Handschriften des 18. Jahrhunderts aus Südindien gerettet

von 29. März 2017

Der Erhaltungszustand der wertvollen Handschriften hatte bisher eine Nutzung unmöglich gemacht. Dank der Förderung sind die geretteten Dokumente jetzt fachgerecht im Magazin des Archivs aufbewahrt und stehen als Digitalisate unter digital.francke-halle.de weltweit der Forschung zur Verfügung. Als Digitalisate wurden die Dokumente ebenfalls an das im Aufbau begriffenen Ziegenbalg-Museum in Tranquebar übergeben und kehren damit an ihren Ursprungsort zurück.

„Erste Wahl“ nannte sich die Ausschreibung der Koordinierungsstelle (KEK) und erste Wahl waren auch die vom Studienzentrums August Hermann Francke vorgeschlagenen Handschriften. Alle sieben Dokumente sind der Dänisch-Halleschen Mission im südindischen Tranquebar zuzuordnen. Die frühen religions-, sprach- und naturwissenschaftlichen Studien sind in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts von halleschen Missionaren im heutigen Bundesstaat Tamil Nadu angefertigt und nach Halle gesendet worden. Sie spiegeln in einzigartiger Weise die Vorreiterrolle der halleschen Missionare bei der Erforschung von Alltag, Traditionen, Sprache und Natur in Südindien zu Beginn des 18. Jahrhunderts wider.

Die früheste Handschrift stammt aus dem Jahr 1713. Der hallesche Missionar Bartholomäus Ziegenbalg (1682–1719) beschrieb in der „Genealogie der malabarischen Götter“ die hinduistischen Haupt- und Nebengötter, Propheten, Feste sowie Opferzeremonien. Das bahnbrechende religions- und kulturgeschichtliche Werk hat bis heute nichts von seiner Aktualität verloren. Neben dem Manuskript in der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen und einer späteren Abschrift im Archiv des Evangelisch-Lutherischen Missionswerks Leipzig sind die Textfragmente in Halle die einzige noch existierende Originalhandschrift dieser bedeutsamen Untersuchung. Aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes stand es bisher der Forschung nicht zur Verfügung.

Das Manuskript war 2005 in Halle wiedergefundenen worden. Unsachgemäße Lagerung und ein Wasserschaden hatte die ca. 170 losen Seiten so beeinträchtigt, dass sie im selben Jahr noch am Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft der Fachhochschule Köln eingehend untersucht wurden. Die ersten sechs Doppelblätter wurden damals für eine Proberestaurierung ausgewählt. Trotz vielfältiger Bemühungen machte erst mehr als zehn Jahre später die Förderung durch die KEK die Rettung dieses einzigartigen Dokuments möglich. Darüber hinaus wurden noch sechs weitere Handschriften restauriert.

Der Restaurierungsprozess der Dokumente ist sehr aufwendig und wird während des Pressetermins in seinen Einzelschritten wie Trockenreinigung, Stabilisierung durch Papierspaltung, sowie dem Ergänzen von Fehlstellen erläutert.