In Halle fallen die Denkmäler

von 28. Juni 2010

Nun fallen in Halle die Denkmäler. Nachdem es in den letzten Wochen mehrfach zu bröckelnden Fassaden und Teileinstürzen kam (HalleForum.de berichtete), kam der marode Zustand zahlreicher Häuser in der Stadt wieder in die öffentliche Diskussion. Der neue MZ-Chefredakteur Hartmut Augustin schrieb in einem offenen Brief an Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados, seine Zeitung wolle das Agieren der Stadtverwaltung beobachten. Der Beginn einer Abrissserie von Kulturdenkmälern? Das zumindest mutmaßten einige Schreiber auf HalleForum.de.

Nun fällt tatsächlich nach der Artikelserie das erste Haus durch Anordnung der Stadtverwaltung. Bis zum 11. Juli hat der Eigentümer des Hauses in der Schulstraße 11 Zeit, dieses abzureißen. Sonst wird die Stadt selbst tätig. Die ersten Angebote von Abrissfirmen liegen vor. Und der Widerstand regt sich ebenso.

„Der in plötzlicher Eile verfügte Abriss des Barockhauses Schulstraße 11 durch die Oberbürgermeisterin persönlich ist blinder Aktionismus und wird der Situation in keiner Weise gerecht“, schreibt Christian Feigl vom Arbeitskreis Innenstadt (AKI) in einem offenen Brief. „Trotz seines traurigen Äußeren ist dieses Haus ein Baudenkmal aus dem 17. Jahrhundert mit wertvoller Innenausstattung. Es ist durch sinnvolle Maßnahmen in gesichertem Zustand, gerade von diesem Haus geht keine Gefahr aus! Hier soll offensichtlich die beunruhigte Öffentlichkeit kurzfristig beschwichtigt und gleichzeitig ein Problemfall der Stadtsanierung beseitigt werden. Vernünftige, sachorientierte Stadtpolitik sieht anders aus.“

Ähnlich äußert sich Franz Jäger vom Verein der Freunde der Bau- und Kunstdenkmale Sachsen-Anhalt. „Das Haus Schulstraße 11 gehört zu den wenigen Gebäuden der Innenstadt von Halle, in dessen Räumen großflächig Stuckdekoration des 17. Jahrhunderts erhalten ist. Trotz seiner äußerlich anspruchslosen Gestalt ist es ein Denkmal barocker Wohnkultur, wie es nur noch wenige gibt. Aus diesem Grund steht es auch im Denkmalverzeichnis von Halle.“ Entgegen einer „tendenziösen Meldung in der MZ“ sei das Haus zum größten Teil erhalten und baulich gesichert, stelle keinerlei Gefährdung für den Verkehr dar, so Jäger.