Halles Wirtschaft gegen Umweltzone

von 26. November 2009

Am Mittwoch hat HalleForum.de exklusiv über Pläne berichtet, wonach die Stadt Halle (Saale) eine Umweltzone einrichten wird. Nachdem Planungsdezernent Thomas Pohlack diese Maßnahme noch vor zwei Monaten ausschloss, sieht er nun keine Alternative mehr, wie er uns gegenüber auf Nachfrage sagte. “Wir werden wohl nicht Drumherum kommen.” Es gebe kaum andere Möglichkeiten, die Belastung mit Feinstaub und anderen Schadstoffen zu senken.

In Halles Wirtschaft stoßen die Pläne auf Kritik. In einer aktuellen Befragung der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) von 500 halleschen Firmen votierten 78 Prozent der Befragten gegen die Einrichtung einer Umweltzone. „Viele Gewerbetreibende befürchten eine deutliche Schwächung des Wirtschaftsstandortes und erhebliche Kosten bei der notwendigen Anpassung ihres Fuhrparks“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Peter Heimann, der darüber hinaus anmerkt, dass bisher in keiner deutschen Stadt signifikante positive Umweltauswirkungen solcher Zonen nachgewiesen werden konnten.

In der Diskussion war in den letzten Wochen auch die Einführung von Tempo-20-Zonen. Dies war eine der möglichen Alternativmaßnahmen gegen eine Umweltzone. Auch die hält Halles Wirtschaft für kontraproduktiv. 80 Prozent haben sich dagegen ausgesprochen. Vor allem eine erschwerte Erreichbarkeit der Altstadt sowie die Zunahme von Lärm und Abgasen durch zusätzliche Behinderungen des Verkehrsflusses werde befürchtet. 86 Prozent der befragten Unternehmen erwarten vor dem Hintergrund der bereits bestehenden großflächigen Tempo-30-Zonen keine Erhöhung der Verkehrssicherheit.

Laut IHK stünden insbesondere Einzelhändler und Gastronomen Tempo 20 und einer Umweltzone ablehnend gegenüber. „Anstatt in Aktionismus zu verfallen und wirklichkeitsfremde Umwelt- und Klimadebatten zu entfachen, sollte die Stadt lieber die begrenzten finanziellen und personellen Ressourcen nutzen, um die konkreten Probleme vor Ort anzupacken“, spiegelt Heimann das Stimmungsbild der Befragten. Dazu müsse das aus dem Jahr 1996 stammende „Verkehrskonzept Altstadt“ dringend überarbeitet werden. „Zielgerichtete Maßnahmen sind: die Verstetigung des Verkehrsflusses und Entschärfung von Problemknoten durch intelligente Ampelregelung, die Einrichtung von Lieferzonen zur Entflechtung von Wirtschafts- und Individualverkehr sowie die Optimierung des Parkleitsystems.“ Die Wirtschaft biete für die Erarbeitung einer solchen Konzeption ihre Unterstützung an.