Handwerk mit Landesregierung unzufrieden

von 2. Januar 2012

Die Handwerkskammer Halle (Saale) hat am Montagabend den Reigen der Neujahrsempfänge eröffnet. Präsident Thomas Keindorf übte dabei Kritik an der Landesregierung, mit deren Arbeit man keineswegs zufrieden sei sondern viel mehr enttäuscht. So kritisierte er die Art und Weise des Agierens. So würden ideologisch geprägte Antworten auf Probleme gegeben, “die zumindest ein ehrliches Anhören und Abwägen von Standpunkten im Vorfeld erfordern.” Stattdessen gebe es stereotype Rechtfertigungen mit Verweisen auf Europa und den Koalitionsvertrag. Dies erinnere als Bürger mit DDR-Vergangenheit fast an Zeiten, in denen es nur eine richtige Antwort gab.

Keindorf kritisierte zudem den gesetzlichen Mindestlohn. Der klinge zwar auf dem Papier erstmal gut. Doch nicht jede Leistung werde dann bei den entstehenden Kosten noch gefragt werden. Dadurch werde es eine Zunahme von Schwarzarbeit geben, sagte Keindorf. Er bemängelt zudem, dass Kommunen immer mehr in Handwerksbereichen wildern. So habe die Stadt Landsberg “Haushandwerker” eingeführt. Sobald es solche Hinweise auf “unlautere kommunale Konkurrenten” gebe, sollen die Betriebe der Handwerkskammer Bescheid sagen.

Auch das Vergabegesetz bekam sein Fett weg. Vor über zehn Jahren habe es eine solche Regelung schon einmal gegeben und zu einem großen Bürokratieaufwand geführt., so der Handwerskammer-Präsident Zudem führe dies zu einer Benachteiligung kleiner Unternehmen. “Wie soll die Wirtschaftlichkeit eines Angebotes gegen die Frauenquote oder Umweltzertifikate abgewogen werden”, stellte Keindorf den Sinn des Gesetzes in Frage. Stattdessen sollten vollhandwerkliche Arbeiten nur noch durch in die Handwerksrolle eingetragene Firmen erledigt werden dürfen.

Ein Thema war auch der demografische Wandel. Dadurch sei die Zahl der Schulabgänger massiv zurückgegangen und habe derzeit einen Tiefststand erreicht. In diesem Zusammenhang spiele auch der Streit und das Für und Wider einer Ganztagsschule eine Rolle. Der Streit solle beigelegt werden und eine Form gefunden werden, sowohl Früherziehung, als auch längeres gemeinsames Lernen zu ermöglichen.

Daneben fand Keindorf Worte gegen die Umweltzone, die durch Land und EU “gegen den Willen der Stadt und vieler logisch denkender Menschen” eingeführt wurde. Die Umweltzone führe nur zu bürokratischem Mehraufwand und einem Kostenaufwuchs im Handwerk.

Grußworte sprach Otto Kentzler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). Er berichtete von einem Umsatzplus im Handwerk von 5 Prozent im vergangenen Jahr. “In diesem Jahr erwarten wir 1,5 bis 2 Prozent mehr”, sagte er. Die Mitarbeiterzahl sei leicht um 25.000 gestiegen. 1,5 Millionen Menschen seien in den deutschen Handwerksbetrieben tätig. Das Handwerk sei deshalb ein wichtiger Wohlstands- und Stabilitätsfaktor. Er berichtete zudem von einer neuen Kampagne des ZDH. So soll in diesem Jahr mit dem Slogan “Ich bin Handwerker, ich kann das” geworben werden. So wolle man den Stolz in den Betrieben erhöhen.

Kentzler mahnte auf Staatsebene einen strikteren Sparkurs und Schuldenabbau an. “Wir haben ein Ausgabeproblem”, sagte er. So seien die Steuereinnahmen in den letzten Jahren um 20 Prozent gestiegen, die Staatsausgaben um 25 Prozent. Sorgen mache ihm dabei der hohe Anteil von 55 Prozent am Gesamtetat im Bereich Arbeit und Soziales.

Altbischof Axel Noack warn in seinem Grußwort dafür, die Kundenbindung in ein Vergabegesetz aufzunehmen. Der Handwerker lebe davon, dass es ein Vertrauen zu den Kunden gebe. Stattdessen würde die Menschheit auf Misstrauen getrimmt, durch Regierung , Internetprovider und Stiftung Warentest. Selbst für die Bestattung der Oma werde empfohlen, drei Angebote einzuholen. “Ein Minimum an Vertrauen braucht es”, warb Noack.

Im Rahmen des Neujahrsempfang wurde Jürgen Pottel vom gleichnamigen Autohaus für das 25jährige Betriebsjubiläum geehrt. Und den Ehrenmeisterbrief erhielt der frühere Vizepräsident Uwe Gaden.