Vor zwei Monaten hat HalleForum.de über die geplante Städtepartnerschaft mit Savannah im US-Bundesstaat Georgia berichtet. Schon vor 4 Jahren gab es Kontakte zu der Stadt mit 130.000 Einwohnern, die auf deutsche Wurzeln zurückblickt. Doch die Anfrage Savannahs zu einer Städtepartnerschaft versackte im Dickicht der halleschen Stadtverwaltung.
Doch nun wird ein neuer Anlauf unternommen. In Vorbereitung des 300. Geburtstages Heinrich Melchior Mühlenbergs (1711-1787) im Jahr 2011 reist der Direktor der Franckeschen Stiftungen, Dr. Thomas Müller-Bahlke am Samstag in die USA. Er folgt damit der persönlichen Einladung der Georgia Salzburg Society zu den Feierlichkeiten anlässlich des 275. Gründungsjubiläums der ersten Salzburger Siedlungen in Georgia. Zehn Tag bleibt Müller-Bahlke in den Staaten, besucht unter anderem Pennsylvania und Washington D.C. Und am 5. September ist er bei dem Oberbürgermeister der Hafenstadt Savannah zu einem Arbeitsfrühstück eingeladen. Im Auftrag der Stadt Halle (Saale) wird er den Aufbau einer Städtepartnerschaft auf der Grundlage der gemeinsamen Geschichte sondieren. Das endgültige OK zur Partnerschaft muss aber der Stadtrat geben.
Doch wie kam der Kontakt überhaupt zustande? Johann Martin Boltzius war der erste lutherische Pfarrer in Georgia und hatte seine theologische Ausbildung in den Franckeschen Stiftungen zu Halle (Saale) absolviert. Als Student der Universität Halle hatte er als Informator an den Lateinschulen des Halleschen Waisenhauses gearbeitet. Von hier aus entsandte Gotthilf August Francke ihn und später noch mehrere Nachfolger zur Unterstützung der Salzburger Exilanten in die Siedlung Ebenezer nahe der Hafenstadt Savannah, Georgia. Gemeinsam mit den ersten 37 Familien trat Boltzius 1734 seine Reise an. Insgesamt 158 Briefe Boltzius aus den Jahren 1733-1765 liegen heute im Archiv der Franckeschen Stiftungen. Die Georgia Salzburg Society hat sie im Jubiläumsjahr unter Mitwirkung von Dr. Jürgen Gröschl, Archivar am Studienzentrum August Hermann Francke, in einer zweibändigen Edition herausgegeben.
Der wohl bekannteste Hallenser in den USA ist Heinrich Melchior Mühlenberg. Er wurde 1741 aus Halle in die damalige Kolonie Pennsylvania entsandt, um die zahllosen deutschen Einwanderer geistlich zu betreuen und zu organisieren. Am Ende seines Lebens 1787 reichte sein gut funktionierendes lutherisches Kirchenwesen von New York bis nach Georgia. Seine Söhne John Peter Gabriel Mühlenberg und Frederick Augustus Mühlenberg gehören zu den Mitbegründern der amerikanischen Demokratie. Nach ihrer Ausbildung in den Stiftungen kämpfte John Peter Gabriel Mühlenberg als Brigadegeneral unter George Washington in den amerikanischen Freiheitskriegen, wird heute sogar mit einem Denkmal auf dem Capitol Hill in Washington D.C. geehrt. Sein Bruder Frederick Augustus Mühlenberg erlangte Berühmtheit als erster Präsident des amerikanischen Repräsentantenhauses und Mitunterzeichner der Bill of Rights. Im Jahr 2011 begehen die Franckeschen Stiftungen den 300. Geburtstag Heinrich Melchior Mühlenbergs mit einem internationalen Kultur- und Wissenschaftsprogramm, zu dessen Vorbereitung der Stiftungsdirektor seine USA-Reise mit nutzen wird.