Immer mehr Aufstocker und Leiharbeiter

von 13. Dezember 2011

Arm trotz Arbeit, das ist ein zunehmendes Problem in Sachsen-Anhalt. Wie die Regionaldirektion der Agentur für Arbeit in Halle (Saale) informierte, seien 30 Prozent aller Hartz IV-Leistungsberechtigten so genannte Aufstocker. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das, dass 70.000 Menschen in Sachsen-Anhalt so wenig verdienen, dass sie noch zusätzliche Leistungen vom Amt brauchen, um über die Runden zu kommen. Und auch immer mehr Selbstständige brauchen staatliche Unterstützung. 17.000 Männer und Frauen sind von dieser Problematik betroffen. Wie Lutz Mania von der Geschäftsführung der Arbeitsagentur sagte, wolle man dieses Problem im kommenden Jahr stärker angehen.

Als weiteres Problem sieht die Arbeitsagentur den hohen Anteil gering qualifizierter Personen und Menschen ohne Schulabschluss. Für sie einen Job zu finden sei fast aussichtslos. Daneben nehme der Anteil Arbeitsloser mit gesundheitlichen Problemen zu. Zudem sei es schwierig, für älterer Arbeitslose einen neuen Job zu finden. 35 Prozent aller in Sachsen-Anhalt gemeldeten Arbeitslosen sind zwischen 55 und 65 Jahren alt.

Noch nicht erkannt hätten die Unternehmen, wie wichtig die Bindung von Fachkräften sei. So werden nur 46 Prozent aller Azubis später auch übernommen. Die geringste Quote bundesweit. Allerdings liege auch die Zahl der Ausbildungsabbrecher sehr hoch. Jeder vierte Lehrling wirft hin. Agenturchef Kay Senius will deshalb die Qualität der Berufsorientierung der Arbeitsagentur auf den Prüfstand stellen. Schließlich gebe es rund 250 anerkannte Ausbildungsberufe. Doch die Berufswünsche der Jugendlichen würden sich zumeist auf die wenigen bekannten Richtungen wie Bürokaufleute, Koch, Mechaniker oder Friseur beziehen.

Abgenommen hat der Anteil der Normalbeschäftigten in Sachsen-Anhalt. Waren im Jahr 2003 noch 87 Prozent der Arbeitnehmer Vollzeit und unbefristet beschäftigt, sind es heute nur noch 80 Prozent. Dagegen nahm der Anteil der Leiharbeiter laut Agenturchef Kay Senius von 8.300 im Jahr 2003 auf 23.200 im letzten Jahr zur. Zeitjobs gab es 140.000 (2003: 102.000), Minijobs 118.000 (2003:101.000).