der Frohen Zukunft wurde am Sonntagvormittag an die vielen Opfer der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten in den Siebel-Flugzeugwerken erinnert. In Mötzlich hatte sich ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald befunden. Die Insassen wurden in den Flugzeugwerken als Zwangsarbeiter eingesetzt.

“Halle steht zu seiner Verantwortung und erinnert sich”, sagte Finanzdezernent Egbert Geier während der Gedenkstunde. Gegen das Verdrängen und Vergessen habe etwas getan werden müssen, so Geier mit Blick auf das jahrelang in Vergessenheit geratene Lager. Erst ein Bericht des "Stern" hatte Halle wieder wachgerüttelt. Die Saalestadt hatte daraufhin ein Forschungsprojekt ins Leben gerufen, um die Schicksale der Opfer zu recherchieren und die Bevölkerung über die Gräueltaten zu informieren. Rund 1.000 Menschen waren hier eingesperrt, der jüngste gerade einmal 15 Jahre alt. Doch das Lager in Mötzlich war nicht das einzige. Insgesamt, so Geier, habe es in Halle 114 Zwangsarbeiterlager gegeben, darunter unter anderem auch für die Reichsbahn und die Elektrizitätswerke.

Es sei unvorstellbar, dass einst Zwangsarbeiter diesen Weg gehen mussten, wo heute Menschen zur Straßenbahn und Kinder zur Schule gehen, sagte Pfarrerin Kristin Heyser. Es sei gut, dass es nun einen gekennzeichneten Ort gebe, an dem die Menschen in ihrer Alltagshektik vorbei müssten. Das Unrecht von damals dürfe sich nicht wiederholen. Heyser zündete am Gedenkstein neben der Straßenbahnhaltestelle eine Kerze an. “Das Licht soll ein Zeichen sein, dass auch das Dunkle nicht in Vergessenheit gerät.” Heyser mahnte, dass die konkreten Erinnerungen an damals immer mehr verblassen. “Wir dürfen die Schuld der Vergangenheit nicht vergessen und relativieren.”