In Halle: erst Schneeregen, jetzt Frostalarm

von 18. April 2017

Der März 2017 war so schön warm und auch der April legte gemütlich los, doch Ostern war Schluss mit Kuscheln. Seit Tagen fallen die Temperaturen und es regnete wieder und wieder. Schaute Ostermontag noch ab und zu die Sonne durch, war der Dienstag, 18. April 2017, endgültig durchweg grau, kalt und nass. Am Abend mischten sich sogar Schnee und Graupel unter den Regen.

Nun hat auch der Blumenliebhaber und Bauernregelpoet Müller auf seinem Grundstück in Landsberg empfindliche Pflanzen in Sicherheit gebracht: Frostgefahr – in der Nacht zu Mittwoch und in der Folgenacht, wobei es am Bodennähe oft noch etwas kälter ist als in der Umgebung. Bis vier Grad ins Minus kann das Thermometer sinken. In den Bergen ist durchweg Frost. Dienstagabend lagen auf dem Brocken, Sachsen-Anhalts höchstem Berg, neun Zentimeter Schnee, auf dem Fichtelberg, dem höchsten Berg in Ostdeutschland gar 25 Zentimeter. Mittwochmorgen wird in Halle (Saale) mit gefühlten minus vier Grad gerechnet. Am Tag bleibt es kalt, aber wohl trocken und die Sonne kehrt zurück. Bis zum Freitag wird es langsam milder mit dann tagsüber auch wieder zweistelligen Werten.

Dass das Osterwetter oft unbeständig ist, hat einen schlichten Grund. In der Spanne von 35 Tagen (22. März bis 25. April 2017), auf die Ostern fallen kann, liegen die meisten Tage im launischen April, dem „Eulenspiegel der Monate“, dessen Launen wiederum durch das jahreszeitbedingte Ringen zwischen polarer Kaltluft und subtropischer Warmluft bedingt sind. Bekannt ist Goethes Gedicht „Osterspaziergang aus dem „Faust“, wonach der Winter aus den Bergen eben zu Ostern „ohnmächtige Schauer körnigen Eises“ schickt. Nicht immer stimmt das Bild von der Ohnmacht, wie Jurik Müller in der Wetterchronik von Halle sieht. So fielen Ostern 1970, genau am 28. März, neun Zentimeter Schnee in der Händelstadt. Wenige Tage vor Ostern 1771, exakt am 26. März, soll der Schnee sogar drei Ellen hoch gelegen haben (eine hallische Elle = rund 60 Zentimeter). Klirrekalt war es jeweils eine Woche vor Ostern unter anderem in den Jahren 1959 und 2013. Damals fiel das Quecksilber auf Werte unter minus 10 Grad.

Ostern ist ein Fest zwischen Wintermantel und Badehose, sagt Müller mit Blick auf die Wetterextreme rund um dieses Datum. Denn es gab auch schon ausgesprochen warme Ostertage. So erinnern sich viele Hallenser möglicherweise noch an den Ostersonntag 1962, einen 22. April, als über 26 Grad Celsius gemessen wurden. 1968 ging es gleich nach Ostern in den Hochsommer mit der Temperaturspitze von 32,6 Grad Celsius ebenfalls am 22. April.

Dr. Jurik Müller hat in Berlin Meteorologie studiert und in Halle Landwirtschaft. Bis 2013 war er beim Deutschen Wetterdienst tätig, erst in Halle (Saale), später in Leipzig. Er ist Spezialist für Agrarmeteorologie und der Erfinder des Wetterfaxes für Angler. Seine Leidenschaft sind Bauernregeln. Dazu hat er mehrere Bücher geschrieben, zuletzt „Die 444 besten Bauernregeln: Im Einklang mit der Natur durchs Jahr“, erschienen 2016.