IHK ehrt die besten Ausbildungsbetriebe

von 20. Dezember 2011

Immer wieder hört man vom vielbeschworenen Fachkräftemangel, Unternehmen finden vielfach nicht ausreichend geeignete Bewerber. Und weil durch den Geburtenknick immer weniger junge Leute eine Ausbildung anfangen, beginnt bei den Unternehmen das Ringen um die besten Schüler. Eine gute Chance haben dabei Firmen, die ihren Lehrlingen eine ordentliche Ausbildung bieten und obendrauf auch mit einem guten Betriebsklima und zusätzlichen Angeboten aufwarten.

Jene Firmen will die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) jetzt jährlich mit dem neuen Gütesiegel “Top-Ausbildungsbetrieb” auszeichnen. Am Dienstagnachmittag wurden die ersten 20 Ausbildungsunternehmen aus dem Süden Sachsen-Anhalts geehrt. „In Ihren Unternehmen ist Ausbildung gelebte Fachkräftesicherung”, so IHK-Chefin Carola Schaar. Das Gütesiegel solle dies würdigen und sichtbar machen. “Der Preis ist zudem Ansporn, um weiter nach Erfolg zu streben“, wandte sich Schaar an die ausgezeichneten Betriebe. Um das Gütesiegel konnten sich die 3200 Unternehmen im Kammerbezirk bewerben. Eine Jury aus Mitgliedern des Ehren- und Hauptamts der IHK bewertete die Einsendungen. Kriterien für die Preisvergabe waren das Ausbildungsengagement, der Einsatz und die Weiterbildung von Ausbildern, der Kontakt zu Berufsbildenden Schulen, die Berufsorientierung und die Arbeit mit benachteiligten Jugendlichen.

Die IHK-Präsidentin betonte in ihrer Rede den Hintergrund der Auszeichnung: „Eine Vielzahl von Unternehmen engagiert sich seit Jahren in der Ausbildung. Gleichzeitig hat sich der Ausbildungsmarkt in kürzester Zeit gedreht: Unternehmer suchen nun nach Jugendlichen, nicht mehr umgekehrt. Neben dem demografisch bedingten Rückgang von Bewerbern macht den Betrieben oft die fehlende Ausbildungsreife zu schaffen.“ Die ausgezeichneten Firmen nähmen sich auch schwächerer Jugendlicher an, so Schaar. „Die Unternehmen bieten besondere Aktivitäten, wie das produktive Lernen oder die Einstiegsqualifizierung. Sie interessieren Jugendliche auf Messen und in Praktika frühzeitig für den Beruf. Vor allem aber stehen sie für eine exzellente betriebliche Ausbildung.“ Mit dem Preis sollen die Top-Ausbildungsbetriebe eine öffentliche Plattform erhalten. Schaar betont: „Die Auszeichnung ist auch ein Mittel, um künftige Auszubildende anzuwerben.“

Auch mehrere Firmen aus Halle (Saale) zählten zu den ausgezeichneten Betrieben. So bekam die A/V/E GmbH die Ehrung, weil Azubis jedes Jahr in Eigenregie ein vom Unternehmen gesetztes Projekt realisieren können, wie Imagefilme oder Flyer. Bereits seit längerem würden intensive Kontakte zu Allgemeinbildenden Schulen gepflegt und dort Veranstaltungen zur Berufsorientierung durchgeführt.

Das Dorint Hotel Charlottenhof biete Aufgaben, durch die die Azubis auch Schlüsselqualifikationen, wie z. B. Eigenverantwortung und Pflichtbewusstsein erlangen könnten. Dazu zählen beispielsweise Führung einer Schicht im Restaurant, Schulung untereinander. Durch die Teilnahme am Wettbewerb „Erfolgsfaktor Familie“ würden zudem verschiedene Maßnahmen gepflegt, die u. a. für junge Mütter, die sich noch in der Ausbildung befinden, hilfreich sind.

Die envia Mitteldeutsche Energie AG lässt während der Ausbildung arbeitsechte Projekte von den Azubis durchführen und stellt darüber hinaus auch jahrgangsübergreifende Aufgaben, die in Arbeitsgruppen gelöst werden sollen. Für die Jury förderwürdig. Zudem würden verschiedene Förderprogramme durchgeführt.

Zu den Preisträgern zählt auch die Finsterwalder Transport und Logistik GmbH. Unter anderem organisierte die Speditionsfirma Lehrerfortbildungen im Unternehmen. Hier könnten Lehrer Ausbildungsberufe und Ausbildungsstätten kennen lernen und später ihren Schülern davon erzählen. Daneben gebe es Plätze zur Einstiegsqualifizierung mit anschließender Option einer Ausbildung als Fachlagerist oder Fachkraft für Lagerlogistik.

Die Firma GP Günter Papenburg hat mehrere Ausbilder, die in zahlreichen ehrenamtlichen Gremien mitwirken, z. B. Prüfungskommission im gewerblichen Bereich, Unternehmerinitiative „Familienfreundliches Halle“ (GP-Kinderbaustelle und GP-Elternpreis 2011). Daneben gebe es verschiedene Programme für Azubis wie Auslandsaufenthalte.

Die KATHI Rainer Thiele GmbH zeigt viel Engagement bei außerschulischen Möglichkeiten zur Berufsorientierung, z. B. Messe „Chance“, „Azubi-Börse“ der ARGE. Daneben werde die Leistungsfähigkeit der Azubis individuell gefördert, lobte die Jury. So gebe es bei leistungsschwachen Azubis Lehrunterweisungen und Nachhilfeprogramme, bei leistungsstarken Azubis Teilnahme am Austauschprogramm innerhalb der Ernährungsindustrie in Sachsen-Anhalt.

KSB lege besonderen Wert auf die regelmäßige Weiterqualifikation der eigenen Ausbilder durch z. B. Weiterbildung im KSB-Trainingscenter, Fachseminare, Teilnahme an Fachmessen. Daneben ist man mit den Azubis bei vielen Projekten dabei, wie AZUBI-FIT oder Sozialer Tag für Auszubildende.

Das Maritim Hotel Halle zeige ein großes Engagement in der Berufsorientierung zeigt, z. B. in Form
von Schnupperpraktika, Ferienpraktika und MARITIM Karriereleiter. Bei der Integration Schwächerer würden vielfältige Angebote bereitstellt, wie Nachhilfeprogramme, Plätze zum produktiven Lernen oder zur Einstiegsqualifizierung. So hat in diesem Jahr eine Jugendliche aus der Einstiegsqualifizierung für Jugendliche ihre Ausbildung zur Restaurantfachfrau begonnen.

Die Zur Rose Pharma GmbH bietet diverse Projekte für die Azubis, mit denen deren Motivation für die späteren Berufe gestärkt werde. Es werde ein enger Kontakt zur Berufsschule gepflegt, indem u. a. regelmäßig Klassen- und Fachlehrer kontaktiert werden und die Themen des Berufsschulunterrichts gesichtet werden.

Doch auch öffentliche Einrichtungen bieten Ausbildungsplätze an. Und besonders kümmert man sich bei der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg um die Lehrlinge. Die Uni beteiligt sich an Berufswettbewerben, wie z. B. Berufswettbewerb des Landesverbandes Gartenbau Sachsen-Anhalt e.V. Den Azubis wird während der Ausbildungszeit auch ein Blick über den Tellerrand ermöglicht, wie Auslandspraktika, Kooperation mit Praktikumspartnern wie etwa DOW bei den Laborantenberufen.