Homosexualität und der Wahlkampf

von 17. September 2009

Der Wahlkampf ist in seiner heißen Phase. Die Parteien buhlen um Wählerstimmen. Und jede Äußerung des politischen Gegners wird genauestens beobachten. So auch beim gestrigen Wahlforum im Elisabeth-Gymnasium. CDU-Kandidat Christoph Bergner habe die nach einer Studie festgestellte viermal höhere Suizidrate unter homosexuellen Jugendlichen auf eine “massive Persönlichkeitsstörung” zurück geführt”, teilte Hendrik Lange, Vorsitzender des BBZ "lebensart" e.V. sowie Landtagsabgeordneter und Stadtrat der Linken mit. “Eine solche Äußerung einer Person mit herausragender politischer Stellung ist auch mit Blick auf die Bemühungen, gerade bei Jugendlichen für Akzeptanz zu werben, fatal.” Homosexuellen eine “massive Persönlichkeitsstörung” zu unterstellen sei eine Ansicht aus dem letzten Jahrhundert. Bergner verkenne zudem das Wirken von Intoleranz in der Gesellschaft, welche homosexuelle Jugendliche zu Verzweiflungstaten dränge. “Ich fordere Dr. Bergner auf, sich für diese Äußerung zu entschuldigen”, so Lange.

Doch Bergner fühlt sich falsch wiedergegeben. Lange sei bei besagtem Forum nicht anwesend gewesen. Seine Darstellung erfolge nicht aus eigener Wahrnehmung, so Bergner. “Die Darstellung von Herrn Lange verfälscht die Intention meiner Aussage. Ich habe Homosexuelle nicht als gestörte Persönlichkeiten bezeichnet.” Bei der gestellten Frage sei es darum gegangen, ob die Gleichberechtigung von Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung durch eine Ergänzung von Artikel 3 Grundgesetz zum Ausdruck gebracht werden müsste. Frau Dalbert (Grüne) erläuterte die Position ihrer Partei, die sich für eine Ergänzung von Artikel 3 GG ausspricht. Zur Begründung führte Sie an, dass die Suizidgefährdung bei homosexuellen Jugendlichen vier mal höher sei als bei heterosexuellen.

Es folgte die Äußerung von Christoph Bergner. Er habe sich dabei zum Recht Homosexueller auf Gleichberechtigung in der Gestaltung ihrer Lebensformen geäußert und erklärt, dass dieses Recht durch den bestehenden Artikel 3 hinreichend abgesichert sei, so der Christdemokrat auf Nachfrage von HalleForum.de. Eine Ergänzung dieser Vorschrift sei nicht erforderlich und würde weitere Ergänzungswünsche anderer Gruppen nach sich ziehen. “Im übrigen nehme ich den Hinweis auf besondere Suizidgefährdungen ernst”, so Bergner. Er würde belegen, dass es Homosexuelle in der Phase des Coming out besonders schwer hätten, aber diese Störungen in der Persönlichkeitsentwicklung könne man nicht mit einer Änderung Grundgesetz-Artikels bekämpfen.