Andere wiederum fragen nicht und wollen helfen. Zu denen, die nicht nur reden, sondern handeln und sich auch vor Ort eigene Eindrücke verschaffen, gehören Mitstreiter des Antirassistischen Netzwerkes Sachsen-Anhalt (Ansa).
Auf ihrer Internetseite heißt es, Zitat: Wir sehen es als unsere Aufgabe, Flüchtlinge in ihren Kämpfen zu stärken und die Selbstorganisierung voranzutreiben. Dabei wenden wir uns gegen die deutsche Asyl- und Abschiebepraxis und leisten Öffentlichkeitsarbeit, um sowohl die Zustände in den Lagern, als auch die Willkür, Schikanen und Demütigungen seitens der Behörden gegenüber Flüchtlingen sichtbar zu machen. Leute aus ihren Reihen sind gewissermaßen an die Front des Einwanderstroms in Kroatien gefahren. Am Dienstagnachmittag (22. September 2015, 15 Uhr) schickten sie einen Bericht aus dem Lager Opatovac im serbisch-kroatischen Grenzgebiet. Nachdem Ungarn gegen die Invasion teilweise aggressiver Ankömmlinge Grenzzäune errichtet hat, konzentrierte sich der größte Flüchtlingsstrom der Balkanregion auf Kroatien. Von dort berichtet Ansa: Eine organisierte Versorgungsstruktur gibt es nicht (außer ein paar Dixis und ganz wenigen Zelten), obwohl unablässig fast im Minutentakt total erschöpfte und unterkühlte Menschen ankommen. Als wir unsere mitgebrachten Güter verteilen wollen, werden wir fast überrannt. Die Menschen streiten sich in ihrer Verzweiflung um die viel zu wenigen Decken und Lebensmittel, die wir dabei haben. Vor dem Camp müssten die Neuankömmlinge lange warten und sich registrieren lassen. Wir versorgen die Menschen, die noch davor warten, mit Medikamenten, Hygieneartikeln und Sonnencreme. Vor allem durch das viele Laufen (in oftmals komplett kaputten Schuhfetzen) gibt es viele offene Wunden. Die großen Organisationen vor Ort Rotes Kreuz und UNHCR scheinen überfordert.
Für die Flüchtlinge in Halle fordert das Netzwerk eine dezentrale Unterbringung in Wohnungen, was nach Aussagen von Sozialdezernent Tobias Kogge auch der bisherigen Strategie der Stadtverwaltung entspräche. Doch die große Anzahl der Ankömmlinge und das Tempo ihrer Ankunft scheint dieses Vorhaben inzwischen zu konterkarieren. Sicher scheint im Moment nur, dass im ehemaligen Maritim-Hotel Halle 740 Einwanderer unterkommen und in Halle-Trotha 800. Die Ansa-Aktivisten zählen indes zahlreiche andere Details auf, wodurch nach ihrem Eindruck die dezentrale Unterbringung scheitert. Sie zählen unter anderem die Kopplung an ihren Aufenthaltsstatus und die Kaution auf. Doch Ansa geht noch weiter und fordert eine freie Wohnungswahl, denn bisher würden Wohnungen zentral zugewiesen. Ein Mitspracherecht gebe es nicht.
Im die rechtliche Stärkung von Asylbewerbern kümmert sich eine weitere hallesche Initiative. Ihr Name: Medinetz Halle/Saale. Sie schildert das Dilemma der Menschen, die einen Asylantrag gestellt haben und der Menschen, die nach der Ablehnung in der Illegalität leben.
Antirassistisches Netzwerk Sachsen-Anhalt
http://antiranetlsa.blogsport.de
Medinetz Halle/Saale