Die Studie, die im Zeitraum vom 15. Mai bis 22. Juni 2021 in Kooperation mit der Hochschule Fulda durchgeführt wurde, macht in ihren Ergebnissen sowohl bundesweit aber auch in Mitteldeutschland die starke Belastung und die Unzufriedenheit der Kita-Beschäftigten mit ihrer Arbeitssituation deutlich.
42 Prozent der Befragten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gaben an, dass sie zeitweise für mehr als 17 Kinder am Tag gleichzeitig verantwortlich sind, 22 Prozent davon waren sogar für mehr als 21 Kinder zuständig. Daher ist es nicht überraschend, dass 45 Prozent der Befragten sagen, dass sie zu wenig Zeit haben, um auf die Wünsche und Bedürfnisse der Kinder einzugehen.
Die seit Jahren von ver.di geforderten verbesserten Fachkraft-Kind-Relationen sind von den politisch Verantwortlichen leider immer noch nicht realisiert worden. Die Befragungsergebnisse für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen machen zum einen deutlich, wie weit Anspruch und Wirklich im Kita-Alltag auseinanderfallen und zum anderen, wie notwendig und dringlich die zeitnahe Entlastung für die Kita-Beschäftigten ist, bringt ver.di Landesbezirksleiter Oliver Greie die Befragungsergebnisse auf den Punkt.
Über 22 Prozent der befragten Fachkräfte (Thüringen: 26 Prozent, Sachsen: 24 Prozent, Sachsen-Anhalt 19 Prozent) gaben an, dass sie ihren eigenen pädagogischen Ansprüchen im Alltag nicht gerecht werden können. Über 46 Prozent arbeiten häufig bzw. sogar sehr häufig unbezahlt außerhalb ihrer normalen Arbeitszeit, um die Arbeit bewältigen zu können (Thüringen: 52 Prozent, Sachsen-Anhalt 47 Prozent, Sachsen: 42 Prozent).
Gefragt wurden die Kita-Fachkräfte auch danach, wie viele Fachkräfte in ihrem Team fehlen würden, um die pädagogische Arbeit so leisten zu können, wie es die gestellten Anforderungen, wie beispielsweise Bildungspläne, erwarten lassen. Danach fehlen in jeder Kita im Durchschnitt drei Vollzeitkräfte. Bei rund 57.600 Kitas in Deutschland sind dies knapp 173.000 fehlende Fachkräfte.
Zum Vergleich: Die Befragten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen geben an, dass im Schnitt 4,4 Kolleg*innen fehlen würden. Hochgerechnet auf die rund 5.100 mitteldeutschen Einrichtungen wären das 22.440 Fachkräfte.
Die Fachkräftelücke ist schlicht und ergreifend nicht länger hinnehmbar weder für die Beschäftigten noch für die Kinder und deren Eltern. Und natürlich auch nicht für uns als zuständige Gewerkschaft. Wir machen uns gemeinsam mit den Beschäftigten und Betroffenen stark für entlastende Arbeitsbedingungen und damit für eine qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung und Erziehung in den Kindertagesstätten unserer drei Bundesländer, sagt Greie.
Die Befragung wird bis September durch die Hochschule Fulda differenziert wissenschaftlich ausgewertet und im September in Gänze vorgestellt.
In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen werden über 560.000 Kinder von rund 70.500 pädagogischen Fachkräften betreut. Die rund 5.100 Einrichtungen befinden sich vorwiegend in öffentlicher und freigemeinnütziger Trägerschaft.