Halloren sind nun Pfänner

von 29. Juli 2010

Jahrhundertelang waren sie nur die Arbeiter, die Salzwirker im Thale zu Halle. Doch nun sind sie gewissermaßen selbst die Pfänner. Denn zum 1. August übernimmt der Verein “Hallesches Salinemuseum” die Trägerschaft für das Technische Halloren- und Salinemuseum, die Verträge wurde am Mittwochabend standesgemäß im Talamt der Moritzburg unterzeichnet. Im Anschluss erhielt der Vereinsvorsitzende Michael Kriebel einen symbolischen übergroßen Schlüssel, der Hallorenpfarrer segnete das Haus und im Anschluss wurde traditionsgemäß Salz vor dem Eingang verstreut. Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados als Vertreterin der Stadt, die sich bislang durch das Stadtmuseum für das Salinemuseum verantwortlich zeigte, erhielt im Gegenzug die Sonderprägung eines Halloren-Silbertalers. Damit geht ein mehr als einjähriger Marathon mit monatelangen Debatten im Stadtrat um die Vertragsgestaltung zu Ende.

Einige Räte bemängelten die “wagemutige Konstruktion” und zweifelten, ob die Halloren dies schultern könnten. Andere Räte wiederum wollten einen Kurator einsetzen. Und so verschob sich die eigentlich schon für Juni vorgesehene Übertragung. In seiner Junisitzung gab der Stadtrat dann doch sein OK. Ein Antrag der Grünen musste da gar nicht mehr behandelt werden, der Verein hatte auf seiner Sitzung die Intention aufgenommen und mit einer Satzungsänderung auch Frauen im Verein zugelassen. Zudem dürfen auch Nichtmitglieder der Salzwirker-Brüderschaft und dessen Freundeskreises dem Verein beitreten. Grünen-Stadträtin Inés Brock probierte es gleich aus und trat als erste Frau dem neuen Verein bei. Ihr folgte gleich noch am Abend Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados.

Der neue Verein hat viel vor. Er will das Museum attraktiver gestalten, mehr Besucher anlocken. So sollen die Einnahmen – neben moderaten Preiserhöhungen – gesteigert werden. Gelingen soll das unter anderem durch öfter stattfindende Schausieden. Auch den Hallorenschatz mit 90 Pokalen und Bechern, der älteste aus dem Jahr 1671, sowie zwei Gürtelketten, einer Amtskette und einem Teller wird man gelegentlich sehen können. Außerdem soll der Salzverkauf so wie früher – als es noch das weiße Gold war – die Saline auf finanziell sichere Füße stellen. Die Produktion von 30 Tonnen im letzten Jahr – ein absoluter Tiefststand – soll schon in diesem Jahr verdoppelt werden. Im nächsten Jahr könnten es dann 10 Tonnen pro Monat werden. Mit der Stadt Neuss, die das Hallorensalz künftig für ihr Gewürzsalz verwenden will, ist schon ein Salzliefervertrag unterzeichnet worden. Wie Hallore Ingo Kautz gegenüber HalleForum.de sagte, werde es ab 1. August auch möglich sein, über die Museumswebsite das ökologisch zertifizierte Salz aus aller Welt zu bestellen. Weiteres Geld soll auch die Vermietung des Siedehauses und des Festsaales für Veranstaltungen wie Hochzeiten, Jubiläen oder Firmenfeste bringen. All das ist nötig, denn der Verein muss laut Vertrag mit der Stadt die Einnahmen um 40.000 Euro steigern. Die Stadt bezuschusst den Betrieb in diesem Jahr mit 265.000 Euro. Im nächsten Jahr fließen 600.000 Euro. Die bislang städtischen Museumsmitarbeiter gehen per Überleitungsvertrag auf den Museumsverein über.