IHK meldet Aufschwung im Süden des Landes

von 10. August 2011

Im Süden Sachsen-Anhalts ist die Wirtschaft im Aufschwung. Darüber informierte die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau am Mittwoch. Der Konjunkturklimaindex, in den die Einschätzungen der Unternehmen zu ihrer aktuellen Geschäftslage und zu ihren Geschäftserwartungen eingehen, liegt unverändert bei sehr guten 22,0 Punkten. Einen noch höheren Stand erreichte der Index zuvor nur ein einziges Mal, nämlich auf dem Höhepunkt des letzten Konjunkturzyklus im Frühjahr 2007. Während die Unternehmen ihre aktuelle Lage sogar noch besser einschätzen als im bereits sehr guten Vorquartal, trüben die Erwartungen leicht ein. Die Investitions- und Beschäftigungspläne liegen weiterhin im positiven Bereich.

„Die regionale Wirtschaft ist in robuster Verfassung. Bis jetzt zeigen sich die Unternehmen im Süden Sachsen-Anhalts unbeeindruckt von der aktuell aufziehenden Bewölkung am internationalen Konjunkturhimmel“, so Christof Wockenfuß, Leiter Standortpolitik bei der IHK. Saisonbereinigt ergebe sich sogar eine nochmalige Verbesserung des Konjunkturklimas im Vergleich zum ersten Quartal 2011. „Die aktuelle Unternehmensbefragung zeigt: Der Aufschwung setzt sich fort, der Optimismus bleibt. Damit trotzt die regionale Wirtschaft einem zunehmend instabilen internationalen Umfeld“, so Wockenfuß weiter.

IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Brockmeier empfahl, „sich zunächst einmal schlicht über die positiven Ergebnisse zu freuen“. Mit Blick auf das Börsengeschehen betont er: „Ich rate davon ab, sich von der mancherorts schon wieder spürbaren Panikmache anstecken zu lassen. Ein Kurssturz an der Börse macht noch keine Rezession.“ Sorge bereite eher der „verbreitet undifferenziert kritische Umgang in Politik, Wissenschaft und Medien mit vernünftigen wirtschaftspolitischen Reformvorschlägen“. Als „Muster-Beispiel im negativen Sinne“ führte der Hauptgeschäftsführer „das Zerreden“ des neuen Steuergesetzbuches des Steuerrechtlers Paul Kirchof an. „Die Umsetzung dieses Vorschlages würde Wirtschaft und Bürgern auf Dauer deutlich mehr bringen, als ein Dutzend weiterer Konjunkturpakete“, so Brockmeier weiter. Was es hier an erster Stelle von der Politik brauche, sei der parteiübergreifende Mut zur Umsetzung.

Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichtes im Einzelnen:
Die Industrie kann im zweiten Quartal die bereits sehr guten Werte aus dem Vorquartal nochmals übertreffen. Das Geschäftsklima verbessert sich leicht, wobei sowohl die Lage als auch die Erwartungen besser eingeschätzt werden. Auch der Umsatz und die Auftragseingänge ziehen weiter an, was auf einen anhaltenden Aufschwung hindeutet. Lediglich die Gewinnlage der Unternehmen stagniert. Hier machen sich die hohen Preise für Energie und Rohstoffe bemerkbar. Der Auslastungsgrad der Industriebetriebe erreicht mit 86,8 Prozent einen Spitzenwert. Auch für die Zukunft erwarten die Unternehmen steigende Absätze vor allem im Ausland und in der eigenen Region.

Im Baugewerbe ist das Bild uneinheitlich. Während die Geschäftslage deutlich besser ist als vor einem Jahr und etwas besser als im Vorquartal, entwickeln sich die Erwartungen der Unternehmen deutlich negativ. Insgesamt ergibt sich eine Eintrübung des Geschäftsklimas im Vergleich zum Vorquartal. Diese Entwicklung ist darauf zurückzuführen, dass gegenwärtig Aufträge abgearbeitet werden, die durch den späten Wintereinbruch aufgeschoben werden mussten. Die Auftragsreichweite steigt auf über 15 Wochen. Die rückläufigen Erwartungen zeigen jedoch, dass die Bauunternehmen mit einem Abbau dieser Auftragsspitzen, die teils auch noch aus Konjunkturpaketen resultieren, rechnen. So drehen die Investitions- und Beschäftigungspläne am Bau in den negativen Bereich.

Das Dienstleistungsgewerbe legt eine Verschnaufpause ein. Die heterogene Struktur der Branche sorgt zwar weiter für Stabilität. Dennoch sind Geschäftslage und Geschäftserwartungen leicht rückläufig. Das gleiche gilt für die Investitions- und Beschäftigungsabsichten. Nach wie vor ist das Konjunkturklima bei den unternehmensnahen Dienstleistern deutlich besser als bei den personenbezogenen Dienstleistern. Letztere schätzen allerdings Lage und Erwartungen besser ein als im Vorquartal, sodass sich die Kluft zwischen den beiden Untergruppen etwas verringert.

Die Stimmung im Handel ist weiterhin gut. Die Lage stabilisiert sich auf hohem Niveau, was auch an massiv gestiegenen Umsätzen deutlich wird. Die Geschäftserwartungen trüben sich im Vergleich zum ersten Quartal leicht ein, bleiben aber per saldo positiv und vor allem deutlich optimistischer als vor einem Jahr. Insgesamt ist die Stimmung im Großhandel besser als im Einzelhandel.

Das Verkehrsgewerbe sorgt für eine positive Überraschung. Mit einem markanten Anstieg des Geschäftsklimas kommt es auf den besten Wert unter allen Branchen. Diese Entwicklung geht allerdings allein auf verbesserte Lageeinschätzungen zurück, während die Erwartungen der Unternehmen deutlich rückläufig sind. Auch die Investitionsabsichten erreichen nur noch ein neutrales Niveau. Insgesamt steht der Güterverkehr besser da als der Personenverkehr. Allerdings wird der Druck durch hohe Kraftstoffpreise spürbar.