Halles Osten gehen die Industrieflächen verloren

von 18. Januar 2012

Die Stadt Halle (Saale) hat ein Problem. Ihr fehlen ausreichend große Gewerbeflächen für Industrieansiedlungen. Zwar gibt es überall im Stadtgebiet leerstehende ehemalige Industrieflächen. Aber zu lange wurden diese Flächen nicht genutzt, der Bestandsschutz ging verloren und die Wohnbebauung rückt immer näher heran.

Besonders drastisch offenbart sich dieses Problem im halleschen Osten, entlang von Delitzscher Straße, Reideburger Straße und Grenzstraße. Die Stadtverwaltung will nun retten, was noch zu retten ist. Mit einem Bebauungsplan sollen jetzt Bereiche in dem 198 Hektar großen Areal als Gewerbebestandsgebiet ausgewiesen werden. 20.000 Euro sind dafür laut Falko Wendler vom Stadtplanungsamt im Haushalt zur Erstellung von Gutachten eingeplant. Ein großes Problem sind dabei die vielen Wohnungen, die sich im Gebiet breit gemacht haben. Die Einfamilienhaus-Flächen in Reideburg und Büschdorf sind nahe an die Altindustrieflächen heran gerückt, Betriebswohnungen und Fabrikantenvillen sind oft noch immer bewohnt. “Im Prinzip müssen wir um jede Wohnnutzung herum mit einem Zirkel einen Kreis auf dem Plan ziehen, wo wir keine Firmen mehr ansiedeln können”, machte Wendler im Planungsausschuss deutlich. Denn alle dortigen Bewohner haben einen Schutzanspruch vor Lärm und Abgasen. “Wir können den jetzigen Schutzstatus nicht absenken. Dann müssten wir Schadensersatz zahlen”, erläuterte Wendler. Mit dem Bebauungsplan soll die Ausbreitung der Wohnnutzung gestoppt werden. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass es in 20 Jahren überhaupt keine Gewerbeflächen mehr in Halle gebe, so ein Vertreter der Stadtverwaltung.

Dieter Lehmann, sachkundiger Einwohner im Planungsausschuss, schlug die Einrichtung von Mischgebieten vor. Laut Wendler keine Alternative. “Wenn sich der Charakter der der Areale so verändert hat, können wir sie nicht durch Planungen zu Gewerbegebieten machen.” Gerry Kley (FDP) brachte den Vorschlag, andere Bereiche in der Stadt auszuweisen. Doch laut Falko Wendler gibt es im halleschen Osten für Industriebetriebe notwendige Gleisanschlüsse. Außerdem brauche man für Neubebauungen auf der grünen Wiese Ausgleichsflächen. Angesichts des städtischen Haushalts ist auch der Vorschlag von Uwe Köck (Linke) zu einem städtischen Vorkaufsrecht für freiwerdende Flächen, keine Lösung. Eine große Mehrheit (eine Enthaltung) fand dagegen sein Antrag, auch das Areal am HAVAG-Betriebshof und das Papenburg-Gelände an der Fritz-Hoffmann-Straße mit in den Bebauungsplan aufzunehmen. Das hatte die Stadt zunächst nicht vor, “weil es sich hier um ein vitales Gebiet handelt”, so Wendler. Der Stadt gehe es dagegen um die großen leerstehenden Flächen.

Der Planungsausschuss stimmte am Ende der Aufstellung eines Bebauungsplanes einstimmig zu. Nächste Woche ist der Stadtrat dran.