Hallenser packen mit an

von 20. September 2009

(ens) Es werden von Jahr zu Jahr mehr. Über 400 Hallenser haben am Samstag beim fünften Freiwilligentag mit angepackt, und ehrenamtlich etwas für ihre Stadt getan. Insgesamt 43 verschiedene Projekte standen zur Verfügung. Schon im Vorfeld hatten sich 378 Menschen dafür angemeldet. Am Ende wurde die Schallmauer von 400 erreicht. Nach der Eröffnung auf dem Marktplatz strömten die Teilnehmer in alle Richtungen aus.

Gregor, Jana-Mareike und Sophie schlossen sich Bildungsdezernent Tobias Kogge und dem Zeitgeschichten-Verein an, und putzten die Stolpersteine, die an ermordete Juden in der Saalestadt erinnern. Ihr Auftakt: vier Steine Eingangs der Leipziger Straße. Die Messing-Klötzer vor dem Haus Nummer 4 erinnern an Helena, Rosa, Siegfried und Sofia Wenzymer. “Wir wollen damit im öffentlichen Raum Bewusstsein für die schrecklichen Taten der Nationalsozialisten schaffen”, so Kogge. “Denn im öffentlichen Raum wurden Juden zusammengepfercht, Geschäfte beschmiert.” Und die vier Steine in der Leipziger Straße haben eine besondere Geschichte. Denn nur einen Tag, nach dem sie der Künstler Gunter Demnig gesetzt hatte, wurden sie aus dem Boden gerissen. Weitere ging es bei der Putztour durch die Märkerstraße hin zur ehemaligen Synagoge.

Angepackt haben auch die HFC-Fans. Sie setzten Betonfundamente für Bänke am Fanhaus, strichen anschließend die besonderen Bänke. Denn bequeme Sitzschalen oder dergleichen gibt es hier nicht. Streetworker Steffen Kluge hatte nämlich eine besondere Idee. “Die Jugendlichen sitzen eh meist oben auf der Lehne”, so Kluge. Oben ist Platz für den Hintern, unten für die Füße. Und dazwischen – nix.

Gefilzt wurde bei der Bürgerinitiative "Treffpunkt Thaerviertel". Das Ziel: viele kleine Einzelflächen filzen, um daraus dann einen Wandteppich zu gestalten. Bestimmt ist das Ergebnis für die Kita Sonnenland. Instand gesetzt wurde Sandkasten in der "Pusteblume", außerdem gab’s hier neuen Sand. Erst vor ein paar Wochen wurde der Stadtgarten Glaucha in der Torstraße eingeweiht. Doch so ein Garten will gepflegt werden. Dass die Anwohner ihre grüne Oase mögen, zeigte sich bei Freiwilligentag. Dann es gab reichlich Unterstützung. Die Schöpfkelle in der Silberhöhe wurde mit einem Holzzaun umrahmt. Sieht erstens schick aus, und soll zweitens auch schützen. Denn in den Rasen dahinter wurden Krokuszwiebeln eingegraben. Sie sollen im Frühjahr dann für ein Farbenmeer sorgen. Unter dem Motto „Katzengeschmatz unterm Dach“ wurden im Kleintierschutzverein Felidae Futterhäuser für freilebende Katzen und Kater gebaut. Eine Rampe für Rollstuhlfahrer sollte am Spielehaus der Franckeschen Stiftungen entstehen. Doch dieses Projekt fiel leider aus.

Seinen Abschluss fand der fünfte Freiwilligentag im Burggraben der Moritzburg. Bei Grillwürstchen und Musik wurden die fleißigen Helfer für ihre Unterstützung belohnt. Jetzt können langsam schon die Vorbereitungen für 2010 anlaufen. Denn dann gibt es einen neuen Freiwilligentag. Und auch wenn die Teilnehmerzahlen gestiegen sind, leider sieht man meist überall die gleichen Gesichter. Offenbar interessieren sich viele Menschen nicht dafür, was in ihrer Stadt passiert und wollen auch nicht mit selbst anpacken.