Hallenser protestieren gegen Nazi-Aufmarsch

von 17. Juni 2009

(ens) Wegen einer Demonstration von Rechtsextremen waren am Mittwochabend weite Teile der südlichen Innenstadt von Halle (Saale) gesperrt. 167 Anhänger der NPD-Jugendorganisation “Junge Nationaldemokraten” hatten ihren Aufzug anlässlich des Gedenktages zum 17. Juni 1953, dem Volksaufstand in der DDR, abgehalten. Gegen 20 Uhr setzte sich der rechte Propagandazug in Bewegung, musste aber immer wieder unterbrochen werden, weil Gegendemonstranten die Route blockierten. Immer wieder skandierten die Protestierenden “Nazis raus”, während die Rechtsextremisten einen neuen Volksaufstand androhten. In der Turmstraße, zwischen Industriebrachen und einem Baugebiet hielt der rechte Aufmarsch eine Kundgebung ab. Zwischenzeitlich hatten linke Gegendemonstranten versucht, über das Baufeld durchzubrechen. Ein Großaufgebot der Polizei konnte das aber verhindern. Anschließend ging es durch das Lutherviertel und zur Merseburger Straße, bevor der Aufmarsch gegen 23 Uhr am Hauptbahnhof beendet wurde. Von dort aus fuhren die meisten Demonstranten dann wieder nach Hause. Ein Großteil kam aus Leipzig und Magdeburg.

Nach Angaben der Polizei haben sich rund 600 bis 800 Gegendemonstranten eingefunden. Genau feststellen könne man dies nicht, so Polizeisprecher Siegfried Koch, weil sich die Gegner der Rechten an mehreren Orten versammelten. Auf der offiziellen Kundgebung am Riebeckplatz sagte der DGB-Regionsvorsitzende Johannes Krause, wir müssten wachsam sein. Und Matthias Höhn, Landesvorsitzender der Partei “Die Linke”, erklärte, es sei heute wichtig Zivilcourage zu zeigen gegen den Missbrauch des Datums durch Rechtsextreme.

In weiten Teilen von Halle kam es durch den Aufmarsch und die Gegendemonstrationen zu massiven Verkehrsbeeinträchtigungen. Leipziger Chaussee, Merseburger Straße und Riebeckplatz waren über Stunden gesperrt. Auch der Straßenbahnverkehr musste unterbrochen werden, was zu Unmut unter der Bevölkerung sorgte. “Ich komme von Arbeit und bin müde”, schimpfte ein ältere Mann. Und ein Herr mittleren Alters pflichtete bei: “wegen der Scheiß Nazis müssen wir hier Stunden warten.” Denn auch der Nachhauseweg zu Fuß war gesperrt. Ein massives Polizeiaufgeboten hatte zwischen Markt, Riebeckplatz, Franckeplatz und Rannischem Platz alle Zufahrtsstraßen abgeriegelt und ließ niemanden mehr durch.

Abschließend bleibt noch zu sagen, dass unter den Polizisten eine angespannte Stimmung herrschte und manch einer gereizt reagierte. Ein Polizist stürmte auf das HalleForum.de-Team zu, weil der Fotograf seinen Diensthund knipste. Während der Berichterstattung mussten wir geschätzte 20 Mal den Ausweis vorzeigen.