Hallesche Forscher an Raucher-Studie beteiligt

von 15. Februar 2012

Rauchen schädigt die Gesundheit. Diese medizinische Erkenntnis ist nicht neu und dennoch raucht etwa ein Drittel der Erwachsenen in Deutschland. Dabei ist ein je nach sozialer Schicht unterschiedliches Rauchverhalten zu erkennen. So berichtete das Deutsche Krebsforschungszentrum, dass etwa die Hälfte aller Personen mit einfachen, angelernten Tätigkeiten raucht. Bei Gymnasial- und Hochschullehrern liegt die Quote nur bei 15 Prozent.

Doch das Rauchverhalten unterliegt auch Veränderungen: Vor wenigen Tagen hatte eine Umfrage der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung ergeben, dass die Zahl der jugendlichen Raucher in den vergangenen zehn Jahren deutlich abgenommen hat. Die Gesundheitsbehörden in der Europäischen Union haben sich auf die Fahnen geschrieben, den Anteil der Raucher an der Gesamtbevölkerung weiter zu senken. Die Europäische Union startet daher ein Forschungsprojekt, um die verschiedenen politischen Maßnahmen zur Verringerung des Rauchens auf ihre Wirksamkeit hin zu untersuchen. An dem Projekt „SILNE“ sind zwölf Institutionen aus zehn europäischen Ländern beteiligt. Als einzige Einrichtung aus Deutschland wurde das hallesche Institut für Medizinische Soziologie unter Direktor Professor Dr. Matthias Richter ausgewählt. Bis Ende 2014 laufen die Forschungen, das Projekt wird mit insgesamt 2,25 Millionen Euro gefördert.

Das SILNE Projekt befasst sich mit den gesundheitspolitischen Möglichkeiten (Tabakkontrollpolitik), soziale Ungleichheiten im Tabakkonsum zu reduzieren. Bisherige Studien haben dem Stellenwert und der Effektivität von politischen Maßnahmen zur Verringerung sozialer Unterschiede im Rauchverhalten nur wenig Beachtung geschenkt. Das vorliegende Projekt schließt diese Forschungslücke, indem die Potenziale der in Europa existierenden Strategien untersucht werden. Dazu werden drei Forschungsschwerpunkte gesetzt: 1. Im Zeitverlauf wird analysiert, wie sich die Einführung tabakpolitischer Maßnahmen bei Erwachsenen auf soziale Unterschiede im Ausstieg aus dem Rauchens in Europa ausgewirkt hat. 2. Im Ländervergleich wird untersucht, ob gesundheitspolitische Anstrengungen gegen den Tabakkonsum bei Heranwachsenden mit Ungleichheiten im Beginn des Rauchens assoziiert sind. 3. Das Projekt wird darüber hinaus Ergebnisse sogenannter „Interventionsstudien“ zum Rauchverhalten sozial benachteiligter Personen kritisch bewerten und mit den Ergebnissen der anderen Forschungsschwerpunkte vergleichen.

In Halle werden die Ergebnisse einer europaweiten Befragung zur Schülergesundheit auf das Thema „Einstieg in das Rauchen“ hin untersucht. Professor Richter: „Dabei wollen wir herausfinden, was Schüler dazu bewogen hat, mit dem Rauchen anzufangen.“ Weiterhin soll im Rahmen einer Netzwerksimulation herausgefunden werden, wie sich soziale Netze auf das Rauchverhalten auswirken. In Halle werden neben Professor Richter weitere drei Mitarbeiter des Instituts an dem Forschungsprojekt arbeiten. Dazu wird das Institut durch die EU mit etwa 300.000 Euro unterstützt.

„Die Ergebnisse aller Beteiligten werden schließlich in gebündelter Form den europäischen Ländern und insbesondere den Akteuren, die sich gegen Rauchen engagieren, zur Verfügung gestellt“, sagte Professor Richter. Das innovative Forschungsprojekt verspricht eine Evaluation und Identifizierung effizienter Strategien zur Reduzierung sozialer Ungleichheiten im Rauchverhalten. Dazu wurden interdisziplinäre Forschungsansätze gewählt, die durch exzellente Wissenschaftler aus den verschiedenen Ländern Europas untersucht und diskutiert werden.