Heute: Lange Nacht der Wissenschaften

von 1. Juli 2011

Eine große Dichte an wissenschaftlichen Einrichtungen gibt es in Halle (Saale). Am Freitagabend ab 18 Uhr öffnen Labore, Institute, Museen, Kliniken und Bibliotheken die Pforten für neugierige Besucher zur 10. Langen Nacht der Wissenschaften. Bis 1 Uhr gibt es mehr als 300 Veranstaltungen. Kostenlose Busshuttles sind im Einsatz.

Wie es unter unseren Füßen aussieht, zeigt ein innovatives, gläsernes 3D-Modell, das Geologen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) im Institut für Geowissenschaften am Von-Seckendorff-Platz präsentieren. Maßstabsgetreu per Laserstrahl wurde der Untergrund der Saalestadt in einen Glaskörper graviert. Das Modell ermöglicht einen faszinierenden Blick auf die unterirdischen Schichten eines 135 Quadratkilometer großen Gebietes. Mit acht Millionen Laserpunkten wurden die von den halleschen Forschern um Peter Wycisk gewonnenen Daten der 28 modellierten Schichten von der Firma Starglas Lasertechnik GmbH in das Glas graviert. 25 Kilogramm wiegt der 26 mal 26 mal 13 Zentimeter große Glasblock.

Unter dem Titel „Krokofisch & Kängufant/Arche Noah auf Papier“ beteiligt sich die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle mit einer Ausstellung der besonderen Art an einem besonderen Ort – im Zoologischen Garten. Die von Studierenden der Studienrichtung Spiel- und Lerndesign unter der Leitung von Prof. Karin Schmidt-Ruhland gestaltete Ausstellung „Krokofisch & Kängufant“ zeigt interaktive Elemente im und am Gehege, die nicht nur zum Spielen anregen, sondern auch zur aktiven Auseinandersetzung ermuntern und das Lernen im Visier haben. Gezeigt werden unter anderem Stop-Motion-Filme unter dem Thema „Animals in Motion“, realisiert von Studierenden im 1. Studienjahr und betreut von Falk Schuster als Fachaufgabe im Spiel- und Lerndesign. Unter dem Titel „Arche Noah auf Papier“ sind Zeichnungen von Studierenden bei Prof. Thomas Heger im Grundlagenstudium des Fachbereichs Design zu sehen. Die Arbeiten sind in eine auf den Zoo abgestimmte Ausstellungsarchitektur integriert. Einige davon warten darauf, beim Zoospaziergang entdeckt zu werden. Das Spektrum der Arbeiten reicht von der klassischen Naturstudie bis hin zu abstrahierten, freien Bildlösungen, die nicht nur Anlass zum Schmunzeln geben, sondern auch zum Nachdenken anregen sollen. Um 22 Uhr findet eine Werkschau von Studierenden im zweiten Semester der Studienrichtungen Mode und Textildesign statt. Diese Installation mit Licht und Musik, betreut von Dunja Kopi, zeigt tragbare Objekte zum Thema „Der phantastische Zoo“.

Das Programm der Leopoldina-Nacht kreist um die Gesundheitsforschung und hält in der August-Bebel-Straße 50a (Eingang über den Garten) in Halle von 18 Uhr bis Mitternacht für alle Altersgruppen ein interessantes und kurzweiliges Programm bereit. An Modellen eines Virus und eines Bakteriums entdecken Kinder und Jugendliche, mit welchen Tricks krankmachende Erreger im menschlichen Körper überleben, und wie Forscher versuchen, diese Mechanismen auszuschalten. In einer Apotheke des 18. Jahrhunderts können Kinder alte Rezepte im Original entziffern und anschließend zubereiten. Dabei lernen sie spielerisch, wie sich die moderne Medizin als Wissenschaft entwickelt hat. Zwei Führungen durch die Bibliothek um 18.30 und 19.30 Uhr präsentieren allen Interessierten die bibliophilen Schätze der Leopoldina. Interessante Diskussionen und Vorträge erwarten die Besucher im Vortragssaal der Leopoldina. Ab 19 Uhr diskutieren Experten auf dem Podium und mit dem Publikum das kontroverse Thema Krankenhausinfektionen. Im Anschluss berichten zwei Spitzenforscher und Leopoldina-Mitglieder über neueste Entwicklungen in der Medizin. So erläutert Professor Thomas Tuschl von der Rockefeller University in New York um 21 Uhr die bahnbrechende Entdeckung der RNA-Interferenz, während Professor Otmar D. Wiestler vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg um 22 Uhr Einblicke in die aktuelle Krebsforschung gibt. Am späteren Abend um 23 Uhr informiert die Generalsekretärin, Professor Jutta Schnitzer-Ungefug, über das zukünftige Hauptgebäude der Nationalakademie auf dem Jägerberg, in das die Akademie im Jahr 2012 einziehen wird. Der Garten und der Innenhof der Akademie bieten bei Speis und Trank die Gelegenheit zu Gesprächen und zum Verweilen. Alle Besucherinnen und Besucher sind herzlich willkommen.

