Halle will Stadt der Wissenschaft werden

von 19. Juli 2010

Einmal hat es Halle schon probiert, ging leer aus. Nun probiert es die Saalestadt noch einmal und bewirbt sich um den Titel „Stadt der Wissenschaft“. Eine Arbeitsgruppe mit Vertretern verschiedener wissenschaftlicher Einrichtungen wie Universität, Leopoldina, Weinberg Campus, Franckesche Stiftungen, Mitgliedern der Stadtratsfraktionen und der Stadtverwaltung bereitet derzeit die Bewerbung vor. „Ich freue mich über die große Unterstützung“, so Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados.

Doch das Stadtoberhaupt will auch die Bevölkerung mitnehmen. „Wir wollen, dass es beim Bürger ankommt, dass die Hallenser angesprochen werden“, so Szabados. Auf dem Marktplatz neben den Stufen zum Ratshof wurde deshalb am Montag ein roter Briefkasten aufgestellt, der schon mit einem Wortspiel neugierig machen soll: „Wissen schafft Stadt“. Auf einer Karte sollen die Hallenser vermerken, was sie unter Wissenschaft verstehen, wo sie Wissenschaft erleben, was sie von der Wissenschaft in Halle erwarten und welche Projektideen die Bürger konkret haben. Die besten Ideen sollen prämiert werden. Und da offenbarte sich gleich der erste kleine Fehler: auf den Mitmachkarten ist dazu nichts zu finden. Nun sollen die Karten nachbearbeitet werden und Platz für ein Adressfeld bieten. Doch auch der rote Kasten sagt nicht so wirklich etwas aus, das wurde bei seiner Einweihung am Montag deutlich. Deshalb soll er nun mit Infomaterial zur Stadt der Wissenschaft nachgerüstet werden.

Denn Halle erhofft sich mit dem Gewinn des Titels eine Stärkung des Images sowie neue Synergien für die wissenschaftlichen Einrichtungen. So kommen aus Halle schon jetzt viele Patente. „Wenn man die noch in Produkte umsetzen kann, sind wir glücklich“, so das Stadtoberhaupt. Parallel dazu bewirbt sich Halle auch um die „Stadt der jungen Forscher“.

Sollte Halle die Titel erhalten, wird sich im Jahr 2012 in der Saalestadt alles um die Wissenschaft drehen. Während bei der Bewerbung auf bestehende Ressourcen zurückgegriffen wird, muss dann auch richtig Geld in die Hand genommen werden. Zwar sind die Titel mit 250.000 beziehungsweise 60.000 Euro Unterstützung verbunden. Doch Halle muss wohl mindestens eine Summe in gleicher Höhe aus eigener Kraft tragen. Für Szabados ist allerdings klar: „Wir wollen den Titel. Wir haben das Potential.“ Dabei führt sie unter anderem die Lange Nacht der Wissenschaften an, die Kinderuniversität und das Seniorenkolleg. Bildung und Wissenschaft seien ein strategisches Ziel in der Stadt.

Uni-Kanzler Martin Hecht verspricht sich vor allem Werbung für den Wissenschaftsstandort Halle und mehr Studenten von außerhalb. Schon jetzt gebe es zwischen fünf- und zehntausend Arbeitsplätze im wissenschaftlichen Bereich in Halle. Schon seit den ersten Ideen – der Stadtrat stimmte der Bewerbung im Mai zu – mache sich bemerkbar, dass sich die Kommunikation verbessert habe, so Hecht.

Wegen der Bedeutung für die Wirtschaftsförderung hat Wirtschaftsdezernent Wolfram Neumann die Leitung der Arbeitsgruppe übernommen. Ob es auch wirklich was wird mit der Stadt der Wissenschaft, wissen wir erst im nächsten Jahr. Erst Ende März 2011 fällt die Jury ihre Entscheidung.

Ausgelobt wird der Wettbewerb „Stadt der Wissenschaft“ alljährlich vom „Stifterverband der Deutschen Wissenschaft“. Eine Gemeinschaftsinitiative der deutschen Wirtschaft, in der 3.000 Unternehmen, Verbände, Stiftungen und Privatpersonen zusammengeschlossen sind, um Wissenschaft, Forschung und Bildung voranzubringen.