IHK fürchtet um Halles Innenstadt

von 1. April 2010

Ist die Innenstadt von Halle (Saale) in Gefahr? Das jedenfalls befürchtet die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK). Am Mittwochabend stellte die Kammer interessierten Unternehmen ihren neuesten Handelsatlas vor. Die Verkaufsflächen in Halle habe sich in den vergangenen drei Jahren um 12.325 Quadratmeter (- 3,2 Prozent) auf 374.245 Quadratmeter reduziert, so die IHK. Bei anhaltendem Bevölkerungsrückgang und einer im Landesdurchschnitt liegenden Kaufkraft ist die Verkaufsflächenausstattung so auf 1,6 Quadratmeter je Einwohner gestiegen und liegt über dem Bundesdurchschnitt (1,4).

Wie im gesamten IHK-Bezirk gebe es auch in Halle vor allem in der Innenstadt Flächenverluste, heißt es. So habe die Verkaufsfläche im abgegrenzten Innenstadtbereich mit 69.965 Quadratmetern einen Anteil von 18,7 Prozent an der Gesamtverkaufsfläche. Damit liege Halle im „soliden Mittelfeld“ der Städte im IHK-Bezirk. Wie im Landestrend wachse die Verkaufsfläche am Stadtrand. Gleichzeitig seien auch die Flächen bei Discountern um 2,5 Prozent auf 48.470 Quadratmeter gestiegen, während sie bei Fachgeschäften um 9,3 Prozent auf 58.105 Quadratmeter gesunken seien.

„Der allgemeine Trend geht gegen die Innenstadt, da sich der Abbau der Verkaufsfläche in den letzten drei Jahren ausschließlich im zentralen Bereich vollzogen hat. Auf mittlere Sicht ist die Grundversorgung gefährdet, die Halle als Oberzentrum für das Umland gewährleisten soll. Mit Blick auf die Bevölkerungsentwicklung besteht aber heute schon ein Überangebot an Verkaufsflächen und das vielfach an den falschen Standorten! Ohne ein Umsteuern der Beteiligten prognostiziere ich: Der Verdrängungswettbewerb im Handel wird noch intensiver und härter und die Innenstadt bleibt weiter auf der Verliererstraße“, so IHK-Handelsausschussmitglied Klaus-Peter Reinicke, selbst Händler in Halle.

Laut IHK stecke der Einzelhandel seit Jahren in einer Strukturkrise. Deshalb will die IHK vor Ort mit Einzelhändlern, Bürgermeistern und Abgeordneten die Ergebnisse des Handelsatlasses diskutieren. Auf der Basis der Analyse sollen Lösungsmöglichkeiten für mehr Einzelhandel, Vielfalt und Qualität in den Städten aufgezeigt werden.

Dafür hat die IHK Handlungsempfehlungen formuliert, fünf davon richten sich an die Kommunen und lauten: zeitnahe Umsetzung von Einzelhandels- und Zentrenkonzepten zur baurechtlichen Steuerung der Handelsentwicklung, Erreichbarkeit der Innenstädte sichern, Parkräume für Autokunden und ÖPNV-Anbindung anbieten, ausgewogener Branchen- und Funktionen¬mix, Ordnung, Sauberkeit und Sicherheit für Innenstädte und Stadtteilzentren sowie ein gutes Stadtmarketing.
Der Unternehmerschaft rät die IHK zu verstärkter Kooperation und privaten Initiativen. „Vor allem Immobilienbesitzer, die über Nutzung, Mieter und Zustand ihrer Gebäude entscheiden, müssen stärker in Quartiers-, Standort-, City- oder Werbegemeinschaften eingebunden werden“, so die stellvertretende IHK-Geschäftsführerin Monika Grebenstein. Die Händler sollen darüber hinaus, die Geschäfte in einer Straße, einem Stadtteil oder in der ganzen Stadt zu einheitlichen Zeiten öffnen: „Die Kunden erwarten in Halle die Transparenz und Verlässlichkeit, die sie in den Einkaufszentren rund um die Stadt gewohnt sind.“ Genauso wichtig ist es nach Meinung Grebensteins, dass die Einzelhändler noch enger in City-, Straßen- oder Werbegemeinschaften zusammenarbeiten.