Die Franckeschen Stiftungen zu Halle präsentieren sich als Wissenschaftscampus für die ganze Familie. Zentraler Anlaufpunkt des Abends ist der Historische Lindenhof, auf dem ab 18 Uhr für alle Wissenschaftshungrigen Speisen und Getränke angeboten werden und um 22 Uhr der Science Slam den spannenden Veranstaltungsreigen beschließt. Die Theologische Fakultät startet mit einem Familiengottesdienst in den langen Abend in den Franckeschen Stiftungen (18 bis 19 Uhr im Garten Haus 30). Während anschließend die Kinder im „Dampfenden Wunderkammerlabor“ des Krokoseums experimentieren oder in der Lernwerkstatt des Instituts für Schulpädagogik und Grundschuldidaktik der MLU Wörter, Wortspiele und Geschichten entdecken können, steht Eltern, Großeltern und Freunden oder einfach allen gemeinsam eine spannende Entdeckungsreise durch die Wissenschaftseinrichtungen auf dem Gelände der historischen Schulstadt bevor. Angebunden an das Jahresthema der Franckeschen Stiftungen wird um 20.30 Uhr Karl Mays Verhältnis zur Religion hinterfragt (Haus 30), August Hermann Francke dekodiert (20.30 bis 21.30 Uhr in Haus 30), die Namensverleihung „Martin Luther“ an die Universität im Jahr 1933 reflektiert (21.15 bis 21.45 Uhr in Haus 30), werden Gregorianische Gesänge eingeübt (20.30 bis 21.45 Uhr in Haus 24) und ein Schnupperkurs in Hebräisch angeboten. Wer sich dabei schon fremd fühlt, kann sich in Haus 12/13 (Deutsches Jugendinstitut e.V.) über die Situation von jungen Migranten heute informieren (21.30 bis 22 Uhr) oder um 19 Uhr im Studienzentrum August Hermann Francke in die Berichte Heinrich Melchior Mühlenbergs aus dem fernen Amerika reinhören. Wer sich speziell um das gesundheitliche Wohl sorgt, ist 20 Uhr in das Haus 24 eingeladen: Unter dem Titel „Erlesene Gesundheit. Medikamente für Leib und Seele aus dem Halleschen Waisenhaus“ werden Pillen, Essenzen und erbauliche Bücher aus den Franckeschen Anstalten vorgestellt, probiert und hinterfragt. Schon die von August Hermann Francke unterhaltene „Hallische Zeitung“ wusste von sensationellen Heilerfolgen zu berichten – in Halle, in Nordamerika, in Südindien. Zum Abschluss der Nacht findet der zweite Science-Slam gemeinsam mit dem Halternativ e.V. in den Franckeschen Stiftungen statt, diesmal im Historischen Lindenhof. Die Slamer kommen aus ganz Deutschland, neben Halle aus München und Berlin.

Die Medizinische Fakultät und das Universitätsklinikum laden zu einem Sommerfest der Universitätsmedizin ein. Neben den wissenschaftlichen Angeboten ist für musikalische Unterhaltung durch die hallesche Band „Die blauen Sterne“ gesorgt, das Studentenwerk bietet Catering an und um 19 Uhr erfolgt eine Lesung: Wilhelm Bartsch liest aus seinem Roman „Meckels Messerzüge“. Bis auf die „Meckelsche Sammlung“ im Institut für Anatomie und Zellbiologie finden alle Aktionen am Standort Ernst-Grube-Straße statt.