Halles Unternehmer engagieren sich

von 24. September 2009

Am Donnerstagmittag fand im Mitteldeutschen Multimediazentrum (MMZ) in Halle (Saale) die Auftaktveranstaltung der Unternehmerinitiative „Verantwortungspartner für die Region Halle“ statt. Unter dem Dach der Bertelsmannstiftung wollen Unternehmen und Einrichtungen ihre Projekte bündeln. Denn: es passiert schon viel in Halle. Doch vernetzt sind die einzelnen Initiativen noch nicht. Die Idee, alle Aktionen einmal zu bündeln, kam während verschiedener informeller Treffen zustande. Ministerpräsident Wolfgang Böhmer hat die Schirmherrschaft für die „Verantwortungspartner“ übernommen, die an die soziale Verantwortung der Unternehmen erinnern will. Zur Eröffnung sagte er, die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung durch Unternehmen gewinn angesichts knapper werdender öffentlicher Budgets an Gewicht. Ähnliche Bündnisse wie in Halle brauche es auch in anderen Städten und Regionen Sachsen-Anhalts. Auch Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados begrüßte die Initiative und die damit einhergehende Netzwerkbildung. Halle stehe neben Sonne und Salz nämlich auch für Synergien.

Doch ganz uneigennützig engagieren sich die Unternehmen nicht. Sie hoffen angesichts des demografischen Wandels, auf diese Weise potentielle Auszubildende und spätere Fachkräfte binden zu können. Denn schon jetzt zeichnen sich erste Engpässe ab. Von 12 ausgeschriebenen Ausbildungsplätzen für Bankkaufleute habe man zwei noch nicht besetzen können, erläuterte Steffen Matz von der Volksbank Halle. Zum einen wegen geringer Bewerberzahlen, aber auch wegen „erschreckend schlechter Leistungen.“ Auch an der sozialen Kompetenz ließen es die Bewerber mangeln. Auf die Frage, warum sich die jungen Leute ausgerechnet in diesem Betrieb beworben haben, komme oft die Antwort „Mutti hat mich geschickt.“ Ein noch dramatischeres Bild zeichnete Petra Fischbeck von KSB. Seit 20 Jahren habe man den gleichen Einstellungstest. „Und die Bewerber sind schlechter geworden.“ Früher hätte man aus einer Masse an Bewerbern die besten auswählen können. Heute würden die Unternehmen Nachwuchssorgen plagen.

An der Initiative beteiligen sich derzeit vorwiegend große Unternehmen wie ABB, KSB, Papenburg und Weisenburger. Doch auch die Arge, die Arbeitsagentur, verschiedener Vereine und die Freiwilligenagentur sind mit dabei. Kleinere Handwerksbetriebe vermisst man noch. Doch auch diese seien Zielgruppe, so Petra Fischbeck. Steffen Matz hofft auf die Zugpferdwirkung der großen Firmen. Zudem sei die Mitgliedschaft in der Initiative nicht mit Kosten verbunden. Allerdings, konkrete Ideen, wie man den kleinen Betrieben mit oft nur 10 oder weniger Mitarbeitern die Scheu nehmen kann, gibt es noch nicht.

Die bereits angestoßenen und auch in Planung befindlichen Projekte können sich durchaus sehen lassen. Zum Beispiel die „Chance 2010“ im Rahmen der gleichnamigen Ausbildungsmesse. Hierbei sind auch Lehrerseminare vorgesehen, Besuche von Unternehmen in Schulklassen und umgekehrt. Die Arbeitsagentur startet den Azubi-Marktplatz und will so Jugendliche auch die Berufswahl vorbereiten. Angeboten werden dabei auch Beratungen zu möglichen Förderleistungen. Ermöglicht werden sollen zudem Schnuppertage in den Unternehmen. Doch nach der Ausbildung geht es auch darum, die Fachkräfte im Betrieb zu halten. Hier greift die Initiative „Familienfreundliches Halle“, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern soll. Aus DDR-Zeiten kennt man noch den PA-Unterricht. Ähnliches ist auch wieder vorgesehen. „Produktives Lernen“ soll Jugendliche ohne Perspektive doch noch den Start in die Berufswelt ermöglichen, Praktikumsplätze vermitteln und auch das Nachholen des Hauptschulabschlusses ermöglichen.

Die Initiative selbst läuft erst einmal ein Jahr. Und natürlich hoffen die Unternehmen, dass es danach weiter geht. Jetzt sollen erst einmal konkrete Ideen gesammelt werden. Am 23. Oktober ist dann ein sogenanntes „Meilensteintreffen“ vorgesehen, bei dem diese Ideen ausgewertet werden.