IHK: Wirtschaft im Aufschwung

von 19. Januar 2011

Sachsen-Anhalts Wirtschaft ist im Aufschwung begriffen. Davon ist die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau überzeugt. Der IHK-Klimaindex hält saisonbereinigt sein beachtliches Niveau und erreicht aktuell bereits Vorkrisenwerte. Die seit Mitte des Jahres 2010 sichtbare Entwicklung setze sich fort. Die bereits gute Geschäftslage verbessere sich weiter, die Erwartungen hingegen bleiben weiterhin deutlich zurück. Zu diesen Ergebnissen kommt die IHK Halle-Dessau in ihrem aktuellen Konjunkturbericht.

„Die bereits seit längerem vorhandene Spreizung zwischen guter Lage und zurückhaltendem pessimistischen Erwartungen spricht für eine spürbare Skepsis in der Unternehmerschaft. Diese Skepsis findet ihren Ausdruck nicht zuletzt in leicht rückläufigen Beschäftigungs- und Investitionsplänen“, so Danny Bieräugel, Referent für Standortpolitik der IHK. „Die nach wie vor sehr guten Lagewerte in allen Branchengruppen und das insgesamt stabile Geschäftsklima deuten dennoch auf einen intakten Aufschwung hin“, gibt sich Bieräugel überzeugt. Saisonal übliche Eintrübungen zeigen sich vor allem im Baugewerbe, Handel und Verkehr, während das Klima in Industrie und Dienstleistungsgewerbe weitgehend unverändert bleibt. Gegenüber dem Vorjahresquartal ist der aktuelle Gesamtwert deutlich verbessert. Hier konnten alle Branchen zulegen.

IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Brockmeier forderte eine neue Perspektive für die Themen Aufbau Ost, Demografie und Fachkräfte: „Per Saldo sind seit 1990 mehr als eine Million Menschen von Ost- nach Westdeutschland abgewandert. Bei einem Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen (West) von circa 62.000 Euro ergibt dies eine gedachte satte Transferleistung von mehr als 60 Milliarden Euro jährlich. So werden zum Beispiel die Transferzahlungen aus dem Solidarpakt II (156 Milliarden Euro für 2005-2019, also circa zehn Milliarden Euro im Jahr) rechnerisch nicht nur zur Gänze, sondern um ein Vielfaches allein von jenen Menschen erwirtschaftet, die seit 1990 in den Westen abgewandert sind. Wer über die Transfers von West nach Ost als ‚einigungsbedingte Sonderlast’ stöhnt, der sollte ‚einigungsbedingte Sondergewinne’ nicht außer Acht lassen. Und der größte Gewinn für Westdeutschland sind die zugewanderten Menschen aus Ostdeutschland.“

Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichtes im Einzelnen auf Seite 2:
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Die Industrie zeigt einen intakten Aufschwung. Der Geschäftsklimaindex legt erneut zu. Aus einer ersten Erholung von den Krisenfolgen hat sich zwischenzeitlich ein robuster Aufschwung entwickelt, der aktuell sogar die Höchstwerte des Aufschwungs des Jahres 2007 erklimmt. Dafür verantwortlich sind die sehr guten Bewertungen der Geschäftslage. Der Auslastungsgrad wächst auf knapp 86 Prozent an. Die Erwartungen hingegen trüben sich, wie auch die Beschäftigungs- und Investitionsplanungen leicht ein, bleiben per Saldo aber positiv. Es werden weiterhin Kapazitätsausweitungen geplant.

Das Baugewerbe erhält einen Dämpfer durch den frühen Winter. Der Klimaindex sinkt gegenüber dem Vorquartal ab und landet per Saldo im negativen Bereich, aber noch über dem Vorjahreswert. Die Erwartungen trüben sich – saisonal üblich – ein, die Lage bleibt deutlich positiv. Auch Umsätze und Auftragseingänge nehmen weiter zu. Die Auftragsreichweite liegt mit 12,6 Wochen leicht über den Werten des Vor- und Vorjahresquartals. Die Planungen für Beschäftigung und Investitionen sind weiterhin negativ. Unterschiede zeigen die Untergruppen: Während Tief- und Straßenbau sowie der Hochbau deutliche Verschlechterungen melden, herrscht im Ausbaugewerbe weiterhin ein sehr gutes Geschäftsklima.

Das Dienstleistungsgewerbe profitiert vom industriellen Aufschwung. Auf solidem Niveau übertrifft das Geschäftsklima deutlich seinen Vorjahreswert und ist zum Vorquartal konstant. Die Lage stagniert, die Geschäftserwartungen trüben sich ein. Gewinn- und Umsatzlage steigen jedoch an und sind per Saldo positiv. Negativ zeigen sich die Beschäftigungsabsichten, während ein Großteil der Unternehmen weiter investieren will.

Der Handel bescheinigt ein erfolgreiches Weihnachtsgeschäft. Die überraschende Klima-Belebung hält an: Der Index verzeichnet weiter einen positiven Saldowert, der im vergangenen Quartal erstmals seit 1998 erreicht wurde. Grund dafür ist die erneut überdurchschnittlich gute Geschäftslage, was auf ein gutes Weihnachtsgeschäft schließen lässt. Die Geschäftserwartungen trüben sich – saisonal üblich – ein. Das wirkt sich auch auf die Planungen für Beschäftigung und Investitionen aus: Sie fallen wieder unter die im Vorquartal überschrittene Nulllinie.

Das Verkehrsgewerbe hält Kurs. Der Klimaindex zeigt sich gegenüber dem Vorquartal unverändert positiv. Deutliche Verbesserungen sind gegenüber Jahresfrist zu verzeichnen. Damit hält die in den Vorquartalen erreichte Stabilität an und lässt die Branche weiter wachsen. Die Lage legt erneut zu, Umsätze und Aufträge ziehen per Saldo weiter an. Dies sorgt für einen großen Auftragsbestand. Die Erwartungen indes trüben saisonal üblich ein. Während die Beschäftigungsabsichten ins Minus sinken bleiben die Planungen für Investition per Saldo positiv.