Halles Superintendent verabschiedet

von 17. August 2009

Abschied nehmen hieß es am Sonntag von Superintendent Eugen Manser. Mit einem Festgottesdienst in der vollbesetzten Marktkirche wurde der 59jährige aus seinem Amt als „Chef“ des Kirchenkreises Halle-Saalkreis verabschiedet. Und natürlich ging es auch in Mansers Predigt um den „Abschied“. Der bedeute nämlich nicht zur, jemanden aus der eigenen Fürsorge zu entlassen, sondern auch Gott zu überlassen. Zwar sei es bitter Abschied zu nehmen. Doch es mache auch frei, etwas Neues zu beginnen, so Manser. Und er fängt auch tatsächlich etwas Neues an, ist nun als Schulpfarrer in der Wittekindgrundschule und im Südstadtgymnasium tätig, erteilt hier Religionsunterricht. Dabei hat sich der Theologe, der zuvor den Beruf des Herrenschneiders erlernte, auch einen lange gehegten Traum erfüllt: Lehrer zu werden.

Das machte sich auch in den Abschiedsgeschenken bemerkbar, so gab es für Manser auch eine Zuckertüte. Daneben erhielt Manser bei einem Empfang im Stadthaus eine Jesusfigur, ein Bild, Streichfett der Bahnhofsmission, jede Menge Blumen und viele herzliche Worte. Propst Martin Herche würdigte Mansers Verdiente. Dazu gehöre die Einführung der Kirchennacht, die Zusammenführung der Kirchenkreise Halle und Saalkreis im Jahr 2000 so wie die mit Bedacht umgesetzten Vorgaben aus Magdeburg bei der Stellenplanung. „Und ich habe ihn als leidenschaftlichen Prediger geschätzt“, so Herche.

Alt-Präses Jürgen Gröger beschrieb Manser aus „ausgeglichen und gelassen“. Drei Superintendenten habe er in seiner Arbeit erlebt, 8 Jahre mit Manser zusammengearbeitet. „Ich gehörte damals zu den Menschen, die ihn am 2. März 1994 ansprachen und den Posten angeboten haben“, so Gröger. „Und er hat Nein gesagt.“ Aber Gröger gab nicht auf. Und tatsächlich, die Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt. Manser sagte unter der Maßgabe zu, dass seine Pfarrstelle in der Lutherkirche neu besetzt wird. Rückblickend auf die vergangenen 14 Jahre sagte Gröger, „Er hat das Orchester Kirchenkreis gut geleitet.“ Immerhin bekam Manser zu seiner Amtseinführung einen Taktstock geschenkt. Am Sonntag übergab er diesem seinem amtierenden Nachfolger Andreas Schuster. Denn ein neuer Superintendent ist noch nicht in Sicht. Auf eine Ausschreibung hin hatte sich nur ein Bewerber gefunden. Nun soll es eine zweite bundesweite Ausschreibung geben.

Auch Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados war zur Verabschiedung gekommen. Sie haben in Manser einen guten Verbindungsmann in die evangelische Kirche gefunden. Gerry Wöhlmann, Pfarrer der Johanneskirche, lobte Manser als Mann, der sein Ohr an der Basis hatte. Und Christoph Lemme, Altpfarrer in Wörmlitz, hob hervor, dass Manser etwas „zuversichtliches“ ausstrahlte und Menschen mut machen konnte. Grußworte kamen auch von der Bahnhofsmission, der Beratungsstelle Labyrinth und weiteren evangelischen Einrichtungen. Mit dem Pastor und Geschäftsführer des Krankenhauses Martha Maria, Walther Seiler, hatte auch die evangelisch-methodistische Kirche einen Vertreter geschickt.

Eugen Manser wurde 1950 in Möhrenbach bei Ilmenau/ Thüringen geboren. Beide Eltern gehörten zur Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten. 1967 wurde getauft. Er absolvierte zunächst eine Berufsausbildung als Herrenschneider, machte sei Abitur an der Volkshochschule. Zwischen 1970 und 1975 studierte er in Jena Theologie.

1971 war Manser zur Evangelischen Kirche konvertiert, heiratete ein Jahr später Hanna Münker. 1973 kam Tochter Anna auf die Welt, 1975 Sohn Tonio und 1980 Tochter Lisa. Nach einem Vikariat in Bretleben im Kirchenkreis Artern war Manser von 1977 bis 84 Landpfarrer in Kindelbrück/Thüringen. Von 1984 bis zu seinem Amtsantritt 1995 als Superintendent war er Pfarrer an der Luthergemeinde Halle.