IBA – das wars

von 16. Oktober 2010

Mit einer mehrstündigen Tagung im Audimax und einem abendlichen Festakt im Löwengebäude der Martin-Luther-Universität ging am Samstag die Internationale Bauausstellung IBA 2010 in Sachsen-Anhalt zu Ende.

Was bleibt von der IBA? Diese Frage stellte sich Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer in seinem Grußwort. 207 Millionen Euro seien in den 19 teilnehmenden Städten verbaut worden. “Da wird mit Sicherheit was bleiben”, meinte der Landesvater. Er hob hervor, dass das Bundesland den demografischen Wandel – also den Bevölkerungsschwund – als Chance begriffen und sich nicht damit abgefunden hat. Trotz Einwohnerrückgangs sei es gelungen, die Städte attraktiv zu gestalten. Jede der teilnehmenden Städte habe für sich ein eigenes Thema gesucht, und überall sei es gelungen die Bürger mit einzubeziehen. “Das führte zu beeindruckenden Ergebnissen”, lobte der Ministerpräsident. Er verwies zum Beispiel auf die Bachstadt Köthen, in der es um die Homöopathie geht. Als er zum ersten Mal davon gehört habe sei er skeptisch gewesen, gestand Böhmer ein. Doch inzwischen könne Köthen sogar den Zuzug einer bedeutenden wissenschaftlichen Bibliothek vorweisen. In den IBA-Städten sei es gelungen, Alleinstellungsmerkmale hervorzuheben und den Städten ein individuelles Gesicht zu geben. Vieles davon sei nur dank der großzügigen Förderung durch die Europäische Union möglich gewesen. “Aus eigener Steuerkraft hätte Sachsen-Anhalt das nicht leisten können.”

Von den Projekten in Sachsen-Anhalt könnten andere Regionen Europas lernen, meinte Christopher Todd von der Europäischen Kommission. “Das kann anderen Regionen Impulse geben. Sachsen-Anhalt kann stolz auf seine Projekte sein.“ Denn der Bevölkerungsrückgang werde weiter um sich greifen. Da sei wohl eine gesamteuropäische Konzeption nötig, meinte Todd. Er verwies darauf, dass allein mit dem Effre-Förderprogramm 81,5 Millionen Euro Stadtumbaumittel für Sachsen-Anhalt bereitgestellt wurden. Damit seien Aufträge im Wert von 325 Millionen Euro ausgelöst worden. Mehr als eine halbe Millionen Menschen hätten davon profitiert.

Den Festvortrag hielt Julian Nida-Rümelin von der Ludwigs-Maximilians-Universität in München. Sein Thema war “Wachstum neu denken”. Einige Fragen warf er dabei auf. Geht das Wachstum so weiter? Nida-Rümelin verwies auf Statistiken, wonach im Jahr 2030 der Peek beim Bevölkerungswachstum erreicht sei. Ab da würde die Bevölkerung kontinuierlich abnehmen, weil weniger Kinder geboren würden als Menschen sterben. Er verwies auf abnehmende Geburtenzahlen im Zusammenhang mit mehr Wohlstand und Sozialstaat sowie mehr Bildung gerade für Frauen.

IBA-Geschäftsführer Rüdiger Schulz sagte, seit dem Jahr 2002 – dem Beginn der IBA – habe Sachsen-Anhalt einen Imagewandel vollzogen. Insgesamt gab es im IBA-Jahr 2010 186 Veranstaltungen mit fast 500.000 Besuchern. Bauminister Karl-Heinz Daehre erläuterte, dass es Anfangs gar nicht so einfach war seine Ministerkollegen zu überzeugen. „Jeder braucht seine Spielwiese“, sei einst die Reaktion gewesen. Mit Hilfe der IBA sei es gelungen die Städte wieder in den Mittelpunkt zu rücken und die Bürger bei der Gestaltung mit einzubeziehen. Daehre machte aber zugleich deutlich, dass der Stadtumbau auch in Zukunft nötig sein werde. Der Minister warnte aber auch, dass die finanziellen Mittel weniger werden. Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesbauministerium sagte, mit der IBA sei ein sichtbares Zeichen für den Stadtumbau Ost gesetzt worden. Sachsen-Anhalt habe gezeigt, dass der Schrumpfungsprozess nicht passive wie eine Naturkatastrophe hingenommen wurde, sondern durch die Menschen aktiv mitgestaltet wurde. Das Land könne stolz auf das Erreichte sein, solle sich aber nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Bezüglich anstehender Kürzungen im Städtebau sagte er, im Ministerium seien hunderte Beschwerdebriefe von Bürgermeisterin eingegangen. Er werde sich als Anwalt der Städtebauförderung dafür einsetzen, „das wir nicht zum Sparschwein der Nation werden.“