Halle wird immer älter

von 19. März 2010

Halle wird immer älter. Laut Seniorenbericht, den Kerstin Riethmüller von der Seniorenberatungsstelle der Stadt am Donnerstag im Sozial- und Gleichstellungsausschuss vorstellte, ist der Anteil der Über-60-jährigen an der Gesamtbevölkerung auf 29,2 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen – auf 67.907. 2000 waren es erst 24,2 Prozent. Im Jahr 2025 werde der Anteil der Senioren sogar auf 32,2 Prozent. Und auch der Anteil der Hochbetagten wachse weiter und werde sich bis 2020 im Vergleich zu 2005 verdoppeln – auf 18.000. Die meisten Senioren leben am Landrain, 47,81 Prozent aller Einwohner haben hier das 60. Lebensjahr überschritten. Es folgen Trotha (41,02 %) und Frohe Zukunft (40,32 %). Am jüngsten sind die Einwohner in den Sozialräumen Heide-Nord/Lettin und Silberhöhe/Ammendorf.

Eine älter werdende Bevölkerung bringt natürlich auch eine Änderung in der Stadtpolitik mit sich. Halle wird sich immer mehr auf die Senioren einstellen müssen. Sei es bei der Verkehrsplanung oder der Stadtgestaltung – viele Senioren lassen das Auto stehen und nutzen öffentliche Verkehrsmittel. Höhen der Sitzbänke in Bahnen und Bussen, aber auch an Haltestellen und in Parks müssen angepasst werden. Ebenso ist eine weitere Stärkung der Nahversorgungszentren in den Stadtteilen vorgesehen, Senioren wünschten sich wohnortnahe Einkaufsmöglichkeiten, weil weitere Wege beschwerlicher sind als noch in jungen Jahren. Vorgesehen ist daneben eine Umgestaltung und Aufwertung des Wohnumfeldes. „Ältere Menschen wünschen sich hier barrierefreie Fußwege sowie eine ausreichende Straßenbeleuchtung. Doch auch auf die Schul- und Kita-Planung hat das Auswirkungen – Senioren brauchen keine Schulen und Kindergärten. Stattdessen gewinnen Seniorentreffs eine zunehmende Bedeutung. 18 derartige Einrichtungen gibt es bereits in der Saalestadt.

Ein großes Problem: Einsamkeit im Alter. Laut Riethmüller gebe es eine „Singularisierung und Feminisierung“ im Alter. Will heißen: die alten Menschen leben (nach dem Tod des Partners) allein und sind vorrangig weiblich. „Viele alte Frauen leben alleine und vereinsamen.“ Eine wichtige Frage deshalb: wie lassen sich alte Menschen einbinden? Dazu laufen gemeinsame Projekte mit der Freiwilligenagentur, um die ehrenamtliche Bereitschaft der Senioren zu nutzen. 42 Seniorengruppen engagieren sich bereits in der Stadt.

Einstellen muss sich auch die medizinische Versorgung auf die Alterung. „Wir erwarten einen hohen Demenzanstieg“, so Riethmüller. Auch die Gesamtzahl der Pflegebedürftigen werde steigen. Derzeit werde der Bedarf an Betreuungsangeboten aber noch sehr gut abgedeckt. Es gebe 47 zugelassene Pflegedienst und 42 Heime.

Die halleschen Rentnerinnen verfügen dem Bericht zufolge über 760 Euro im Monat, bei den Männern sind es 927 Euro. Mit Ausnahme einer Minderheit von 0,3 Prozent liegen die halleschen Senioren damit derzeit noch über der sogenannten Grundsicherung. Noch. Denn auch das wird sich ändern – durch ein sinkendes Rentenniveau und lange Zeiten von Arbeitslosigkeit, von denen die jetzigen Senioren noch nicht in dem Maße betroffen waren wie spätere Generationen. 2009 musste man Ausgaben in Höhe von 7,6 Mio. Euro für die Grundsicherung zahlen.“Diese Ausgaben werden sich in den kommenden Jahren zwangsläufig kontinuierlich erhöhen“, heißt es in dem Bericht. „Es ist davon auszugehen, dass sich die zukünftigen Alterseinkünfte im Osten Deutschlands bei bestimmten Personengruppen verringern werden.“