Halloren manövriert durch schweres Fahrwasser

von 6. Dezember 2016

Trotz weiterer Umsatzsteigerungen waren die Gewinne zuletzt im freien Fall. Die Geldbeschaffung bei Banken und an der Börse ist offenbar zu riskant geworden. Gleichwohl beobachten Analysten fragend, wo sich Halloren stattdessen Geld beschafft. Ende 2014 kamen die Hallenser mit dem US-Amerikaner Darren Ehlert und seinem Bruder Kenneth ins Geschäft und erhielten im Zuge einer Kapitalerhöhung 3,3 Millionen Euro frisches Geld. Der Deal ist seitens Halloren mit der Hoffnung verbunden, Zugang zum US-amerikanischen Markt zu bekommen. Ehlert, bis 2005 Banker bei der Investment-Bank Lehman Brothers, lebt in Deutschland und hat gute Geschäftsbeziehungen nach Halle. Die Ehlert-Brüder halten mit dem Unternehmen Charlie Investors S.á.r.l inzwischen mit mehr als 40 Prozent das größte Aktienpaket des Schokoladenherstellers an der Saale, während sich die Anteile des langjährige Haupteigentümers Paul Morzynski zuletzt schrittweise auf etwas weniger als 27 Prozent verringert haben. Morzynski, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer aus Hannover, hatte Halloren 1992 für umgerechnet rund 200.000 Euro von der Treuhandanstalt gekauft. Beim Börsengang 2007 hielt er 90 Prozent der Aktien.

Auf der Aktionärsversammlung im Juni 2015 musste Halloren für 2014 eine massiven Gewinneinbruch von rund zwei Millionen Euro erklären. Auch 2015 lief im Ergebnis schlecht trotz leichter Umsatzsteigerung. Im Oktober 2016 beschloss Halloren den Rückzug aus dem freien Börsenhandel. Die Aktie sei unterbewertet und die Überwachung des Aktienhandels habe Mitte des Jahres inakzeptabel zugenommen, was für Halloren mit Wettbewerbsnachteilen verbunden sei, weil zu viele strategische Interna bekannt würden. Der Handel der Halloren-Aktien erfolgt seit 2. Dezember 2016 über ein börsenunabhängiges Wertpapierhandelshaus in Deutschland, hieß es vom Hauptsitz an der Delitzscher Straße in Halle. Ende Oktober waren die Wertpapiere an der Börse in Frankfurt/Main vom langzeitigen Mittel bei sieben Euro pro Stück auf unter fünf Euro eingebrochen. Zu den besten Zeiten im Sommer 2014 hatte der Kurs bei 8,40 Euro gestanden.

Am 14. November 2016 teilte Süßwarenhersteller Katjes International auf seiner Internetseite mit, seine Beteiligung an Halloren auf sieben Prozent erhöht zu haben. Wörtlich hieß es: „Katjes sieht sich als langfristigen Partner der Gesellschafter, des Managements und der Mitarbeiter von Halloren und unterstützt Halloren bei der weiteren nachhaltigen, profitablen Geschäftsentwicklung.“ Halloren zeigte sich verwundert über diese Aussage und antwortete darauf mit einer Pressemitteilung am 18. November 2016. Demnach fragte sich die Unternehmensführung, welchen strategischen Nutzen sich Katjes International von dem Aktienpaket verspricht und kündigte als Reaktion darauf an, sich vom offenen Börsenhandel zurückziehen zu wollen (Delisting). „Nicht zuletzt deshalb haben wir uns unter anderem zum Schutz des Unternehmens, seiner Mitarbeiter und der Aktionäre für das Delisting mit Wirkung zum 2. Dezember 2016 entschlossen.“ Bereits 2013 hatte der Bundesgerichtshof (BGH) die Regel kassiert, dass ein solcher Rückzug auf der Hauptversammlung durch die Mehrheit der Aktionäre beschlossen werden muss. Nun kann der Vorstand allein entscheiden.

Indes braucht Halloren offenbar dringend weiteres frisches Geld. Das soll einmal mehr durch eine Unternehmensanleihe beschafft werden. Wie Halloren am 23. September 2016 mitteilte, wurden Anleihen mit einem Gesamtvolumen von bis zu zehn Millionen Euro zur Ausgabe vorgesehen für eine Laufzeit von fünfeinhalb Jahren und eine Zinssatz von vier Prozent. 2004 hatte Halloren eine erste Anleihe mit einer Verzinsung von neun Prozent ausgegeben, 2012 die nächste Anleihe mit 6,25 Prozent. Halloren-Konkurrent Katjes International legte im Mai 2015 eine Unternehmensanleihe mit einem Gesamtvolumen von 60 Millionen Euro, einer Laufzeit bis 2020 und einem Zinsversprechen von 5,5 Prozent auf. Das frische Geld kam gerade recht, zumal das Geschäftsjahr 2015 auch bei Katjes International mit herben Gewinnrückgängen endete. Das Wettbewerbsklima könnte nun also noch rauer werden.