Hochwasser: Situation in Halle wird kritischer

von 16. Januar 2011

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Das steigende Hochwasser der Saale wird für einige Teile von Halle immer mehr zur Gefahr. Von 17 bis 20 Uhr stagnierte am Sonntag der Pegel zwar bei 6,92 Meter, doch die Stadt rechnet mit einem weiteren Anstieg.

Die größten Probleme gibt es derzeit rund um Halle-Neustadt. So sind nach Angaben der Stadt in der Brunnengalerie des Gimritzer Damms wahrscheinlich die Pumpen von drei Brunnen ausgefallen. Allerdings habe man reagiert, die Berufsfeuerwehr habe Tauchpumpen eingesetzt und pumpe die Wassermassen in die Kanalisation. Die Pumpen sind dazu da, das Grundwasser in Halle-Neustadt zu halten. Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr mit 25 und des THW mit neun Helfern sind weiterhin an der Eissporthalle im Einsatz, um die Trafostation vor Überflutung zu retten. Diese versorgt weite Teile des Umfeldes und auch die Pumpen der Brunnengalerie mit Strom. Für das Finanzamt werden weiterhin Pumpen bereitgestellt.

Kritisch ist die Situation am Passendorfer Damm entlang der B 80. An einer Stelle der Deichanlage sind nach Angaben des Krisenstabes Blasenbildungen zu verzeichnen. An einer zweiten Stelle, ca. 40 Meter vor dem Hochwasserschöpfwerk in Richtung Stadt wurden Durchsickerungen festgestellt. Die bereits am Nachmittag mit einem Deichschloss und Sandsäcken gesicherte Sickerstelle hält zwar, doch auch hier gibt es an den Rändern neue Sickerstellen. “Insgesamt wird eingeschätzt, dass die Sickerstellen mit einem Bedarf von ca. 3.000 Sandsäcken gesichert werden können”, teilte der Krisenstab mit. THW und DLRG sind dazu mit je einem Fachberater vor Ort, die Freiwillige Feuerwehr Dölau und Kanena mit jeweils 10 Kameraden. Die Ausleuchtung der Einsatzstellen erfolgt über den Einsatz einer mobilen Beleuchtungsanlage (Powermoon) der DLRG. Die Polizei sichert die Zufahrtswege auf der B 80.

Am Gimritzer Damm konnte gegen 20 Uhr die Erhöhung tiefer liegender Bereiche des Deiches abgeschlossen werden. Hier wurden Sandsäcke verbaut, um ein Überlaufen in Richtung Halle-Neustadt zu verhindern. Die Straße am Gimritzer Damm ist weitergehend beidseitig gesperrt. Aus diesem Grund musste der Gimritzer Damm in beiden Richtungen voll gesperrt werden. Betroffen ist auch der Busverkehr, die Buslinien 34 und 36 müssen umgeleitet werden, ebenso wie die Schulbuslinie 52 wegen der Sperrung der Talstraße. Die Umleitung für den Gimritzer Damm geht über die Straße Zur Saaleaue, Begonienstraße, Blücherstraße, Helene-Stöcker-Platz, Walter-Hülse-Straße und umgekehrt. Es kommt auf dieser Strecke durch das Plattenbaugebiet Halle-Neustadt allerdings zu langen Staus. Auf dem gesperrten Gimritzer Damm waren im Laufe des Sonntags tausende Hallenser unterwegs, die sich das Hochwasser angucken wollten.

Eine zunächst befürchtete Flächenabschaltung des Altstadtbereiches Pfälzer Straße ist aus Sicht der EVH bis zu einem Wasserstand von 7,10 Meter am Unterpegel Trotha nicht erforderlich. Allerdings könne es zu Inselabschaltungen einzelner Häuser kommen. Bei einem Anstieg über 7,10 Meter müsste das Alten- und Pflegeheim, Ankerstraße 3 a, evakuiert werden, da dieses dann von der Energieversorgung abgekoppelt werden müsste.

Abwassernetzprobleme gibt es weiterhin in der Brachwitzer Straße und Talstraße. Am Mitteldeutschen Multimediazentrum sickert immer mehr Wasser durch den Sandsackwall.

Die Rettungswache in der Selkestraße bereitet sich auf eine eventuelle Auslagerung von Technik vor. In der Brachwitzer Straße 48 wurde eine Familie, bestehend aus zwei Personen und einem Haustier evakuiert. In Sorge um die im Gut Gimritz verbliebene Bevölkerung, ist die DLRG beauftragt, das Gut Gimritz mit einem Wasserfahrzeug zu befahren. Im Ergebnis wurden keine Gründe für eine zwingende Evakuierung des Gebietes festgestellt.

Der Stab ist derzeit angehalten den Bestand der verfügbaren Kräfte der Freiwilligen Feuerwehren und der Berufsfeuerwehr zu erfassen. Die Kräfte des THW, des DRK, Malteser Hilfsdienstes und der DLRG werden nach Abschluss der Sandsackverbauungen am Gimritzer Damm aus dem Einsatzgeschehen herausgelöst.

Aktuelle Hochwasser-Fotos in der Galerie.